Neue Strategie

"Pershing Square 3.0": Bill Ackman zieht sich aus aktivistischen Leerverkäufen zurück

26.04.22 22:47 Uhr

"Pershing Square 3.0": Bill Ackman zieht sich aus aktivistischen Leerverkäufen zurück | finanzen.net

In seinem jährlichen Brief an die Aktionäre von Pershing Square Capital Management, erklärte Gründer und Hedgefondsmanager Bill Ackman, das Unternehmen werde sich künftig nicht mehr an aktivistischen Leerverkaufskampagnen beteiligen.

• Leerverkäufe brachten Pershing Square große Aufmerksamkeit
• Pershing Square zieht sich dauerhaft aus der Branche zurück
• Ackman setzt nun auf ruhigeren Ansatz - "Pershing Square 3.0"



Ackmans Kampf gegen Herbalife

2018 endete Ackmans fünfjähriger Kampf gegen den Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln und Pflegeprodukten Herbalife. "Wir sind ausgestiegen, weil wir der Meinung waren, dass das Kapital besser für andere Gelegenheiten eingesetzt werden könnte, insbesondere wenn man die Opportunitätskosten unserer Zeit berücksichtigt", schreibt Ackman in seinem jährlichen Brief an die Aktionäre von Pershing Square. Die Leerverkäufe gegen das Unternehmen, das Ackman beschuldigte, ein Schneeballsystem zu betreiben, gipfelten, wie CNBC berichtet, in einem öffentlichen Schlagabtausch zwischen Ackman und dem ebenfalls als aktivistischer Investor bekannten Carl Icahn bei ebendiesem Nachrichtensender.

"Trotz unserer begrenzten Beteiligung an dieser Anlagestrategie hat sie enorme Medienaufmerksamkeit für Pershing Square hervorgerufen. Neben massiven Medienerfolgen haben es unsere beiden kurzen aktivistischen Investitionen geschafft, ein Buch und einen Film zu inspirieren", schreibt Ackman in seinem Brief und dürfte damit darauf anspielen, dass die Geschichte Scott Wapner zu seinem Buch "When the Wolves Bite: Two Billionaires, One Company, and an Epic Wall Street Battle" inspirierte.

Pershing Square tritt in eine neue Ära ein

Doch damit soll nun Schluss sein. "Zum Glück für uns alle und ebenso wichtig für unseren Ruf als unterstützender, konstruktiver Eigentümer, haben wir uns dauerhaft aus dieser Branche zurückgezogen.", schreibt Ackman.

In seinem Brief gliedert er die Geschichte von Pershing Square in verschiedene Zeitabschnitte: "Wenn wir unsere Geschichte des Unternehmensengagements betrachten, haben wir zuvor zwei Epochen von Pershing Square beschrieben: (1) die Anfangszeit seit unserer Gründung als Pershing Square 1.0 oder ‘Transaktionsaktivismus‘, als wir in unterbewertete Unternehmen investierten, mit denen wir einen erheblichen Shareholder Value schaffen konnten, indem wir Unternehmensereignisse katalysierten, wie Spin-offs, strategische Vermögens- oder Unternehmenstransaktionen und/oder Änderungen der Steuer- oder Unternehmensstruktur und (2) Pershing Square 2.0, beginnend mit unserer Investition in General Growth Properties, wo wir dem Board of Directors beigetreten sind und halfen Shareholder Value aus Sicht und Einfluss eines Insiders zu schaffen."

Und so soll nun eine Art neue Ära anbrechen, in der sich Pershing Square auf langfristigere und ruhigere Investitionen konzentrieren will. "In unserem neunzehnten Jahr seit unserer Gründung hatten wir die Gelegenheit, viele Vorstände und Managementteams kennenzulernen, und wir haben uns einen Ruf als konstruktiver, langfristiger und hilfsbereiter Eigentümer aufgebaut", so Ackman. "Die Welt der großkapitalisierten börsennotierten Unternehmen ist klein, und unser Ruf als umsichtiger Investor ist daher unter CEOs, Vorständen, und anderen, die wichtig sind, bekannt. Das Ergebnis ist, dass alle unsere Interaktionen mit Unternehmen in den letzten fünf Jahren herzlich, konstruktiv und produktiv waren", erklärt Ackman in seinem Brief - und das solle auch so bleiben, denn es mache die "Arbeit leichter und mehr Spaß" und verbessere die Lebensqualität. "Wenn es also hilfreich ist, diesen ruhigeren Ansatz Pershing Square 3.0 zu nennen, sei er hiermit gesalbt", schreibt der Börsenexperte.

Auf diese Unternehmen setzt Ackman

Die Reihe der Unternehmen, in die das Hedgefonds-Unternehmen Pershing Square Capital Management investiert ist, ist nicht besonders lang. Zum Ende des vierten Quartals 2021 war Ackman im Bereich Gastronomie in Domino's Pizza, Chipotle Mexican Grill und Restaurant Brands International investiert. Daneben befanden sich das US-Immobilienunternehmen The Howard Hughes, die Hotelkette Hilton Worldwide und die Baumarktkette Lowe´s Companies im Depot des Hedgefondsmanagers.

Im Januar 2022 hatte Ackman dann außerdem mehr als 3,1 Millionen Netflix-Aktien gekauft, als der Aktienkurs deutlich gefallen war, weil sich Investoren nach der Bilanzvorlage Sorgen über das schwache Abonnentenwachstum des Streaming-Unternehmens machten. So wurde Pershing Square Capital Management laut eigener Mitteilung zu einem der Top-20-Aktionäre von Netflix.
Die Freude war allerdings nur von kurzer Dauer: Nachdem Netflix die Anleger mit seiner Zahlenvorlage zum ersten Quartal 2022 erneut vergraulte und die Aktie den Handel am vergangenen Mittwoch mit einem Abschlag von 35 Prozent beendete, zog Ackman seine Konsequenzen daraus und trennte sich, wie die Nachrichtenagentur Dow Jones berichtete, bereits wieder von seiner Netflix-Beteiligung - mit einem Verlust von etwa 400 Millionen US-Dollar. Ackman habe mitgeteilt, man habe bei Pershing Square das Vertrauen in die eigene "Fähigkeit verloren, die Zukunftsaussichten des Unternehmens vorherzusagen" und dass er selbst versucht habe, "sofort zu handeln", als er neue Informationen entdeckte habe, die nicht mit seiner ursprünglichen These übereinstimmten.

Daneben baute Pershing Square vor kurzem eine neue Beteiligung an der Canadian Pacific Railway auf.

Laut Ackman waren zum Zeitpunkt seines jährlichen Briefs an die Aktionäre - also bevor er sich wieder von seiner Netflix-Position getrennt hatte - etwa 30 Prozent des Aktienportfolios in Musik- und Video-Streaming investiert (UMG und Netflix), 26 Prozent in Restaurants und Restaurant-Franchising (Chipotle, Restaurant Brands und Domino’s), 15 Prozent in Baumärkte (Lowe’s), 10 Prozent in "Immobilien in Staaten mit erheblicher Zuwanderung" (The Howard Hughes) und in Wohnhypotheken (Fannie Mae und Freddie Mac), 10 Prozent in Hotel-Franchising (Hilton) und 8 Prozent in eine Eisenbahngesellschaft (Canadian Pacific Railway).

"Wir erwarten, dass jedes dieser Unternehmen seinen Umsatz und seine Rentabilität langfristig steigern wird, unabhängig von den jüngsten Ereignissen und den verschiedenen anderen Herausforderungen, denen die Welt kurz-, mittel- und langfristig gegenüberstehen wird", zeigte sich Ackman in seinem Brief überzeugt von seinen Investments und der neuen Ausrichtung des Hedgefonds-Unternehmens.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Bryan Bedder/Getty Images for The New York Times

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