Nach Twitter-Einstieg

Twitter-Übernahme geplant: Darum könnte Tesla-Chef Elon Musk den Posten im Verwaltungsrat abgelehnt haben

14.04.22 21:29 Uhr

Twitter-Übernahme geplant: Darum könnte Tesla-Chef Elon Musk den Posten im Verwaltungsrat abgelehnt haben | finanzen.net

Nur wenige Tage nachdem bekannt wurde, dass Tesla-CEO Elon Musk nun der größte Aktionär des Kurznachrichtendiensts Twitter ist und ihm sogar ein Platz im Verwaltungsrat angeboten wurde, erteilte der Unternehmer dem Konzern eine Absage. Doch was steckt hinter dem Rückzieher?

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• Elon Musk nun größter Twitter-Aktionär
• Rückzieher nach Berufung in Verwaltungsrat
• Übernahme geplant



Twitter-Fan Elon Musk startet Umfrage zu Redefreiheit

Bereits seit einiger Zeit gilt Tesla-CEO Elon Musk als einer der größten Fans des Kurznachrichtendiensts Twitter. Die Tweets des Unternehmers hatten in der Vergangenheit bereits weitreichende Folgen, etwa als Musk 2018 die Überlegung äußerte, die Aktien des E-Autobauers von der Börse zu nehmen, was den Kurs der Tesla-Papiere zeitweise zweistellig antrieb und eine kurzzeitige Handelsaussetzung zur Folge hatte. Weitere Nachrichten auf dem sozialen Netzwerk, in denen sich der Unternehmensleiter positiv über die Kryptowährungen Bitcoin und Dogecoin äußerte, sorgten bei den beiden Internet-Coins ebenfalls für Kurssprünge.

Erst Ende März startete Musk dann via Twitter eine Umfrage an seine Follower. "Die Redefreiheit ist für eine funktionierende Demokratie unerlässlich. Hält Twitter diesen Grundsatz strikt ein?", so die Fragestellung. Während 29,6 Prozent der mehr als zwei Millionen Teilnehmer der Meinung waren, dass Twitter die Redefreiheit garantiert, stimmten 70,4 Prozent mit "Nein" ab. Musk warnte seine Gefolgschaft, dass die Abstimmung weitreichende Folgen haben werde und man daher nur wahrheitsgemäß antworten solle.

Musk deckts sich mit Twitter-Aktien ein

Wenige Tage später folgte dann die Ankündigung, dass Musk mit einem Anteil von 9,2 Prozent aller Twitter-Aktien nun der größte Aktionär des Mikroblogging-Dienstes sei. Laut einem Bericht der US-Börsenbehörde SEC kaufte Musk bereit im März 73,49 Millionen Twitter-Anteile. Bei den Anlegern kamen die Neuigkeiten gut an: Das Twitter-Papier kletterte am 4. April, dem Tag der Ankündigung, bis zum Handelsschluss um mehr als 27 Prozent nach oben. Kurz darauf hieß Twitter-CEO Parag Agrawal den Unternehmer dann auch im Verwaltungsrat des Unternehmens willkommen. "Er ist sowohl ein leidenschaftlicher Verfechter als auch ein scharfer Kritiker des Dienstes. Das ist genau das, was wir auf Twitter und in der Chefetage brauchen, um uns langfristig stärker zu machen", so Agrawal in einem Ankündigungstweet.

Und auch Musk schien seine neue Rolle direkt nach Bekanntgabe des Deals bereits ernst genommen zu haben und fragte die Twitter-Fangemeinde, ob sie Interesse an einem Edit-Button habe. Aktuell ist es nicht möglich, Tweets nach dem Absenden erneut zu bearbeiten. Diese Idee schien jedoch nicht auf Musks Mist gewachsen zu sein: Kurz darauf kündigte das Twitter-Kommunikationsteam an, dass man bereits seit dem vergangenen Jahr an einer solchen Funktion arbeite und diese in den kommenden Monaten getestet werden soll.

Musk lehnt Platz im Twitter-Verwaltungsrat ab

Kurz nach der Berufung in den Verwaltungsrat machte Musk dann aber doch einen Rückzieher: Wie Agrawal via Twitter erklärte, habe sich der Tesla-Chef gegen die Position entschieden. "Der Verwaltungsrat und ich hatten viele Diskussionen über die Aufnahme von Elon in den Verwaltungsrat und mit Elon selbst", so der CEO. "Wir waren begeistert von der Zusammenarbeit und uns über die Risiken im Klaren. Wir waren auch der Meinung, dass Elon als Treuhänder des Unternehmens, der wie alle Vorstandsmitglieder im besten Interesse des Unternehmens und aller Aktionäre handeln muss, der beste Weg nach vorn ist." Doch trotz der Absage vonseiten Musk freue man sich bei Twitter auf einen offenen Dialog mit dem Unternehmer. "Wir haben und werden immer Wert auf die Beiträge unserer Aktionäre legen, ob sie nun im Vorstand sitzen oder nicht. Elon ist unser größter Anteilseigner und wir werden weiterhin offen für seinen Beitrag sein", heißt es weiter.

Hintergrundcheck als K.-o.-Kri­te­ri­um?

Doch was steckt hinter Musks Rückzieher? Wie Agrawal in seiner Erklärung schreibt, hätte die Aufnahme in den Verwaltungsrat des Unternehmens auch eine Hintergrundüberprüfung von Musk bedeutet. Zahlreiche Twitter-Nutzer vermuteten zunächst, dass sich Musk dieser nicht stellen wolle und den Platz im Verwaltungsrat deshalb aufgegeben hat, um keine Details von sich preisgeben zu müssen, wie das Finanzportal "Moneycontrol" berichtet.

Es gibt jedoch einen Hinweis auf einen weiteren möglichen Grund, wieso der Tesla-Chef und Twitter-Fan den Posten ablehnte. Nachdem die Twitter-Führung Musk in den Verwaltungsrat einlud, reichte dieser bei der SEC ein aktualisiertes 13D-Formular zu seiner Transaktion ein. In einem Abschnitt zum Zweck des Anteilkaufs heißt es etwa, dass Musk in den Verwaltungsrat berufen werde und während seiner Zugehörigkeit zu diesem, sowie 90 Tage danach, nicht mehr als 14,9 Prozent aller Twitter-Aktien besitzen dürfe. Wie "CNBC" berichtet, seien zahlreiche Analysten nun der Meinung, dass Musk seinen Anteil an Twitter-Aktien langfristig über diese Grenze heben will, um mehr Kontrolle über das Unternehmen zu bekommen.

"Feindliche Übernahme" durch Musk möglich

Wird Twitter damit das nächste Unternehmen in der Reihe der Musk-Konzerne, neben Tesla, SpaceX und The Boring Company? Wie Don Bilson von Gordon Haskett Research Advisors laut CNBC in einer Notiz schrieb, könnte sich die Twitter-Führung durch Musks Absage viel Ärger erspart haben, da es durchaus möglich sei, dass dieser Informationen veröffentlicht, die nur auf Vorstandsebene diskutiert werden. "Die Kehrseite der Medaille ist, dass TWTR sich mit einem Joker-Investor auseinandersetzen muss, der bereits 9 % des Unternehmens besitzt und über die Mittel verfügt, die restlichen 91 % zu kaufen. So volatil wie Musk ist, könnten wir einen solchen Schritt in Kürze sehen. Oder wir werden es nie erleben", so der Stratege. Um eine mögliche "feindliche Übernahme" abzuwehren, könnte sich für Agrawal bewähren, ein gutes Verhältnis zu Musk aufrecht zu erhalten. "Es wird ziemlich schwer sein, sich auf eine Investitionsthese festzulegen, weil man nie weiß, woher der Wind weht", so Bilson gegenüber dem TV-Sender. "Ich glaube nicht, dass bei diesem Mann irgendetwas nicht auf der Tagesordnung steht."

"Game of Thrones"-Kampf statt Aschenputtel

Und auch Wedbush-Analyst Dan Ives sieht die Möglichkeit einer feindlichen Übernahme für gegeben. "Dies wird eindeutig eine unfreundliche Situation sein", so der Analyst gegenüber "Squawk Box"-Moderator Andrew Ross Sorkin. "Anstatt dass Musk in der Vorstandsetage in der Ecke sitzt und einfach nur nein sagt oder bestimmten Vorstandskandidaten zustimmt, denke ich, dass es jetzt wirklich zu dem Punkt kommt, dass wir in den kommenden Tagen sehen werden, ob er feindseliger und aktiver wird - darauf konzentriert sich die Börse." Laut "Barron’s" sprach der Stratege gar von einem Konflikt epischen Ausmaßes. "Von einer Aschenputtel-Geschichte, bei der Musk dem Twitter-Vorstand beitritt und seinen Anteil unter 14,9 % hält, um Twitter strategisch voranzubringen, wird es nun wahrscheinlich zu einem 'Game of Thrones'-Kampf zwischen Musk und Twitter mit der hohen Wahrscheinlichkeit, dass Elon eine feindseligere Haltung gegenüber Twitter einnimmt und seinen aktiven Anteil am Unternehmen weiter ausbaut", zitiert das Portal Ives.

Übernahmeversuch gestartet

Und tatsächlich: Wie die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag berichtet, will der Konzernlenker nun auch Twitter zu seinen Unternehmen zählen. So biete er allen Aktionären des Dienstes 54,00 US-Dollar je Aktie und damit mehr als das Papier zuletzt wert war. Anschließend soll das Unternehmen von der Börse genommen werden. Ob Musks Plan aufgeht, ist jedoch noch unklar.

Musk könnte sich mit Twitter-Einstieg Ärger eingehandelt haben

Es bleibt also abzuwarten, welche Rolle Musk in der Zukunft bei dem Kurznachrichtendienst spielen wird. Fest steht aber, dass der Unternehmer mit seinem Twitter-Einstieg bereits Einigen auf den Schlips getreten war. Nicht nur könnte die Transaktion die SEC auf den Plan rufen und eine Untersuchung wegen Kursmanipulation nach sich ziehen, ein Twitter-Aktionär reichte nun auch eine Sammelklage gegen den Tausendsassa ein. Laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur wirft der Kläger Musk vor, den Kauf seinen Aktienpakets nicht innerhalb der gesetzlichen Meldefrist veröffentlicht zu haben, um den Aktienkurs künstlich auf niedrigem Niveau zu halten, was weitere Zukäufe begünstigt habe.

Bei Twitter stehen in den nächsten Wochen außerdem einige wichtige Termine an. Während der Tech-Konzern am 28. April die Bücher zum ersten Quartal 2022 öffnet, steht am 25. Mai die Jahreshauptversammlung der Aktionäre an. Ob und in welchem Umfang sich Musk dort beteiligen wird, ist jedoch noch unklar.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Quka / Shutterstock.com, ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images

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