Deutsche Bank: Weniger Geld für Jain
Spitzenverdiener Anshu Jain, als Vorstand derzeit zuständig für die ertragreiche Investmentbankingsparte, müsste sich als Deutsche-Bank-Chef auf Gehaltseinbußen einstellen.
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von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag
Die Nachfolge von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und dessen möglicher Wechsel in den Aufsichtsrat wird zwar noch munter diskutiert. Doch wenn nach dem Abgang des Schweizers tatsächlich eine Doppelspitze zum Einsatz kommen sollte, gilt zumindest einer schon als gesetzt: Vorstandsmitglied Anshu Jain, zuständig für die ertragreiche Investmentbankingsparte des größten deutschen Geldinstituts.
Als Spartenchef verdiente der 48-Jährige in den vergangenen Jahren nicht schlecht, von über 100 Millionen Euro war allein für 2003 die Rede. Seit Jain am 1. April 2009 in den Deutsche-Bank-Vorstand einzog, unterliegt er der Vorstandsvergütung und musste bereits Abstriche machen. Laut Geschäftsbericht kam er im Verlustjahr 2009 aber immerhin noch auf acht Millionen Euro und 2010 auf knapp zwölf Millionen. Zum Vergleich: Ackermann lag 2010 bei rund neun Millionen Euro.
Auf welcher Flughöhe es weitergeht, darüber hat sich das Kontrollgremium bereits Gedanken gemacht: „Über die Gehaltsfrage bei Herrn Jain wurde natürlich im Gremium gesprochen“, sagt ein Aufsichtsratsmitglied. „Und da ist die Lage auch ziemlich eindeutig. Wenn Jain Vorstandschef der Bank werden sollte, bekommt er einen Vertrag wie auch Herr Ackermann. Ein höheres Gehaltsniveau, vor allem in den Größenordnungen, wie er es früher bezogen haben soll, ist absolut nicht vorstellbar, das geht nicht.“
Die Vergütungsexpertin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Christiane Hölz, sieht das ähnlich: „Ich gehe davon aus, dass sich das Fixgehalt von Herrn Jain dem von Herrn Ackermann anpassen wird.“ Bei der variablen Vergütung müsse der Aufsichtsrat zudem die mit der Position des Vorsitzenden deutlich steigende Vorbildfunktion beachten. Aber auch das innerhalb der Bank herrschende Gehaltsgefüge müsse berücksichtigt werden, insbesondere gegenüber dem möglichen Co-Chef Jürgen Fitschen (62). Im Übrigen sei auch das Alter von Jain zu bedenken, sagt Hölz. Ihr Fazit: „Bei zweistelligen Millionengehältern ist sicherlich die Schmerzgrenze erreicht. Diese sind dann kaum noch vermittelbar und können den sozialen Frieden gefährden.“ Hölz glaubt, dass die Berufung Jains nicht an der Gehaltsfrage scheitern wird. Schließlich sei mit der Position des Vorstandschefs auch eine höhere Reputation verbunden.
Eine rasche Lösung der Nachfolgefrage zeichnet sich unterdessen noch immer nicht ab. Aufsichtsratschef Clemens Börsig plädiert für eine Doppelspitze aus Jain und Deutschland-Chef Fitschen, der dreiköpfige Nominierungsausschuss soll sich darauf auch schon festgelegt haben. Eini- ge Belegschaftsvertreter fühlen sich jedoch schlecht informiert und sehen noch Gesprächsbedarf. Hinzu kommt, dass auch die Belegschaftsvertreter untereinander nicht einer Meinung sind. Ob die bevorstehende Aufsichtsratssitzung am 26. Juli schon zu einer Klärung führt, ist offen.
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