Kommt der Wirtschaftsabschwung schneller als gedacht?
Vor einigen Tagen ließ die inverse Zinskurve etliche Alarmglocken unter Anlegern schrillen. Historisch gesehen müsste bis zur Rezession noch zahlreiche Monate Zeit sein - ist es diesmal nicht so?
• Inverse Zinskurve signalisiert Rezession
• Bank of America Merrill Lynch: Es ist wenig Zeit
• Es gibt nicht viel, das den Aufschwung hinauszögern könnte
Am 14. August wurde es plötzlich hektisch: In den USA und in Großbritannien kam es zu einer inversen Zinskurve: Die Rendite für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren fiel unter diejenige mit einer Laufzeit von zwei Jahren.
Auf die Zinskurveninversion folgt die Rezession - schnell?
In den vergangenen 45 Jahren ging jeder Rezession eine inverse Zinskurve voraus - im Durchschnitt lag der zeitliche Abstand bei 22 Monaten, erklärt Henrich. Ungefähr 18 Monate nach der Inversion beginnen üblicherweise die Aktienmärkte auf rotes Terrain abzudriften. Allerdings könnte es im aktuellen Marktumfeld sogar so sein, dass es viel schneller geht. Das würden zumindest Zahlen der Bank of America Merrill Lynch verkünden, schreibt der Börsenkenner: Denn während der letzten zehn inversen Zinskurven seit dem Jahr 1956 habe der marktbreite S&P 500 sechsmal drei Monate danach seine Höchststände erreicht - in den übrigen vier Fällen dauerte das elf bis 22 Monate.
Szenarien, die neue Höchststände auslösen könnten
Sven Henrich stellt einige Gedanken vor, die begünstigten, dass die Aktienmärkte schneller zu Höchstständen kämen - im Umkehrschluss wäre dann die Rezession auch schneller da. Auf der einen Seite wären da die Zentralbanken: Gestalteten diese ihre Geldpolitik weiterhin locker und senkten die Leitzinsen weiter herab, könnte mehr Bargeld in Aktien getrieben werden. Ein Volkswirt warnte bereits Ende Juli, dass die Fed eine Rezession mit einer Zinssenkung wahrscheinlicher mache. Auf der anderen Seite stünde da der Handelsstreit. Ein schnelles Ende des seit über einem Jahr andauernden Konflikts zwischen China und den USA würde Erleichterung unter Anlegern auslösen und könnte folglich eine Rally auslösen. Wie Henrich glaubt, könnte in diesem Fall eine Rezession verzögert, bestenfalls sogar verhindert werden. Allerdings sieht er die Wirtschaftsdaten als klares Zeichen dafür, dass eine "weltweite Rezession möglicherweise viel früher eintritt als erwartet", schreibt er bei CNN.
Der Abschwung kommt
Allerdings geht er davon aus, dass eine globale Rezession dennoch eine präsente Gefahr darstellt. Anzeichen ist unter anderem ein verlangsamtes Wachstum der Wirtschaft - selbst die deutliche Steuersenkung, die der US-Präsident durchsetzte, konnte nur kurzzeitig ein "vorrübergehendes Zuckerhoch" bringen, schreibt der Börsenkenner. Sollte die nächste Rally einsetzen, schlägt Sven Henrich deshalb vor, diese auszunutzen und Geld für den nahenden Abschwung zu sichern.
Redaktion finanzen.net
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