Pariser Premier in Missbrauchsskandal an Schule unter Druck

15.02.25 19:43 Uhr

PAU (dpa-AFX) - Frankreichs Premier François Bayrou wehrt sich gegen den Vorwurf, einen Skandal um jahrelangen Missbrauch an einer katholischen Internatsschule als Bildungsminister vor rund 30 Jahren unter den Teppich gekehrt zu haben. "Ich habe alles getan, was ich tun musste, als ich Minister war, und ich habe getan, was ich dachte, tun zu müssen, als ich es nicht mehr war", sagte Bayrou nach einem Treffen mit einer Opferinitiative im südwestfranzösischen Pau.

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Der Premier, der bereits mehrere Misstrauensvoten im Parlament überstand, sieht sich unter Druck, weil er auf Missstände in dem Gymnasium, an dem auch seine Frau unterrichtete und das einige seiner Kinder besuchten, als Minister zwischen 1993 und 1997 nicht reagiert haben soll. Die Linkspartei fordert seinen Rücktritt, und in der kommenden Woche wird erneut ein Misstrauensantrag gegen den Premier erwartet, wenn auch in anderer Sache.

112 Anzeigen von ehemaligen Schülern

Inzwischen haben 112 ehemalige Schüler des Gymnasiums Notre-Dame-de-Bétharram Anzeige erstattet, weil sie in der katholischen Schule nach ihren Angaben körperlich misshandelt und auch sexuell missbraucht wurden. Wie das Bildungsministerium mitteilte, wurden von der Justiz Vorermittlungen zu den Missständen eingeleitet, die von den Sechzigerjahren bis 2011 angedauert haben.

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Vor einigen Tagen hatte Bayrou im Parlament noch gesagt, von Missständen damals überhaupt nichts gewusst zu haben. Nun sagte er, er habe 1996 eine Untersuchung zu der Schule in Auftrag gegeben, nachdem es einen Vorfall mit einer Ohrfeige gegeben habe. Die Ergebnisse dieser Untersuchung seien "beruhigend" gewesen. Recherchen des Investigativportals Mediapart legen aber nahe, dass Bayrou damals viel mehr von den Missständen mitbekommen haben könnte./evs/DP/zb