Sieg oder Niederlage?

Das sind die größten Chancen und Risiken für Elon Musk und Tesla

12.06.19 15:45 Uhr

Das sind die größten Chancen und Risiken für Elon Musk und Tesla | finanzen.net

Kaum ein US-Unternehmen steht so im Rampenlicht wie der Elektroautobauer Tesla. So schürt auch der gegenwärtige Kursrückgang der Aktie nicht nur Ängste bei den Investoren, sondern ebenso bei den Kunden. Wie sich der Elektro-Pionier zukünftig weiterentwickeln wird, hängt nun an verschiedenen Faktoren.

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Investoren, die im zurückliegenden Halbjahr Tesla-Aktien besaßen, hatten gewiss nur wenig Freude mit ihrem Investment. Denn die Papiere des US-Elektroautobauers stürzten seit dem Dezember-Zwischenhoch, welches bei rund 375 US-Dollar je Aktie markiert wurde, um rund 45 Prozent auf einen Kurs von aktuell 205 US-Dollar pro Anteilsschein ab.

Aktionäre und Analysten verlieren die Geduld

Allein in den vergangenen vier Handelswochen verlor die Aktie fast 20 Prozent an Wert und unterschritt damit nicht nur die 200-Tage-Linie, sondern auch den gleitenden Durchschnitt der 30-Tage-Linie. Derzeit sehen jedoch nicht nur die Charttechniker schwarz für die Aktie, sondern auch die Experten, die sich primär für die Fundamentalanalyse interessieren.

So sprachen sich allein im Mai schon drei namhafte Analysten für den Verkauf der Aktie aus. Mit Kurszielen in Höhe von 190 US-Dollar und 200 US-Dollar gehen die Experten von RBC Capital Markets und der Schweizer Großbank UBS zwar nicht von weiteren Kursverlusten aus, trauen dem Papier aber auch keine Erholungsrally zu. Währenddessen haben die Analysten von Barclays ein noch pessimistischeres Bild von Tesla. In einer am 30. Mai veröffentlichten Studie kürzten die Experten der britischen Investmentbank das Kursziel für den E-Auto-Pionier auf 150 US-Dollar je Aktie zusammen. Anhand dieser Einschätzung haben die Anteilsscheine nun sogar noch über 25 Prozent Luft nach unten.

Tesla-Aktie: Keine Chancen ohne Risiko

Um nun beurteilen zu können, ob sich eine Investition in den Musk-Konzern, trotz der negativen Stimmung der Analysten, lohnen könnte, müssen die diversen Risiken und Chancen des Unternehmens gegenübergestellt werden. Denn ungeachtet der aktuell vorherrschenden Untergangsstimmung ist Tesla, im Gegensatz zu VW, Daimler oder BMW, ein sehr agiler Automobilhersteller, welcher sich auf eine klare Langzeit-Strategie fokussiert und dennoch seine Flexibilität nicht verliert.

Tesla-Chef: Der smarte Visionär und seine Jünger

Des Weiteren ist es Elon Musk mit Tesla gelungen eine Marke zu kreieren, welche innerhalb kürzester Zeit eine riesige Fangemeinde hinter sich vereint hat. Diese sogenannten "Musk-Jünger" verzeihen dem Visionär nicht nur die ein oder andere Panne, sie lassen sich auch immer wieder aufs Neue faszinieren und teilen das Zukunftsbild und die Ideen des Autobosses. Hinzu kommt, dass sich Elon Musk auch nicht zu fein ist, auf Twitter viele Fragen seiner Fans und Kunden einfach selbst zu beantworten.

Tesla ist nicht nur Elon Musk

Tesla zeichnet sich jedoch nicht nur durch seinen smarten Chef und sein innovatives Image aus, sondern auch durch den technischen Vorsprung der eigenen Fahrzeugflotte. So punkten die E-Fahrzeuge von Tesla mit einer hohen Reichweite, einer einfachen und intuitiven Bedienung, sowie einer sehr revolutionären automatischen Steuerungsanlage. Darüber hinaus gelingt es Tesla inzwischen pro Woche bis zu 6.000 Fahrzeuge fertigzustellen. Dabei hat der E-Autobauer, im Gegensatz zur deutschen Automobilindustrie, auch kein größeres Problem damit genügend Akkumulatoren einzuwerben. Aufgrund langfristiger Lieferverträge mit Panasonic erhalten die Amerikaner auch in Zukunft genügend Batteriezellen sowie weitere Bauteile für ihre Produktion.

Autoabsatz ohne Zollprobleme

Auch die massive Expansion nach China wird dem US-Konzern zukünftig in die Karten spielen. Schon im Jahr 2020 sollen in der sogenannten Gigafactory 3, in der Nähe von Shanghai, die Fahrzeuge Model 3 und der SUV Model Y produziert werden. Trotz der gegenwärtigen Konsolidierungswelle im chinesischen Automobilsektor erschließt sich Tesla somit ein Milliarden-Markt. Denn mit der Fertigstellung vor Ort umgeht der Konzern jegliche Zölle und Einfuhrreglementierungen.

Die heile Fassade beginnt zu bröckeln

Dennoch läuft es beim E-Auto-Pionier längst nicht so rund wie Elon Musk das gerne hätte. Neben den zahlreichen Chancen und positiven Elementen der Tesla-Story gibt es auch eine enorme Menge an Risiken und potenziellen Gefahren für den Automobilkonzern. Dabei zeigt das verlorene Vertrauen der Investoren, welches sich am Aktienkurs ablesen lässt, nur einen Teil der derzeitigen Probleme.

Neben diversen Akku-Bränden, Rückrufen und Serviceproblemen unterstellen viele Experten dem Konzern aus Palo Alto auch ein massives Qualitätsproblem. "Es gibt eine Menge kleinerer Sachen, die Tesla nicht in den Griff bekommt, und das führt zu Frustration", so Thomas Iversen vom Verbraucherschutz. Gegenwärtig laufen in den USA sogar Gerichtsprozesse gegen den Konzern, da die Hinterbliebenen zweier junger Männer, welche in einem Tesla-Fahrzeug verbrannt sind, den Hersteller verklagt haben. Zwar geht Musk fest davon aus, dass seine E-Fahrzeuge sicherer sind als herkömmliche Fahrzeuge mit Verbrennermotoren, jedoch ist dies keinesfalls wissenschaftlich belegt. Sollten verschiedene Gutachten zu dem Schluss kommen, dass die gegenwärtige Technologie der Akkumulatoren in den Fahrzeugen Sicherheitsrisiken birgt, wäre dies der Super-GAU für Tesla.

Vision statt Value

Um das Interesse für die Marke Tesla bei den Fans und Kunden immer weiter zu steigern, beschließt Firmenchef Elon Musk immer neuere und utopischere Ziele und Projekte. Diese enorme Dynamik bringt jedoch auch Risiken mit sich und bedarf darüber hinaus einer unendlichen Kapitalausstattung. Neben den anderen Projekten von Musk, wie dem Hyperloop, der Marsmission und Neuralink, stellen viele Tesla-Aktionäre in Frage, ob sich der Konzernchef mit seiner Fülle an Projekten nicht etwas verzettelt.

Pierre Bonnet / finanzen.net

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Bildquellen: Sergio Monti Photography / Shutterstock.com, Phil Stafford / Shutterstock.com

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