Missglückte Short-Wetten

Nicht nur GameStop: Diese Short Squeezes brachten Hedgefonds Milliardenverluste ein

25.10.23 06:09 Uhr

GameStop: Milliardenverluste durch missglückte Short-Wetten | finanzen.net

Mit dem Hype um GameStop und AMC im vergangenen Jahr stand das Thema Short Squeezes bei Anlegern hoch im Kurs. Dabei gab es bereits zuvor ähnliche Ereignisse, die den Leerverkäufern zum Teil hohe Verluste bescherten.

Werte in diesem Artikel

• Kleinanleger organisieren sich über Reddit und lassen GameStop-Aktie steigen
• Hohe Verluste für Shortseller
• Bereits ähnliche Ereignisse in der Vergangenheit

"WallStreetBets" vs. Hedgefonds

Short Squeezes haben durch den Hype um Aktien des Videospielhändlers GameStop im Januar 2021 erheblich an Aufmerksamkeit gewonnen. Die angeschlagene Einzelhandelskette aus den USA fiel in den vergangenen Jahren deutlich hinter Konkurrenten aus dem Online-Geschäft zurück, was sich auch am Aktienkurs des Unternehmens zeigte. Damit rückte der Anteilsschein vermehrt in den Fokus von Shortsellern, die auf sinkende Kurse der GameStop-Aktie wetteten. Kleinanleger hatten sich daraufhin auf Reddit und Twitter organisiert, um einen Short Squeeze zu starten und den Kurs der GameStop-Titel weit ins Plus zu treiben. Damit wurden professionelle Leerverkäufer dazu gezwungen, ihre Short-Positionen gegen die Aktien aufzulösen und diese zum aktuellen Börsenpreis zu kaufen. Bei der Masse an geshorteten GameStop-Papieren löste dies einen weiteren Kurssprung aus und bescherte Anlegern weitere Gewinne. Kostete die GameStop-Aktie Anfang Januar 2021 an der NYSE etwa noch knapp 18 US-Dollar, kletterte der Kurs im Verlauf des Monats auf bis zu 483 US-Dollar und lag damit mehr als 2.700 Prozent darüber. Der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge mussten betroffene Hedgefonds insgesamt Verluste über sechs Milliarden US-Dollar hinnehmen.

Im Zuge des GameStop-Hypes drängte die Reddit-Community "WallStreetBets" Shortseller auch zu einem Short Squeeze bei Aktien der ins Straucheln geratenen US-Kinokette AMC.

Zwar erhielt das Thema durch die WallStreetBets-Bewegung vermehrte Aufmerksamkeit, Short Squeezes gab es jedoch bereits in der Vergangenheit einige. Die folgenden Nennungen zeichnen sich dadurch aus, dass besonders hohe Geldsummen involviert waren und die betreffenden Aktienkurse sprunghaft in schwindelerregende Höhen schossen, diese Gewinne in der Regel jedoch nicht halten konnten.

Knapp 100 Jahre vor GameStop-Hype: Piggly Wiggly-Short Squeeze versetzte Hedgefonds in Panik

Fast ein Jahrhundert bevor sich Privatanleger via Reddit organisierten, um die Aktien von GameStop und AMC zu boosten, kam es an der Wall Street bereits zu einem sagenhaften Short Squeeze. Der Geschäftsmann Clarence Saunders gründete 1916 die erste Filiale des Selbstbedienungsgeschäfts für Lebensmittel Piggly Wiggly, in den Folgejahren expandierte das Unternehmen stark und konnte bereits auf ein riesiges Filialnetz in den USA blicken. 1922 fanden die Anteile der Einzelhandelskette dann den Weg an die Wall Street und wurden zum Handel zugelassen. Im Herbst desselben Jahres häuften sich dem Portal zufolge aber Insolvenzen unter großen Franchisehändlern. Zwar konnten in Piggly Wigglys Unternehmensdaten keine Anzeichen für ein ähnliches Schicksal gefunden werden, einige Händler starteten dennoch Short-Positionen gegen Saunders Unternehmen. Offenbar erbost über dieses Vorgehen, nahm der Gründer der Kette einen Kredit über 10 Millionen US-Dollar auf, kaufte mehr als die Hälfte aller ausstehenden Anteile an der Börse auf und trieb damit den Aktienkurs in die Höhe. Im März 1923 besaß Saunders schließlich 198.000 Piggly Wiggly-Aktien und damit 99 Prozent aller Anteile. Nachdem sich einige der Shortseller bei der New Yorker Börse über das Vorgehen des Geschäftsführers beschwerten, leitete diese eine Untersuchung ein. Um den Einfluss auf die Leerverkäufer nicht zu verlieren, verkaufte Saunders einige der Aktien zum Festpreis an die Öffentlichkeit - ohne den Weg über die Börse zu gehen. Am 20. März 1923 startete er schließlich den Short Squeeze: So forderte er von Leerverkäufern die Rückgabe von 42.000 Aktien seines Unternehmens. Diese drängten an die Börse, um Aktien zu kaufen, was den Kurs des Papiers in die Höhe trieb und die Kaufpreise der Händler weit über deren Verkaufspreise klettern ließ.

Wenige Stunden später setzte die Börse den Handel mit den Papiere jedoch aus. Damit hatten die Händler Zeit, ihre Positionen zu bedienen und ihre Verluste einzuschränken. Zwar hatte Saunders damit die komplette Kontrolle über die Piggly Wiggly-Aktien, jedoch konnte er sie nicht mehr auf dem öffentlichen Markt verkaufen und steckte tief in den Schulden. Schließlich gab er seine Aktien ab und meldete Konkurs an.

Bill Ackman wettet gegen Herbalife-Aktien - und verschätzt sich

Herbalife ist ein Hersteller von Nahrungsergänzugsmitteln, der seine Produkte durch eigene Produktberater an die Kunden bringt. Hedgefondsmanager Bill Ackman von Pershing Square Capital Management kritisierte den Anbieter im Dezember 2012 dafür, über ein Schneeballsystem zu funktionieren, und sagte dem Unternehmen die Insolvenz voraus. Im Zuge dessen startete er eine Short-Wette gegen Herbalife. Damals war eine Herbalife-Aktie etwa 45 US-Dollar wert.

Auf Widerstand stieß Ackmans Einschätzung von Seiten der Hedgefondsmanager Carl Icahn, Dan Loeb, George Soros und weiteren. Alleine Icahn übernahm daraufhin 26 Prozent von Herbalife und wurde damit zum größten Aktionär des Unternehmens. In den darauffolgenden Jahren ging es für die Aktie deutlich nach oben, wodurch sich der Investor über Milliardengewinne freuen durfte, während sich Ackmans Short-Position nicht bezahlt machte. 2018 stieß der Pershing Square-Gründer seine Short-Positionen gegen Herbalife ab, der Wert der Aktie betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 90 US-Dollar. "The Street" zufolge verkaufte Ackman 200 Millionen Aktien leer, wodurch jeder Kursanstieg der Herbalife-Aktie um einen US-Dollar den Investor 20 Millionen US-Dollar gekostet haben soll. "Investopedia" zufolge soll der Gesamtverlust - zusätzlich zu den Kosten für den initialen Kredit - etwa eine Milliarde US-Dollar betragen haben.

Alibaba setzt Shortseller schachmatt

Auch der chinesische Amazon-Konkurrent Alibaba war in den vergangenen Jahren ein beliebtes Ziel von Shortsellern. Analysen von S3 Partners zufolge, die dem Marktportal "Insider Monkey" vorliegen, dürften Alibaba-Leerverkäufer 2017 aber auf Verlusten über 10 Milliarden US-Dollar sitzen geblieben sein. Damit war der Tech-Konzern aus dem Reich der Mitte im betrachteten Jahr die zweitmeistgeshortete Aktie - direkt nach Tesla. Trotz der pessimistischen Erwartungen der Hedgefonds konnte das Unternehmen seine Umsatz- und Gewinnerwartungen übertreffen, was den Aktienkurs in die Höhe trieb.

Volkswagen nach Short Squeeze zeitweise teuerstes Unternehmen der Welt

Aber auch in Deutschland ist das Phänomen Short Squeeze nicht vollkommen fremd. 2008 rief die Tatsache, dass der Wert zwischen Vorzugs- und Stammaktien des Autobauers Volkswagen eine erhebliche Differenz aufwies, Leerverkäufer auf den Plan, die daraufhin gegen die Stammscheine wetteten. Im Oktober desselben Jahren sorgte dann die Meldung, dass der Sportwagenhersteller Porsche seinen Anteil am Volkswagen-Konzern auf 42,6 aufstockte und sich Optionen für weitere 31,5 Prozent der Titel sicherte, für steigende Kurse der VW-Aktien. Auch das Bundesland Niedersachsen besaß zu diesem Zeitpunkt 20 Prozent der Anteile der Wolfsburger. Damit waren am freien Markt gar nicht genügend Aktien verfügbar, um alle Positionen der Shortseller zu bedienen. Der Kurs der VW-Titel schoss auf mehr als 1.000 Euro je Aktie, wodurch der Autobauer zeitweise sogar das teuerste Unternehmen der Welt war. Unter den Hedgefonds machte sich derweil Panik breit - zurecht, wie sich schon bald herausstellen sollte. Konnten VW-Anleger ihre Anteile mit großen Gewinnen verkaufen, erlitten die Shortseller Verluste in Höhe von etwa 30 Milliarden US-Dollar, wie "Value of Stocks" berichtete. Der Kurssprung der VW-Scheine blieb derweil nur von kurzer Dauer. In den folgenden Tagen fiel der Wert der Aktien wieder stark zurück, der Dieselskandal belastete den Kurs der Titel in den Folgejahren zusätzlich. Trotz der Übernahmegerüchte gehört Porsche seit 2009 zum Volkswagen-Konzern.

Teslas Aktienrally ließ Leerverkäufer 2020 alt aussehen

Für die Aktie des Elektroautoherstellers Tesla lief es im Jahr 2020 hervorragend. Mit der generellen Tech-Rally nach dem Corona-Crash im Frühjahr, der steigenden Nachfrage nach E-Autos und der anstehenden Aufnahme in den US-Index S&P 500, der die 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA beinhaltet, konnte sich die Tesla-Aktie an der NASDAQ im Gesamtjahr um satte 743 Prozent verteuern. Aufgrund des starken Kursgewinns der Aktie galt das Unternehmen von Tausendsassa Elon Musk unter vielen Markstimmen jedoch als deutlich überbewertet, was dem Papier lange Zeit den Status der meistgeshorteten Aktie der Wall Street einbrachte. Mittlerweile kam das Kursniveau zwar wieder etwa zurück, im Rally-Jahr 2020 dürften jedoch zahlreiche Tesla-Shortseller unter starken Verlusten gelitten haben. Der Trading-Plattform "IG.com" zufolge haben Investoren, die gegen steigende Tesla-Aktienkurse gewettet hatten, bis Ende des Jahres 2020 ein Minus von 40 Milliarden US-Dollar einstecken müssen. Einer von ihnen dürfte "The Big Short"-Investor Michael Burry gewesen sein, der lange Zeit einen Crash des Papiers voraussagte. Im vergangenen Jahr löste die Marktgröße dann aber alle Short-Positionen gegen den Musk-Konzern auf.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: metamorworks / Shutterstock.com, Casimiro PT / Shutterstock.com

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