Milliarden-Verluste

Tesla, Alibaba, GameStop und Co: Diese Aktien kamen Shortseller besonders teuer zu stehen

28.02.23 23:54 Uhr

Shortseller-Verluste: Tesla, Alibaba, GameStop und Co. | finanzen.net

Shortseller erhoffen sich von Leerverkäufen Gewinne bei fallenden Aktienkursen. Oft stellen sich beliebte Ziele im Nachhinein aber als Fehleinschätzung heraus. Dazu ermittelte S3 Partners-Analyst Ihor Dusaniwsky die zehn verlustreichsten Leerverkaufsziele über einen Zeitraum von fünf Jahren.

Elon Musk schießt gegen Leerverkäufer
• Tesla führt bei verlustreichsten Short Calls
• Auch Tech-Giganten beliebtes Ziel



Ärger über Tesla-Shortseller

"Stürmisches Wetter in Shortville ...", schrieb Tesla-CEO Elon Musk 2017 auf seinem Twitter Account und schoss damit gegen Anleger, die auf einen Einbruch des Aktienkurses des Elektroautoherstellers wetteten. Im Juli 2020 nahm Musk die Leerverkäufer erneut auf die Schippe, indem er auf den Verkauf von Tesla-Shorts im eigenen Onlineshop aufmerksam machte - und damit gewissermaßen selbst zum Tesla-Shortseller wurde. Über die Jahre hat der Tausendsassa immer wieder seine Abneigung gegen Leerverkäufe öffentlich gemacht und fordert gar, dass Shortselling verboten werden sollte.

Und tatsächlich haben Shortseller mit Leerverkäufen des Elektro-Autobauers in der Vergangenheit bereits ziemliches Pech gehabt. Ihor Dusaniwsky vom Analysehaus S3 Partners wertete dazu aus, welche zehn Short Calls über einen Zeitraum von fünf Jahren (2015 bis Ende September 2020) am unprofitabelsten waren, wie das Finanzportal "ValueWalk" berichtet. Der Großteil der von Dusaniwsky ermittelten Verkäufe von Kaufoptionen fand dabei 2020 statt.

Short-Positionen gegen Tesla-Aktie mit Milliardenverlust

Und so belegt der US-amerikanische Elektroautohersteller Tesla auch tatsächlich den ersten Platz dieser Auflistung. Nicht nur das, vier Jahre hintereinander schaffte es der E-Pionier ins Ranking. Allein 2020 haben Leerverkäufer so insgesamt 29,2 Milliarden US-Dollar verloren. Die Short-Interest-Positionen beliefen sich dabei auf einen Wert von 16 Milliarden US-Dollar. Ende September 2020 betrug das Volumen von Short-Positionen gegen Tesla etwa 57,1 Millionen Aktien.

Auch die namhaften Investoren Doug Kass, Whitney Tilson und David Einhorn hatten in der Vergangenheit zwar bärische Prognosen für das Papier abgegeben, wie "ValueWalk" berichtet, gaben seitdem aber zum Teil zu, dass sich die Tesla-Aktie gemäß ihres Kursverlaufs nicht für Short Calls eigne. Auch der überzeugte Tesla-Shortseller Jim Chanos gab zu, dass er mit seiner Einschätzung gegen den Konzern unter der Führung von Elon Musk falsch lag und vollzog einen Strategiewechsel. So wandelte der Starinvestor seine Short-Positionen 2021 in Put-Optionen um. Kritisch bleibt der bekannte Leerverkäufer aber dennoch gegenüber Tesla.

Tech-Giganten Alibaba, Apple und Amazon ebenfalls beliebtes Ziel

Auf den Zeitraum von 2015 bis 2020 bezogen, folgt direkt hinter Tesla die chinesische B2B-Plattform Alibaba. Während die Aktie 2020 als siebtschlechtester Short Call eingestuft wurde, belegte der Händler 2019 Platz zwei, 2017 mit Nettomarktverlusten von 10,6 Milliarden US-Dollar sogar Platz eins. Bis Ende September 2020 betrug die Anzahl der Leerverkäufe hier ungefähr 46,5 Millionen Anteilsscheine.

Auf dem dritten und vierten Platz folgen die beiden US-amerikanischen Tech-Konzerne Apple und Amazon. Im Jahr 2019 führte der iPhone-Hersteller die Liste sogar an und verursachte bei Shortsellern Verluste von fast 7 Milliarden US-Dollar. Die durchschnittliche Short-Interest-Rate betrug 2019 fast 10,5 Milliarden US-Dollar. Vor der Vorstellung der neuen iPhone-Modelle im Oktober 2020 stieg die Anzahl der Short Calls erneut deutlich an. Ein starker Einbruch des Aktienkurses blieb allerdings aus. Mit Ende des dritten Quartals 2020 belief sich der Umfang der Leerverkäufe dennoch auf mehr als 88 Millionen Aktien.

Ähnlich sieht es bei Amazon aus: Die Anzahl der Shortseller nahm zu, nachdem die Aktien des Onlinehändlers nach dem Corona-Einbruch im März in die Höhe schossen und Marktteilnehmer eine Überbewertung befürchteten. 2020 belief sich die Short-Interest-Rate auf 8,5 Milliarden US-Dollar, was bei Blankoverkäufern zu Verlusten von 5,9 Milliarden US-Dollar führte. Ende September 2020 wurden noch 2,7 Millionen Amazon-Aktien short gehalten.

Weitere Corona-Gewinner in Top 10 vertreten

Auf den weiteren Plätzen folgen vor allem Unternehmen, die von der Corona-Krise profitieren konnten. Zwar war NVIDIA, der Hersteller von Prozessoren und Chipsätzen, bei Shortsellern in 2020 nicht mehr so beliebt wie noch zuvor, belegte im Fünfjahresschnitt aber immer noch den fünften Platz. Trotz der erhöhten Nachfrage nach Remote-Arbeit und Tools, die das kollaborative Arbeiten unterstützen sollen, wetteten viele Anleger in 2020 außerdem gegen den Videotelefoniedienst Zoom, was möglicherweise an der Kritik am Sicherheitskonzept des Anbieters lag. Auch der Zahlungsdienstleister Block konnte von der Krise profitieren, wurde doch der Fokus vermehrt auf bargeldlose Zahlungsarten gelegt, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Dies hielt Leerverkäufer aber nicht davon ab, gegen den Aktienkurs des Unternehmens zu wetten. Ähnlich sieht es beim Möbel-Versandhändler Wayfair und dem Onlineshops-Betreiber Sea aus, die 2020 ebenfalls von einer höheren Nachfrage profitieren konnten. Mit dem Halbleiterhersteller und NVIDIA-Konkurrenten AMD wird die Liste mit einem weiteren Technologiekonzern geschlossen, gegen den in den untersuchten fünf Jahren eine Vielzahl an Shortsellern wettete.

Wenn es schon um große Verluste bei Shortseller geht, sollen jedoch auch einige der größten Shortsqueezes der jüngeren Geschichte nicht unerwähnt bleiben. Bei einem Shortsqueeze handelt es sich um einen sehr überraschenden, schnellen, dynamischen Kursanstieg einer Aktie, der dazu führt, dass Leerverkäufer des Anteilsscheins sich vermehrt aus dem Titel zurückziehen, dementsprechend die leerverkauften Positionen zurückkaufen müssen, was wiederum den Kurs befeuert. Ein Shortsqueeze ist der Albtraum eines jeden Leerverkäufers, führt er doch zu erheblichen Verlusten, die gar den Ruin des Bären bedeuten können.

Einer der bekanntesten Fälle, der noch nicht allzu weit zurückliegt, ist der Shortsqueeze bei dem US-Spiele-Einzelhändler GameStop Anfang 2021. Die Aktie des Unternehmens war bereits massiv leerverkauft, als sich eine Gruppe findiger Kleinanleger über das Reddit-Forum "WallStreetBets" zu konzertierten Käufen der GameStop-Aktie verabredete, um so den Kurs anzutreiben und die Shortseller aus der Aktie zu zwingen - mit Erfolg. So sprang der GameStop-Kurs innerhalb kürzester Zeit von 17,25 US-Dollar auf ein Allzeithoch von fast 500 US-Dollar. Laut Bloomberg verloren Hedgefonds, die massive Short-Positionen in dem Videospiel-Einzelhändler innehatten, mehr als sechs Milliarden US-Dollar bei der Aktion.

Ein ganz ähnlicher Fall, der in den gleichen Zeitraum fällt, ist der Shortsqueeze der US-Kinokette AMC Entertainment. So wurde das Unternehmen während der Corona-Pandemie zum Opfer zahlreicher Shortseller, die auf den Untergang der Kinokette wetteten. Auch hier kam es zu einem Shortsqueeze, welcher auf Kleinanleger zurückzuführen ist. Der Kurs der AMC-Aktie stieg im Mai 2021 in kurzer Zeit von 9 US-Dollar auf 70 US-Dollar, innerhalb nur einer Woche soll es laut S3 Partners-Daten, die CNBC vorliegen, so zu Verlusten von 1,23 Milliarden US-Dollar bei Leerverkäufern gekommen sein.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Richard Drew/AP, Ilkin Zeferli / Shutterstock.com

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