Walmart meistert die hohe Inflation

Die US-Ikone Walmart (WKN: 860853 / ISIN: US9311421039) hat es derzeit alles andere als leicht. Trotzdem kam der amerikanische Einzelhandelsriese zuletzt überraschend gut mit der Inflation zurecht.

Sparzwang bei Konsumenten

Konsumenten müssen mit hohen Preisen für Energie, aber auch für Lebensmittel fertig werden. Die Inflation ist allgegenwärtig. Zudem sorgen die sich verschlechternden wirtschaftlichen Aussicht für weitere Verunsicherungen bei Konsumenten. Diese müssen das Geld stärker zusammenhalten.

Aus diesem Grund konzentrieren sie sich bei ihren Einkäufen häufiger nur noch auf zum Leben notwendige Artikel wie Lebensmittel. Verzichtet wird dafür eher auf Elektronik oder Sportbekleidung. Dies sorgt jedoch bei Einzelhändlern wie Walmart & Co dafür, dass sich die Lager nicht lehren. Und dies ausgerechnet vor der anstehenden, so wichtigen Feiertagssaison.

Entsprechend aggressiv müssen sie vorgehen, wenn sie mithilfe von Rabatten für leere Lager sorgen wollen. Im Fall von Walmart hat dies zu einer Senkung der Gewinnaussichten geführt. Kurze Zeit später zeigte der Konzern jedoch schon wieder, warum er gerade in der derzeitigen Situation punkten könnte.

Erfreuliche Überraschung

Am 25. Juli hatte Walmart für das zweite Quartal und das Gesamtjahr 2023 operative Margen von 4,2 bzw. 3,8 bis 3,9 Prozent in Aussicht gestellt. Das Management hatte zudem einen Rückgang des bereinigten Gewinns je Aktie im zweiten Quartal um 8 bis 9 Prozent vorhergesagt.

Für das Gesamtjahr wurde ein Minus um 11 bis 13 Prozent erwartet. Zuvor wurde für das Juni-Quartal noch mit einem auf Vorjahresniveau liegenden Gewinn bis zu einem leichten Anstieg gerechnet, während auf Gesamtjahressicht lediglich von einem Rückgang um etwa 1 Prozent ausgegangen worden war. Mit den tatsächlich erzielten Q2-Ergebnissen konnte Walmart Marktteilnehmer jedoch positiv überraschen.

Der bereinigte Gewinn je Aktie lag bei 1,77 US-Dollar, nach 1,78 US-Dollar im Vorjahr. Zudem wurden die Refinitiv-Konsensschätzungen von 1,62 US-Dollar geschlagen. Auch die Umsätze lagen mit 152,86 Mrd. US-Dollar über den durchschnittlichen Schätzungen der Analysten von 150,81 Mrd. US-Dollar.

Preissensitivität steigt auch bei höheren Einkommen

Während Walmart mit der hohen Inflation und hohen Lagerbeständen zu kämpfen hatte, kamen dem Unternehmen im aktuellen Umfeld auch einige Entwicklungen zugute. Diese sorgten für ein überraschend gutes Quartal. Während Konsumenten ihre Ausgaben stärker im Blick haben, denken sie häufiger an Unternehmen, die sich schon in der Vergangenheit als Anbieter wahrer Schnäppchen hervorgetan haben. Dazu gehört Walmart.

Außerdem erklärte Walmart-CEO Doug McMillon in einem Interview mit CNBC, dass auch immer mehr Menschen aus Haushalten mit höheren Einkommen eine hohe Preissensitivität zeigen und häufiger zu Walmart gehen würden. „Die Menschen sind jetzt wirklich preisorientiert, unabhängig vom Einkommensniveau“, sagte McMillion.

Demnach hätten im zweiten Quartal nicht nur viele Menschen aus Haushalten mit einem Jahreseinkommen von 100.000 US-Dollar oder mehr Walmart zum ersten Mal besucht. Viele von ihnen seien auch häufiger als früher in die Filialen geströmt. Ein Grund dafür ist der Umstand, dass Kunden im Zuge der Inflation eher kleinere Portionen einkaufen, anstatt sich für viel Geld für längere Zeit einzudecken.

Walmart-Chart: Börse Stuttgart

Positive Reaktionen

Die überraschend positiven Quartalsergebnisse zogen gleich mehrere Kurszielerhöhungen für die Walmart-Aktie nach sich. Bank of America-Analyst Robert Ohmes erhöhte dieses von 145,00 auf 155,00 US-Dollar, während das „Buy“-Rating bestätigt wurde. Er sprach unter anderem von „starken“ Q2-Ergebnissen.

Zudem sieht er einen anhaltenden Aufwärtstrend bei den vergleichbaren Umsätzen, da viele Kunden wahrscheinlich weiterhin die preisgünstigen Angebote in einem hochinflationären Umfeld bevorzugen dürften. Auch bei der Citigroup, der Deutschen Bank, Oppenheimer oder der UBS waren höhere Kursziele für die WalMart-Aktie die Folge der überraschend guten Quartalsergebnisse.

FAZIT

Die gesenkte Prognose zeigte, dass Walmart gegen die negativen Einflüsse der hohen Inflation nicht immun ist, jedoch besser als viele andere Einzelhändler in der Lage sein sollte, mit den erschwerten Bedingungen fertig zu werden.

Bildquelle: Pressefoto Wal-Mart / Spencer Tirey