Signale für eine Zinswende: Kommt jetzt der Crash bei Aktien?
Die Zeit des Ausstieges aus der Politik des billigen Geldes rückt näher. Vor allem in Asien. Zu einem Crash bei Aktien und Rohstoffen muss es dennoch nicht kommen.
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von Martin Blümel, Euro am Sonntag
Die ersten Signale für eine Zinswende sind da. Gesendet werden sie aber nicht von den großen Notenbanken – weder von der europäischen Zentralbank EZB noch von der amerikanischen Fed –, sondern sie kommen von der Peripherie der Weltwirtschaft. Etwa aus Australien. Die Notenbank von Down Under hat den zweiten Monat in Folge die Zinsen erhöht. Am Dienstag hob die Reserve Bank of Australia den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt auf 3,5 Prozent an, nachdem sie schon im Oktober als erstes großes Industrieland an der Zinsschraube gedreht hatte. Die Begründung: Der Ausblick für Australiens Wirtschaft ist gut, von den etablierten Industrienationen ist es das einzige Land, das im ersten Halbjahr ein Wachstum vorweisen konnte.
Auch Norwegen war im Oktober zur Tat geschritten und hatte als erstes europäisches Land den Leitzins angehoben. Die Norges Zentralbank begründet die Entscheidung analog zu Australien mit dem höher als erwarteten Wachstum. Die Rezession in dem skandinavischen Land ging im zweiten Quartal zu Ende. Dank Ölexporten und einem umfangreichen Konjunkturprogramm kommt das Land gut durch die Krise. Der Konsum zieht an, und die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie sonst nirgends in Europa. Zusätzlich begründen die Norweger ihr Tun mit der „anziehenden Teuerung“ im Land, wenn man so will also wegen latenter Inflationsgefahr. Es soll weitere Erhöhungen geben, man werde den Refinanzierungssatz „schrittweise nach oben setzen“.
Nebeneffekt der Zinspolitik: Besagten Ländern fließt mehr ausländisches Kapital zu, Anleger wollen von den höheren Zinsen profitieren. Entsprechend steigen die Kurse des Australdollar, der Norwegen-Krone und des Israel-Schekels – Israels Notenbank war weltweit das erste Institut, das die Zinsen anhob.
Das Stichwort heißt jetzt Normalisierung. Dass Australien und Norwegen schon aus der Politik des billigen Geldes ausgestiegen sind, lässt den Schluss zu, dass die Notenbanken anderer Länder bald nachziehen werden. Denn letztlich geht es darum, das durch die Krisenbekämpfung weltweit entstandene außergewöhnlich tiefe Zinsniveau langsam, aber sicher wieder zu normalisieren – so wie auch die Exzesse in der Realwirtschaft in den vergangenen Monaten normalisiert wurden und immer noch normalisiert werden.
Zinserhöhungen weltweit sind also lediglich eine Frage des Wann, zumal einige Staaten zuletzt sogar noch die Zinsen gesenkt haben. So reduzierten jüngst Russland, Argentinien und die Türkei ihre Sätze. Darüber hinaus beließ neben der Europäische Zentralbank und der Bank of England auch die US-Fed in der vergangenen Woche ihren Leizins auf rekordniedrigem Niveau. Bei den großen Playern der Weltwirtschaft dürfte die Zinswende zuletzt ankommen – zu schwach ist in diesen Regionen noch die Erholung der Konjunktur.
Trotzdem sind die Aktionen in Australien und Norwegen so etwas wie eine Initialzündung. Getrieben von den Schwellenländern, hat das globale Wirtschaftswachstum Fahrt aufgenommen, und die Zentralbanken müssen wieder verstärkt auf die Entwicklung der Inflation achten. Zum anderen machen sich die Staaten Gedanken um mögliche neue Blasen, die durch das billige Geld entstehen – gerade im boomenden Asien. Es soll kein neuer Exzess entstehen. „Die nächsten Zinserhöhungen wird es in Südkorea geben, dann Indien und Anfang 2010 der Rest Asiens“, erwartet daher Thomas Mayer, Europa-Chefvolkswirt der Deutschen Bank. „Im nächsten Sommer, im dritten Quartal, heben dann auch die amerikanische Notenbank und die EZB ihre Zinsen an.“
Asien also der Vorreiter. „Die Zentralbanken überlegen schon lange, ob sie die Zinsen erhöhen, weil die Preise bei den Vermögenswerten eine Krise heraufbeschwören können, wie sie auch die Industrieländer heimgesucht hat“, sagt Robert Subbaraman, Chefökonom bei Nomura International. Denn unbestritten ist: Der Preisauftrieb an den Immobilien-, Aktien-, Renten- und Rohstoffmärkten in den Jahren vor 2008 hat die Intensität der immer noch anhaltenden Wirtschafts- und Finanzkrise erst möglich gemacht. Die Krise ist letztlich nichts anderes als die Korrektur der Blase.
Zu hohe Liquidität im Markt kann die Wirtschaft destabilisieren. Und die Aktienkurse sind bekanntlich schon wieder stark gelaufen, Öl und andere Rohstoffe werden teurer, und sogar an den Immobilienmärkten macht sich mancherorts wieder Gier breit. Vor allem in Asien scheinen die Hauspreise überhöht. In Hongkong etwa sind die Eigenheimpreise in diesem Jahr um 26 Prozent gestiegen. Es wird wieder gebaut wie verrückt, vor allem dank der billigen Hypothekenzinsen, die auf dem niedrigsten Stand seit 19 Jahren notieren. Da werden die Verantwortlichen bei der Notenbank und im Wirtschaftsministerium durchaus nervös.
Das Problem scheint erkannt, Blasen müssen vermieden werden. So begrüßt etwa die australische Notenbank ausdrücklich ihre stärker werdende Währung. Dies bremst die wirtschaftliche Dynamik und dämpft so die Gefahr einer Blasenbildung. Ähnliches vernimmt man aus Asien. Zufall oder nicht, nahezu gleichzeitig haben die Notenbanken in Südkorea, Hongkong und Singapur ihre Geschäftsbanken angewiesen, die Kreditbedingungen zu verschärfen. Indien wiederum verpflichtet die Banken, mehr Liquidität in Staatsanleihen zu halten. Und China hat die fünf größten Banken des Landes angewiesen, die Rückstellungen für Not leidende Kredite zu erhöhen. Alles Vorboten kommender Zinserhöhungen und der Versuch, die Wirtschaft zu bremsen.
„Die Zentralbanken sind bereit, Wind aus den Segeln zu nehmen, sei es über die Zinsen oder administrative Maßnahmen“, sagt Tai Hui, Zinsspezialist bei Standard Chartered. Die Folgen der Vorsicht sind steigende Landeswährungen an der Peripherie der Welt wie beispielsweise in Australien. Denn internationale Investoren werden zum einen durch die höheren Zinsen angezogen und zum anderen von dem Fakt, dass es den Notenbankern in jenen Ländern offensichtlich ernst ist mit der Stabilität ihrer Währung und der Inflationsbekämpfung. Ein gutes Beispiel hierfür ist der südkoreanische Notenbankgouverneur Lee Seong Tae, der ankündigt hat, dass künftige Zinserhöhungen „üppiger als die üblichen Trippelschritte von 25 Basispunkten ausfallen“ dürften. Und Indiens Notenbankgouverneur Duvvuri Subbarao sagt: „Es ist empfehlenswert, den Ausstieg stufenweise anzutreten.“
Bei Letzterem liegt die Betonung indes auf „stufenweise“. Denn die Konjunkturerholung der gesamten asiatischen Region hilft der Weltwirtschaft insgesamt, und zu schnelle und zu hohe Zinserhöhungen könnten das Wachstum ausbremsen. Andererseits müssen die Kreditexzesse der Vergangenheit vermieden werden, um nicht neuerlich eine Krise auszulösen. Durchaus ein Dilemma, da die starken Währungen den Exporteuren schwer im Magen liegen. Trotzdem müssten gerade in Asien nicht nur die Zinsen steigen, sondern gleichzeitig die Währungen aufgewertet werden – allen voran in China und Indien.
Zu einem Desaster müssen die Zinserhöhungen dennoch nicht führen. Schaffen es die Notenbanken, die Zinsen in den kommenden Monaten moderat und schrittweise zu erhöhen – und lässt dies die Inflationsentwicklung zu –, dann dürfte der Einfluss auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen und die Bewertung der Aktien ebenso moderat ausfallen, und Börsianer müssten keinen Crash befürchten. Egal, ob an der Peripherie der Weltwirtschaft wie in Australien oder in den Zentren Euroland, USA und China.
Fonds I: Schwellenländer-Anleihen
Die Zeit der leichten Gewinne ist bei Schwellenländer-Bonds vorbei. Mit langsam steigenden Leitzinsen sinken die Kurse von Anleihen in lokaler Währung. Auf der anderen Seite locken Währungschancen. Gewinnmitnahmen bieten sich an.
ING (L) RF EM Debt HC P LU 004 134 575 1
ZZ2 AT 000 083 142 5
ESPA Bond Emerging Mkts. T AT 000 080 916 5
JB Emerging Bond Euro B LU 008 139 440 4
Templ. EM Bond A dis. $ LU 002 987 635 5
Fonds II: Schwellenländer-Aktien
Während Industrieländer noch mit der Überwindung der Rezession kämpfen, zeigen Schwellenländer schon wieder stabiles Wachstum. Die Wirtschaft in den Emerging Markets wächst auch in der Krise. Risiko: Sollte sich die Lage an den Finanzmärkten wieder verschlimmern, flüchten Anleger in sicherere Anlageklassen.
Baring Gl. Emerg. Mkt USD IE 000 083 830 4
Aberdeen Global EM Eq. A2 LU 013 241 210 6
First State Gl. Emerg. Mkts. GB 003 019 036 6
Schro. Emerg. Mkts. dist. A LU 004 985 389 7
Comgest Magellan FR 000 029 227 8
Quelle: FundAnalyzer
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