KORREKTUR/STICHWORT/Trump und Selenskyj: Der Punkt, an dem es eskalierte
(In einer früheren Version wurde das Zitat: 'Ich spreche mit meinen Freunden in Polen und sie sind besorgt, dass Sie sich zu sehr auf die Seite von Putin schlagen. Was sagen Sie denen?» wurde Selenskyj zugeordnet. Das ist falsch: Es stammte von einem anwesenden Journalisten.)
WASHINGTON (dpa-AFX) - US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj haben sich im Weißen Haus einen historischen Schlagabtausch geliefert - gipfelnd in emotionalen Ausbrüchen und schließlich dem Abbruch des Treffens. Die Folgen des Eklats vor laufenden Kameras sind unabsehbar. Wie konnte es zu solch einem diplomatischen Desaster kommen?
Schon bei der Begrüßung nach Ankunft Selenskys frotzelt Trump über die - aus drei Kriegsjahren hinlänglich bekannte - typische Kleidung des Ukrainers und betont in seinen einleitenden Worten, Selenskyj müsse bereit zu Kompromissen sein. Fast 40 Minuten lang geht dann alles einigermaßen gut. Bis Selenskyj beginnt über die Annexion der Krim zu sprechen - und Trump und dessen Vizepräsident J.D. Vance offensichtlich komplett die Fassung verlieren.
"Aber im Jahr 2014 hat ihn niemand aufgehalten", sagt der Ukrainer mit Blick auf Kremlchef Wladimir Putin. Trump erwidert: "2015." Selenskyj korrigiert ihn und Trump betont, 2014 nicht im Amt gewesen zu sein. Selenskyj moniert, dass in der Zeit nach der Annexion bis zum Ausbruch des Krieges 2022 viele Gespräche mit Putin gegeben habe
- aber die diplomatischen Bemühungen nichts gebracht hätten. Dann
wendet er sich direkt an Vance, der zuvor die Verhandlungsfähigkeiten der USA gepriesen hat und fragt: "Von was für einer Diplomatie ist hier die Rede?"
Daraufhin eskaliert die Situation. Es entspinnt sich ein Wortgefecht unter den Dreien. Vance wird aggressiver: "Glauben Sie, es ist respektvoll, in das Oval Office der Vereinigten Staaten zu kommen und die Administration anzugreifen, die versucht, die Zerstörung Ihres Landes zu verhindern?"
Selenskyj will das Gespräch nicht auf ein neues Thema lenken, er lässt nicht locker - und weist darauf hin, dass die Probleme des Kriegs sehr wohl in der Ukraine, aber wegen der großen Entfernung noch nicht in den USA zu spüren seien. Daraufhin platzt Trump der Kragen: "Sagen Sie uns nicht, was wir spüren werden! Wir versuchen, ein Problem zu lösen. Sie sind nicht in der Position zu diktieren, was wir spüren werden."
Trump redet sich in Rage und macht dem Präsidenten des von Russland angegriffenen Landes schwere Vorhaltungen: "Sie riskieren das Leben von Millionen von Menschen. Sie riskieren einen Dritten Weltkrieg." Nach weiterem Hin und Her sagt der US-Präsident: "Sie werden das hier nicht gewinnen. Sie haben eine verdammt gute Chance, da heil rauszukommen, wegen uns."
Das Gespräch endet ohne versöhnliche Schlussnote. Der Besuch Selenskyjs im Weißen Haus, der einen wichtigen Schritt in Richtung eines Friedens in der Ukraine bringen sollte, wird schließlich abgebrochen./dm/DP/zb