MARKT-AUSBLICK/In der Verschnaufpause drohen Risiken aus den USA

21.03.25 11:07 Uhr

Von Herbert Rude

DOW JONES--Die Aufwärtswelle an den europäischen Aktienmärkten ist erst einmal beendet. Der DAX hat das Rekordhoch in der nun ablaufenden Woche quasi eingestellt und ist danach etwas zurückgekommen. Vieles spricht nun erst einmal für eine normale Verschnaufpause, also für eine Seitwärtsspanne oder einen Handel in einer Trading-Box.

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Mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 15 ist der DAX nun nicht mehr billig, sondern eher fair bewertet, gemessen an der Durchschnittsbewertung seit 1988 zumindest. Die Dividendenrendite, lange Zeit lag sie knapp über 3 Prozent, ist mit der Hausse auf 2,5 Prozent zurückgegangen. Befeuert wurde der Kursaufschwung laut der neuen Umfrage der Bank of America von Umschichtungen globaler Fonds, die zu Lasten der teuren US-Technologietitel gingen. Da die Eurozone in der Umfrage aber bereits als der "second most crowded trade" bezeichnet wurde, dürften die Umschichtungen erst einmal abgeschlossen sein. Ein weiteres Abkoppeln Europas von neuen Abwärtswellen an der Wall Street dürfte damit nun deutlich schwieriger werden.

Im Inland warten die Märkte nun auf das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen. Sollte es statt Strukturreformen ein Anknüpfen an das Aussitzen von Problemen der Merkel-Zeit geben, könnten die Märkte das negativ aufnehmen. Die großen Finanzierungspakete zu Infrastruktur und Rüstung sind dagegen zunächst einmal an den Märkten eingepreist. Die Commerzbank meint, das Wachstum könnte davon im kommenden Jahr um einen halben Prozentpunkt auf 1,5 Prozent angetrieben werden. Die Commerzbank befürchtet allerdings auch, dass die zusätzliche Nachfrage wegen des Fachkräftemangels preistreibend wirkt und die Inflation in der Eurozone über der Marke von 2 Prozent verharrt. Die kurze Euphoriephase für die Konjunkturwerte ist schon wieder aus dem Markt gegangen, genauso schnell wie sie gekommen war.

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Besonders im Blick steht allerdings die Entwicklung in den USA. Die Weberbank verweist darauf, dass sowohl Inflation als auch Wachstum in die falsche Richtung zeigen: "Ein erratisches Androhen und Zurücknehmen von Zöllen, steigende Preise und rückläufige Wachstumserwartungen sind nicht die Zutaten für eine erfolgreiche Börsenperformance", sagt Weberbank-Analyst Jens Herdack.

Aus technischer Sicht hat der S&P-500 seinen Aufwärtstrend gebrochen und ist auch unter die 200-Tage-Linie bei aktuell 5.748 Punkten gerutscht. Knapp darüber liegt um 5.800 Punkte die ehemalige gebrochene Unterstützungszone. Sollte der S&P-500 über 5.800 zurückkehren, würde sich die Lage an der Wall Street deutlich entspannen, auch wenn ein Anlauf auf neue Höchststände auch dann erst einmal nicht ansteht. Ein Fall unter das Tief bei 5.500 Punkten wäre dagegen ein technisches Verkaufssignal und würde die Korrektur ausdehnen.

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Käufe bei 22.650 bis 22.600 erwartet

Im DAX steht die Unterstützung bei 22.300 Punkten im Blick. Sie muss halten, damit die technische Situation mittelfristig aussichtsreich bleibt. Die Chancen dafür sind ganz gut: Laut der jüngsten Umfrage der Deutschen Börse zum Sentiment am deutschen Aktienmarkt dürften im Bereich 22.650 bis 22.600 Punkte Käufe an den Markt kommen. Während die US-Anleger den deutschen Markt gekauft haben, sind die inländischen Anleger laut der Umfrage in deutschen Aktien untergewichtet.

Die Stimmung bei den Unternehmen wird am kommenden Dienstag der ifo-Geschäftsklima-Index transparent machen. Erwartet wird laut Commerzbank ein Anstieg auf 86,5 von zuletzt 85,2. Bereits am Montag werden neue Daten zur Stimmung unter den Einkaufsmanagern veröffentlicht. Service- und Industriebereich zusammengenommen wird in Deutschland ein Anstieg auf 51,0 von 50,4 erwartet, es sieht also bereits nach leichtem Wachstum aus. In der Eurozone soll sich der Indikator auf 50,5 von 50,2 verbessert haben. In den USA stehen in der kommenden Woche das Verbrauchervertrauen am Dienstag und die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter im Blick.

Das beste für den Aktienmarkt wären positive Überraschungen auf der Konjunktur- und auf der Inflationsseite. Zu dieser gibt es am kommenden Freitag erste März-Preisdaten aus Frankreich und Spanien, deutsche Daten gibt es erst am Montag danach. Am Freitag wird zudem in den USA der wichtige PCE-Deflator veröffentlicht. Ihn hat die US-Notenbank besonders stark im Blick.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/ros

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March 21, 2025 06:08 ET (10:08 GMT)