Rennen der Tech-Giganten

Amazon-Aktie vs. Alphabet-Aktie: Wer schafft es als erster auf 1.000 Dollar?

19.05.17 21:10 Uhr

Amazon-Aktie vs. Alphabet-Aktie: Wer schafft es als erster auf 1.000 Dollar? | finanzen.net

US-Technologieriesen gehören seit Monaten zu den gefragtesten Titeln am Aktienmarkt. Für zwei der größten ist die 1.000-Dollar-Marke nun in greifbare Nähe gerückt.

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Seit Monaten scheinen die Aktien des weltgrößten Einzelhandelskonzerns Amazon und des Suchmaschinenriesen Google im Gleichschritt zu laufen. Beide Titel haben innerhalb der vergangenen zwölf Monate mehr als 30 Prozent Kursplus erzielt - allein in den letzten sechs Monaten ging es für die Anteilsscheine an der US-Technologiebörse NASDAQ um mehr als 20 Prozent nach oben. Beide Titel nehmen Kurs auf die psychologisch wichtige 1.000-Dollar-Marke. Doch wer hat am Ende die Nase vorn?

Amazon-Aktionäre: Mit 2.000 Dollar zum Millionär

Die Geschäftsmodelle beider Unternehmen sind solide - und erfolgreich. Amazon hat im ersten Quartal 724 Millionen US-Dollar verdient - und den Überschuss damit um 41 Prozent gesteigert. Der Umsatz kletterte um 23 Prozent auf 35,7 Milliarden Dollar. Das Unternehmen von Jeff Bezos ist ein typisches Beispiel dafür, dass Anleger, die an die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens glauben, besonders in der Wachstumsphase der ersten Jahre auch Rückschläge hinnehmen müssen. Denn auch wenn der Aufwärtstrend der Amazon-Aktie seit Jahren langfristig nach oben zeigt: Die Tatsache, dass der als Online-Buchhandel gestartete Konzern aufgrund seiner Wachstumsambitionen und millionenschweren Investitionen lange Zeit defizitär war, hat zahlreiche Aktionäre in der Vergangenheit vergrätzt.

Viele davon werden sich heute möglicherweise ärgern, die Amazon-Aktie zu früh aus den Depots geworfen zu haben. Wer zum Börsenstart vor 20 Jahren für 2.000 Dollar Anteile gekauft hat, hätte heute Amazon-Aktien mit einem Buchwert von mehr als einer Million Dollar in seinem Portfolio. Der Börsenwert des Konzerns explodierte seit 1997 - von 660 Millionen Dollar auf 460 Milliarden Dollar. Nur drei Unternehmen auf der Welt sind damit mehr wert als der Handelsriese aus Seattle.

Google - von 85 Dollar bis auf 965,6 Dollar

Drei Jahre früher als Amazon, nämlich 2004, feierte der Suchmaschinenriese Google sein Börsendebüt. Die Aktie kostete zum Start 85 Dollar - und die Mehrheit der Experten und Analysten, aber auch viele Marktteilnehmer - hielten das Startup von Larry Page und Sergey Brin für massiv überbewertet. Doch heute, 13 Jahre später, wird der Anteilsschein auf Rekordhoch gehandelt - bis auf 970 US-Dollar ging es in der Spitze nach oben. Die Geschäftsentwicklung rechtfertigt die Explosion des Aktienkurses. Allein im ersten Quartal hat Alphabet, inzwischen Dachgesellschaft der Tochter Google, 5,43 Milliarden Dollar verdient - 29 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Erlöse wuchsen im Berichtszeitraum ebenfalls kräftig: Um 22 Prozent auf 24,75 Milliarden Dollar.

Unterschiedliche Geschäftsfelder und doch Konkurrenten

Auch wenn Amazon und Google auf den ersten Blick in unterschiedlichen Geschäftsfeldern aktiv sind, überschneiden sich diese doch in vielen Bereichen. Denn Amazon ist seinen Kinderschuhen als Online-Buchhändler längst entwachsen. Jeff Bezos hat aus dem Handelskonzern längst einen international erfolgreichen Technologieriesen geformt. Nicht der Verkauf von Handelsgütern treibt das Geschäft an - stattdessen ist es das florierende Cloud-Geschäft, das hochprofitabel läuft und bei Amazon für klingelnde Kassen sorgt. Speicherkapazitäten im Internet zur Verfügung zu stellen, hat dem Unternehmen im ersten Geschäftsquartal 724 Millionen Dollar Gewinn beschwert. Auch mit Umsätzen von 3,7 Milliarden Dollar hat das unter Amazon Web Services gebündelte Geschäft sich als Ertragsperle erwiesen. Zeitgleich ist Amazon auch als Hardwarehersteller aktiv. Erst in dieser Woche hat das Unternehmen überraschend neue Tablett-Modelle aus seiner Kindle-Reihe angekündigt. Die Amazon-Hardware ist im mittleren bis unteren Preissegment angesiedelt - Geld verdient das Unternehmen damit kaum. Stattdessen dienen die Produkte als Einstieg ins Amazon-Universum. Der Verkauf von Inhalten für die Kindle-Geräte soll für ein Umsatz- und Ergebnisplus sorgen.

Ein cleverer Schachzug, mit dem Jeff Bezos bereits Erfolge feiert. Eine Amazon-Prime-Mitgliedschaft schlägt inzwischen mit 69 Euro im Jahr zu Buche. Dennoch rechnet sich der Betrag für viele Kunden, denn neben kostenlosem Versand erhalten sie im Rahmen der Mitgliedschaft auch Zugriff auf den Streaming-Dienst Prime Instant Video, der sich inzwischen zu einem ernstzunehmenden Netflix-Wettbewerber entwickelt hat. Auch Prime Music und die Kindle-Leihbücherei sind neben einem Premiumzugang für Amazon-Blitzangebote in den 69 Dollar Jahresbeitrag enthalten.

Alphabet unterdessen ist ebenfalls mehr als eine Online-Suchmaschine, als die das Unternehmen ursprünglich an den Start gegangen war. Zwar machen Werbeerlöse im Suchmaschinenumfeld noch immer den Löwenanteil des Geschäfts aus - im ersten Quartal hat die Alphabet-Tochter Google damit 21,4 Milliarden Dollar erlöst - doch der Technologieriese hat das eigene Geschäftsfeld längst deutlich erweitert. So hat das Unternehmen auch die Smart-Home-Lösung Nest und die Roboterwagen-Firma Waymo im Haus. Mit CapitalG investiert der Milliardenkonzern in erfolgversprechende, interessante Unternehmen, mit Google Glass und dem Chromcast hat Alphabet zudem auch seine Ambitionen im Hardware-Bereich unterstrichen.
Mit Google Drive hat das Unternehmen eine konkurrenzfähige Cloudlösung am Start. Und auch in einem anderen Geschäftsbereich sind Amazon und Google inzwischen Rivalen: Mit dem Google Pixel ist das Unternehmen sogar erfolgreicher, als Amazon, der seine Smartphone-Ambitionen mit dem Fire-Phone, das sich als veritabler Flop herausgestellt hat, begraben musste.

Alexa vs. Google Assistant - Entscheidet AI das Rennen?

Die Geschäfte laufen also bei beiden Konzernen gut - auch die Wachstumsstory stimmt. Welche Aktie zuerst über die historisch wichtige 1.000-Dollar-Marke springt, wird sich daher möglicherweise in einem Wachstumsbereich entscheiden, in den sowohl Amazon also auch Alphabet größte Hoffnungen setzen: Künstliche Intelligenz.

Amazon hat Alexa am Start, einen digitalen Assistenten, der mit der Hardwarelösung Echo zusammen vermarktet wird. Ein Glücksfall für das Unternehmen, denn mit Alexa lassen sich viele andere Amazon-Dienste miteinander vernetzen. Kunden können über ihren virtuellen Mitbewohner bei Amazon einkaufen, Film- und Serienstreaming starten oder mit Amazon Music Musik hören. Zudem haben sie Zugriff auf die Cloud.

Doch auch Google hat das Geschäftssegment mit höchster Priorität versehen. Mit Hilfe des Google Assistant, ein astreiner Alexa-Rivale, will das Unternehmen in das Zuhause seiner Kunden. Der Assistent läuft auf dem Lautsprecher Google Home - ein Echo-Konkurrent. Wohin die Reise für die Alphabet-Tochter gehen soll, hat das Unternehmen auf seiner Entwicklerkonferenz deutlich gemacht. So führte Konzernchef Sundar Pichai mit Google Lens etwa eine beeindruckende Funktion vor, die Smartphones "intelligenter" machen und ihnen das Sehen beibringen soll. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: So könnten Informationen zu Sehenswürdigkeiten, die durch die Smartphone-Kamera anvisiert werden, automatisch zur Verfügung gestellt werden. Texte würden automatisch übersetzt, Speisekarten von Restaurants eingeblendet.

Auch Amazon arbeitet an Funktionen wie automatische Spracherkennung oder visuelle Bilderkennung.

Beide Unternehmen haben das Zukunftspotenzial von Künstlicher Intelligenz erkannt. Wer in diesem Bereich schneller Erfolge feiert, könnte möglicherweise zuerst die Marke von 1.000 Dollar je Aktie für sich reklamieren. Noch ist das Rennen offen.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Ken Wolter / Shutterstock.com, Justin Sullivan/Getty Images

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04.02.2009Amazon.com sellStanford Financial Group, Inc.
26.11.2008Amazon.com ErsteinschätzungStanford Financial Group, Inc.

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