QIX Deutschland: Großaktionäre stellen sich beim PrimeStone-Kandidatenstreit hinter Brenntag und Symrise legt nach Überschreiten der 30-%-Schwelle Pflichtofferte für Swedencare vor
Angesichts schwacher deutscher Industrieaufträge wird der QIX Deutschland am Dienstag ausgebremst und steht folglich am Nachmittag unverändert bei 15.435 Punkten. Brenntag bekommt im Aufsichtsrats-Streit mit PrimeStone Rückendeckung für eigene Kandidaten von Großaktionär Kühne und der Fondsgesellschaft DWS. Symrise bietet mit Pflichtangebot für Haustiernahrungs-Spezialisten Swedencare gut 37,50 SEK je Aktie und bewertet die Tochter damit mit rund 514 Mio. Euro.
Noch immer fast auf Jahreshoch notiert aktuell im Qualitäts-Index die Brenntag-Aktie, die am Dienstag kaum verändert bei 75,35 Euro steht. Zwar laufen die Vertriebsgeschäfte des Chemikalienhändlers nach wie vor robust, dafür muss sich das Management im Machtkampf mit dem aktivistischen Investor PrimeStone auf mehr Gegenwind bei der anstehenden HV einstellen. Zudem schlägt sich offenbar mit dem wichtigen Aktionärsberater ISS der zweite einflussreiche Investoren-Dienstleister auf die Seite des kritischen Finanzinvestors. Dies berichtete jedenfalls jüngst die Nachrichtenagentur Bloomberg. Dabei geht es um die von Brenntag vorgeschlagene Wahl von Richard Ridinger zum neuen Aufsichtsratschef und Suja Chandrasekaran als zusätzliches Mitglied des Kontrollgremiums. Beide lehnt PrimeStone allerdings ab, und schlägt stattdessen mit dem ehemaligen Manager Geoff Wild und der Ex-Goldman Sachs-Mitarbeiterin Joanna Dziubak, für Brenntag zwei eigene Aufsichtsratsmitglieder vor. Primestone habe letztlich die überzeugenderen Argumente vorgelegt und lenke die Aufmerksamkeit damit auf Angelegenheiten der Unternehmensentwicklung und -führung, hieß es zudem von Seiten des Aktionärsberaters ISS. Die britische Investmentgesellschaft will damit letztlich verhindern, dass die von Brenntag vorgeschlagene Wahl für die Aufsichtsratsposten auf dem Aktionärstreffen am 15. Juni durchgeht.
Mit den eigenen Kandidaten will Primestone aber vor allem eine schnelle Aufspaltung der Brenntag-Gruppe in die beiden Sparten für Spezial- und Basischemikalien erzwingen, um so die Margen zu verbessern und den Aktienwert zu steigern. Der Streit mit dem aktivistischen Investor währt aber bereits ein halbes Jahr. Schon im Dezember hatten die Briten erstmals dazwischengefunkt und sich gegen die von Brenntag geplante Übernahme des US-Rivalen Univar gestellt. Für den deutschen Chemikalien-Spezialisten wäre der Univar-Erwerb sogar einer Zeitenwende gleichgekommen, zumal bisher immer nur kleinere Akquisitionen getätigt wurden. Letztlich blies Brenntag das Kaufgebot für Univar nach der öffentlichen Kritik zu Jahresbeginn ab. Inzwischen aber bekommt das Management auch zusätzlichen Rückenwind von institutioneller Seite. So empfahl in der letzten Woche die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS in einer Stellungnahme gegenüber Bloomberg die Unterstützung der Brenntag-Vorschläge für das Kontrollgremium. Und auch der Großinvestor Klaus-Michael Kühne hatte sich vor 2 Wochen für Brenntags Marschroute starkgemacht. Fundamental ist die Aktie mit dem 18-fachen KGV auch weiterhin nicht zu teuer. Letztlich befindet sie sich damit zu Recht im deutschen Qualitätsaktien-Index (QIX). Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt.
Einer der jüngsten Favoriten war im Qualitäts-Index auch die Aktie von Symrise, die heute erneut um 1,5 % auf aktuell 100,65 Euro ansteigt. Mit dem heutigen Plus reagieren die Anteilscheine auf die Nachricht des Duft- und Geschmackstoffproduzentens, ein Pflichtangebot zur Übernahme des schwedischen Haustiernahrungsspezialisten Swedencare vorgelegt zu haben. Dabei bietet Symrise aktuell 37,50 SEK je Aktie und bewertet das Unternehmen damit mit rund 6 Mrd. SEK (514 Mio. Euro), wie am Montag bekannt wurde. Allerdings liegt die Swedencare-Offerte deutlich unter dem Schlusskurs der Aktie vom Montag bei 42,07 SEK. Der Grund hierfür ist, dass der Aromaspezialist zu dem Angebot verpflichtet war, als Ende Mai durch weitere Swedencare-Anteilkäufe die Beteiligungsschwelle von 30 % durch Symrise überschritten wurde. Dementsprechend hatte das Management bereits ein Pflichtangebot angekündigt. Die Annahmefrist für das Kaufgebot von Symrise soll für die Anteilseigner letztlich vom 21. Juni bis 26. Juli laufen. Das Angebot liege nahezu 14 % über dem volumen-gewichteten Durchschnittskurs der 30 Handelstage bis zum Überschreiten der 30-Prozent-Schwelle am 24. Mai, hieß es gestern von Seiten der Muttergesellschaft.
Der Vorstand sprach auch von einem fairen Angebot angesichts der Tatsache, dass er Symrise für den besten Eigentümer des Geschäfts hält. Jedoch sind Pflichtangebote oft so gestaltet, dass Aktionären keine attraktive Prämie auf den aktuellen Kurs geboten wird. Der Swedencare-Zukauf dürfte aber dennoch gut zur Unternehmensstrategie passen. Schließlich sind Produkte rund um Tiernahrung für Symrise in den vergangenen 5 Jahren zu einem entscheidenden Wachstumstreiber geworden. Auch Analysten halten eine Swedencare-Komplettübernahme durch den Geschmacks- und Duftstoffzulieferer für sinnvoll. Vor allem weil der weltweite Markt für Heimtiernahrung, insbesondere mit Gesundheitsbezug, weiterhin dynamisch wächst. Und selbst, wenn Symrise einen üppigen 50-prozentigen Kursaufschlag die die künftige Tochter zahlen würde, wäre die Verschuldung im Umfeld steigender Zinsen laut Experten noch immer in einem akzeptablen Bereich.
Wenn Sie den QIX nachbilden wollen, bietet sich ein Index-Tracker der UBS an.
Hinweis: Da der QIX Deutschland von finanzen.net und der Traderfox GmbH, einer Tochtergesellschaft der finanzen.net GmbH, entwickelt wurde, partizipieren die finanzen.net GmbH und die TraderFox GmbH indirekt oder direkt an der Vermarktung des QIX Deutschland. Dies betrifft u.a. Lizenzeinnahmen von Emissionsbanken und KVGs.
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Bildquellen: Traderfox