Google bald mit einer zensierten Suchmaschinen-App in China?
Medienberichten zufolge steht Google vor der Einführung einer Suchmaschinen-App für den chinesischen Markt. Dies würde einen Relaunch nach dem Marktaustritt im Jahr 2010 bedeuten.
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Lukrativer Markt mit Einschränkungen
Seit acht Jahren ist der Gigant Google nicht mehr auf dem chinesischen Markt aktiv. Zwischen 2006 und 2010 hat das Unternehmen einen eingeschränkten Dienst, ganz nach den Vorstellungen der chinesischen Regierung, angeboten und viel Kritik seitens der US-Regierung und anderen Institutionen einstecken müssen. Nachdem die chinesische Regierung die Suchmaschine mittels Cyber-Attacken und Zensur angriff, hat sich das Unternehmen ganz aus China zurückgezogen. Das Interesse an einem Re-Launch ist jedoch nie abgeklungen. Bei einer Anzahl von 772 Millionen Internetnutzern, knapp 500 Millionen davon sind Mobile-Nutzer, fällt es dem Unternehmen sichtlich schwer von solch einem Markt fernzubleiben. Jedoch hatte es Google in China nicht gerade einfach. Der chinesische Anbieter Baidu war 2009 mit einem Marktanteil von 76 Prozent deutlich vor Google, vor allem weil der Service von Google der chinesischen Sprache nicht so mächtig war wie der damalige Konkurrent. Die chinesischen Internetdienste sind vom Rest der Welt durch die Great Firewall abgeschirmt. Diese zensiert neben Texten zur politischen und generellen Meinungsfreiheit auch Ergebnisse über Nachrichten und akademische Studien. Ein Google-Service müsste diese und weitere Auflagen der chinesischen Regierung erfüllen um eine Zustimmung zu erhalten.
Seit Herbst 2017 im Gange
Nach Insider-Angaben bei "The Intercept" sind die Planungen zum Projekt "Dragonfly", eine Android-Suchmaschinen-App von Google, seit Herbst 2017 im Gange. Als mögliche Namen werden dabei "Maotai" oder "Longfei" genannt. Google-CEO Sundar Pichai soll sich im Dezember 2017 mit Wang Hung, dem Top-Auslandspolitik-Berater des Präsidenten Xi, getroffen haben. Daraufhin folgten die Bekanntgabe des Baus eines Artificial Intelligence Centers in Beijing, die Veröffentlichung einer File Management App und dem Spiel "Guess Sketch" für WeChat, einem beliebten Messenger in China. Die Insider sprachen im Interview über eine Suchmaschine, die den chinesischen Auflagen nachkommen würde. Das Unternehmen sei nach Angaben chinesischer Insider sogar schon im Kontakt mit Autoritäten der Cyberspace Administration of China (CAC). Die Eingeweihten sehen jedoch eine Realisierung in diesem Jahr als eher unwahrscheinlich an. Die Google-Insider, die namentlich nicht erwähnt werden möchten, sagten gegenüber "The Intercept", dass die finale Version in den nächsten sechs bis neun Monaten auf den Markt kommen könnte. Dies ist stark von der Zustimmung der chinesischen Autoritäten abhängig. Der Handelskrieg zwischen den USA und China dürfte eine mögliche Zustimmung nicht gerade beschleunigen.
Lohnt sich ein Google-Engagement in China noch?
Obwohl Chinas Internetnutzer-Markt genauso groß ist wie der von ganz Europa, raten Experten von einem erneuten Engagement in China ab. Selbst bei einem Erfolg würden sich demnach die Kosten nicht mit den Vorteilen decken. "The Intercept" berichtet zudem, dass Menschenrechtsaktivisten, die US-Regierung und sogar Google-Mitarbeiter solch einen Schritt als Ohrfeige gegen die Freiheit im Internet betrachten. Patrick Poon, Forscher bei Amnesty International, betitelt bei "The Intercept" ein solches Unterfangen als großes Desaster für das Informationszeitalter. Solch eine Handlung würde aufzeigen, dass man sich den Restriktionen der chinesischen Regierung beugen und gegen Rechte verstoßen müsse, um Teil am großen chinesischen Markt haben zu dürfen. Googles möglicher Einstieg wäre aus diesen Gründen ein falsches Signal für weitere interessierte Unternehmen.
Redaktion finanzen.net
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