Trotz Apple Car-Absage: Apple will den Automobilmarkt nicht ganz aufgeben
Nachdem Apple mehrere Jahre an einem eigenen Auto gearbeitet hat, wurde das Projekt Titan im Februar überraschend abgeblasen. Auch wenn es kein Apple Car geben wird, möchte Apple den Automobilmarkt nicht ganz aufgeben.
Werte in diesem Artikel
• Apple beerdigt Apple Car-Pläne
• Neue Generation CarPlay in Entwicklung
• Bezahlmodell im Blick
Apple Car-Pläne beerdigt
Jahrelang arbeitete der iPhone-Hersteller Apple am Einstieg in den Automarkt. Das Apple Car, intern unter dem Codenamen "Titan" bekannt, wurde zwar offiziell nie angekündigt, Insider lieferten jedoch immer wieder Einblicke in die Pläne des Konzerns. So sollte es sich bei dem iCar um ein Elektroauto handeln, das nicht nur mit autonomen Fahrfunktionen, sondern auch einer engen Verwebung mit Apples bisherigen Produkten und Services glänzt, wenn man den Gerüchten Glauben schenken konnte. Ungefähr 2.000 Mitarbeiter sollen an dem Fahrzeug gearbeitet haben.
Daraus scheint nun aber nichts zu werden. Informationen der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge, habe Apple-CEO Tim Cook dem Projekt im Februar eine Absage erteilt und das Schicksal des Apple Cars damit besiegelt.
Das steckt hinter der Absage
Doch was steckt hinter dem Misserfolg? Einem Bericht der "Neuen Zürcher Zeitung" zufolge kam es immer wieder zu zeitlichen Verschiebungen, sodass der geplante Marktstart von 2026 auf 2028 herausgezögert werden musste. Auch habe es zwischen dem Aufsichtsrat und der Geschäftsleitung immer wieder Diskussionen darüber gegeben, was man sich von dem Projekt erhoffe. Mit einem Prototyp wurden bereits mehrere Testfahrten unternommen, während diese in freiem Gelände auch erfolgreich verliefen, kam es in Umgebungen mit Hindernissen immer wieder zu unerwünschten Effekten. Einmal, so die NZZ, habe das Apple Car fast einen Jogger angefahren. Intern wurde das Projekt Titan wohl deshalb auch "Titanic Disaster" genannt, so die "New York Times". Darüber hinaus dürfte Apple auch die Negativnachrichten um autonome Fahrzeuge von Unternehmen wie Tesla, der General Motors-Tochter Cruise und Uber ganz genau beobachtet haben. Hier kam es immer wieder zu - teils tödlichen - Unfällen mit selbstfahrenden Fahrzeugen. All diese Gründe dürften dafür gesorgt haben, dass Apple die Pläne um ein eigenes Auto nun begräbt.
CarPlay-Entwicklung vorangetrieben
Ganz möchte Apple seine Autopläne aber offenbar doch nicht aufgeben, wie "Bloomberg"-Chefkorrespondent Mark Gurman, der als verlässliche Quelle zu Produktankündigungen des iKonzern gilt, in einem Beitrag erklärte. Bereits im Juni 2022 wurde die Überarbeitung der Auto-Schnittstelle CarPlay angekündigt. Ursprünglich 2014 erschienen, bietet das System die Integration des iPhones in moderne Bedienkonsolen von Kraftfahrzeugen. So können direkt über das Infotainmentsystem vieler Fahrzeughersteller Nachrichten gesendet und empfangen, Musik abgespielt, der Kalender bedient sowie Apples Sprachassistent Siri genutzt werden. Auch die Navigation über Karten-Apps wie Apple Karten oder Google Maps ist möglich. Seit 2021 können einige Fahrzeuge bereits mit dem iPhone entsperrt und sogar gestartet werden.
Neue CarPlay-Generation
Die neue Generation von CarPlay, die bei Apple unter dem Projektnamen IronHeart entwickelt wird, soll mit zahlreichen weiteren Funktionen daherkommen. So soll die Apple-typische Benutzeroberfläche auf sämtliche Anzeigen im Fahrzeug erweitert werden und nicht nur in der Hauptkonsole zu sehen sein. Die Schnittstelle soll außerdem deutlich tiefer in die Fahrzeugfunktionen eingebunden sein, sodass sich mittels CarPlay etwa auch Radiosender und die Innentemperatur einstellen lassen können, wie Apple ankündigte. Die ersten Fahrzeugmodelle, die CarPlay der nächsten Generation unterstützen, sollen noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Das bislang einzige bestätigte Modell ist der Aston Martin DB12. Auch der Sportwagenbauer Porsche will da neue CarPlay in einigen seiner Autos anbieten, um welche es sich dabei handelt, ließ die VW-Tochter jedoch offen.
Konkurrenz zu Android Auto
Gurman zufolge kündigte Apple das CarPlay-Upgrade aus der Not heraus an. Konkurrent Google bietet mit Android Auto bereits ein ähnliches System an, das ebenfalls über Funktionen wie Musik- und Podcastwiedergabe, Sprachsteuerung und Kartennavigation verfügt. Mit dem Nachfolger Android Automotive, der in Fahrzeugen bereits vorinstalliert sein soll, sind Google-Features künftig auch ohne ein verbundenes Smartphone nutzbar, so der Experte. Mit einer eleganten Benutzeroberfläche und variablen Anpassungsmöglichkeiten will Apple nun aber Autohersteller und Autofahrer gleichermaßen von seiner Schnittstelle überzeugen.
CarPlay kostenlos verfügbar - noch
Dennoch ist zu beachten, dass Apple weder mit der jetzigen Version von CarPlay, noch mit der zukünftigen Variante Geld macht, so Gurman weiter. Die Schnittstelle ist nicht als kostenpflichtiges Abomodell geplant und auch die Autohersteller sollen nicht für den Service bezahlen müssen. Wie der Experte erklärt, könnte das Aus des Apple Cars den Konzern nun aber zu einer Abkehr von dieser Strategie drängen. So sei es im Interesse von Apple, die Expansion von CarPlay voranzutreiben und die Sparte profitabel zu gestalten - andernfalls drohe die Gefahr, dass der Sektor vollständig in der Hand von Konkurrenten liege.
Mögliches Bezahlmodell
Gurman schlägt vor, dass Apple von Autoherstellern verlangen könne, CarPlay in ihren aktuellen Modellen zu implementieren. So gebe es genügend Apple-Fans, für die die Funktion ein Kaufgrund sein könne. Denkbar sei außerdem, dass die bisherige CarPlay-Version kostenlos bleibt, die aktualisierte Fassung der nächsten Generation aber nur nach einem Kauf nutzbar ist. Hier schlägt der Apple-Kenner den Namen CarPlay+ vor, analog zu Apple TV+ und Apple News+.
In diesem Fall sei es auch nicht mehr notwendig, für jeden Autohersteller unterschiedliche Designs zu entwickeln, die jedoch alle auch zusätzlich die vom iPhone bekannte Nutzeroberfläche widerspiegeln, wie es beim neuen CarPlay geplant ist. So könne es sich für den iKonzern lohnen, einige anpassbare Vorlagen bereitzustellen, an denen sich die Nutzer des Dienstes bedienen können.
Redaktion finanzen.net
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