Bechtle & Cancom: Daumen hoch für „Made in Germany“
IT-Branche: Jüngste Enthüllungen über Lauschangriffe etwa des US-Geheimdienstes treiben die Nachfrage nach IT-Diensten deutscher Firmen.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Edward Snowden hat nachgelegt. Deutschland sei das Land in Europa, in dem der US-Geheimdienst NSA besonders viele Datensätze erfasse, sagte der ehemalige NSA-Mitarbeiter, der die jüngste Welle der Enthüllungen um Spionageattacken angelsächsischer Geheimdienste ausgelöst hatte. Schätzungen gehen davon aus, dass die NSA und andere Dienste hierzulande bis zu 500 Millionen Datensätze pro Monat speichern.
Dieter Kempf, Präsident des Branchenverbands der deutschen IT-Industrie (Bitkom), befürchtet erhebliche Verunsicherung — vor allem beim Cloud-Computing, den Datendiensten via Web. „Einige Kunden haben neuerdings ein mulmiges Gefühl, wenn es darum geht, Daten in die Cloud zu verlagern“, warnt Kempf. Im März hatte der Verband in diesem Bereich für 2013 knapp 50 Prozent Zuwachs auf fast acht Milliarden Euro Umsatz prognostiziert.
Wer regelmäßig im Netz surft, für den ist die Wolke (englisch Cloud) inzwischen Alltag — auch wenn er es vielleicht nicht merkt. Nutzer von Google, Amazon, YouTube oder von sozialen Netzwerken wie Facebook greifen ständig auf Daten zu, die in den Rechenzentren der Anbieter liegen. Jeder kann sich in diesen sogenannten öffentlichen Wolken (siehe Glossar) kostenlos Platz für eigene Daten wie Fotos schaffen.
Doch mit den vielen Daten in der Wolke kommen die Sicherheitsbedenken. Bisher war beim Thema Datensicherheit vor allem Facebook, das größte soziale Netzwerk, in der Schusslinie. Doch auch Unternehmen arbeiten mit Cloud-Diensten.
Sie nutzen die öffentlichen Wolken, um Rechenleistung und Platz für Daten zu mieten. Der Onlinehändler Amazon etwa ist einer der weltweit größten Anbieter und betreibt inzwischen die größte IT-Infrastruktur für Firmen.
Aber was für die Daten von Teenies bei Facebook stimmt, gilt erst recht für Betriebsgeheimnisse: Daten in der Cloud müssen sicher sein. Snowdens Enthüllungen haben deutlich gemacht, wie verletzlich die schöne neue Datenwelt ist.
Vorteil für Deutschland
Für mittelständische deutsche IT-Dienstleister wie Bechtle, Cancom oder Allgeier, die sich auf Deutschland, Österreich und die Schweiz beschränken, ist der Fall Snowden hingegen ein Glücksfall. Sie betreiben ihre Datenzentralen in den Heimatländern und spüren eine steigende Nachfrage.
„Die öffentliche Diskussion über Datensicherheit hat uns den Vertrieb erheblich erleichtert“, berichtet etwa Klaus Weinmann, Chef des drittgrößten deutschen IT-Dienstleisters Cancom. Jahrelang habe man den wichtigen Aspekt der Datensicherheit gebetsmühlenartig wiederholt. Doch erst mit Snowden habe das Thema Datensicherheit eine starke Dynamik bekommen, sagt erfreut der Firmengründer.
Besonders gefragt im Angebot der Spezialisten für den Mittelstand ist die firmeneigene Wolke, die sogenannte private Cloud. Innerhalb solcher IT-Systeme können Dienstleister den Telefon- und Datenverkehr ihrer Firmenkunden beliebig stark verschlüsseln. Damit sind die Geheimnisse der Klientel auch dann geschützt, wenn sie durchs öffentliche Web gejagt werden müssen.
Dies ist der Fall, wenn Mitarbeiter an mehreren Standorten via Web an einem Projekt arbeiten. Mit Cloud-Technik können wichtige Informationen über Internet mit überschaubarem Risiko auch dorthin geschickt werden, wo ein Datenmissbrauch möglich ist.
Ein Beispiel: Statt einer Original-CAD-Datei, der Betriebsgeheimnisse entlockt werden können, wird die CAD-Zeichnung als Bildschirminhalt versendet. Für den Autozulieferer Mahle mit seinen weltweit 50.000 Mitarbeitern war das ein Grund, die firmeneigenen Rechenzentren komplett auf die neue Technologie umzustellen.
Die private Wolke macht auch die Verwaltung und Datenabsicherung auf verschiedenen Geräten einfacher — etwa wenn Mitarbeiter ihre privaten Geräte für den Job nutzen, was immer mehr Arbeitnehmer tun. Die eigene Wolke spart Firmen zudem viel Geld. Der Betrieb solcher Rechenzentren kann bis zu 50 Prozent günstiger sein als eine klassische Datenzentrale.
Ob das neue Rechenzentrum im Besitz des Kunden bleibt oder zum Dienstleister umzieht, ist für Bechtle & Co oft zweitrangig. Wenn der Kunde die Hardware für das Rechenzentrum bezahlt, bindet das beim Dienstleister weniger Kapital. Schließlich ist Bargeld für IT-Servicefirmen besonders wertvoll. Die Gewinnmargen in der Branche sind niedrig, auch größere Spieler wie Cancom streben bloß fünf Prozent operative Marge an.
Auf der Umsatzseite stimmt bei den Bayern die Richtung. „April und Mai waren gute Monate. Im Juni hat sich der positive Trend fortgesetzt“, sagt Weinmann. In drei bis fünf Jahren will der Chef den Umsatz auf eine Milliarde Euro verdoppeln.
Auch bei Bechtle im schwäbischen Neckarsulm ist man zuversichtlich. „Wir haben im zweiten Quartal wieder stärker zugelegt als der IT-Markt“, bemerkt Thomas Olemotz mit Freude. Der Chef der Nummer 2 will am deutschen Marktführer Computacenter vorbeiziehen und den Umsatz bis 2020 von zwei auf fünf Milliarden Euro steigern.
Übernahmen sind in der stark zersplitterten Branche ein probates Mittel. Fast 8.000 Firmen bieten hierzulande IT-Dienste an. „Davon kämen für uns 200 bis 300 als Übernahmeziele in die engere Wahl“, sagt Weinmann. Bechtle-Chef Olemotz, dessen Firma bereits mehr als 40 Zukäufe gestemmt hat, sieht das ähnlich. Der bislang größte Fisch brachte es auf 80 Millionen Euro Umsatz.
Kleine Spieler geraten mächtig unter Druck. So nahm Cancom vor Kurzem einen Vertriebsmann der Konkurrenz samt dessen Kundenstamm auf. Die Firma des Überläufers konnte den Aufbau moderner Rechenzentren nicht bieten. „Das bedeutet Wachstum für die Großen im Markt“, sagt Weinmann.
IBM ist keine Konkurrenz
Angst vor der Konkurrenz durch internationale Größen wie IBM & Co hat der Cancom-Gründer nicht. „Die sind mit Kunden wie Daimler und Deutsche Bank gut beschäftigt und haben keine Zeit für den Mittelstand“, scherzt er. Und das sind durchaus Kunden mit bis zu 5.000 IT-Arbeitsplätzen.
Das Geschäft mit Cloud-Dienstleistungen ist für Firmen wie Cancom extrem wichtig, weil die Margen deutlich höher sind als in anderen Geschäftsfeldern. Von zehn Millionen Euro Umsatz mit eigenen Cloud-Lösungen bleiben Cancom in diesem Jahr drei bis vier Millionen operativer Gewinn. Deshalb, meint der Unternehmenschef, könne Cancom 50 Millionen Euro Gewinn auch mit weniger als einer Milliarde Umsatz erreichen. Rückblickend vielleicht auch dank des Snowden-Effekts.
Investor-Info
Cloud-Computing
Starkes Wachstum
Der Umsatz mit Cloud-Computing soll dieses Jahr
in Deutschland von 5,3 auf 7,8 Milliarden Euro steigen. Dabei entfallen 4,6 Milliarden auf den Bereich Private Cloud (siehe Glossar). 2016 sollen die Cloud-Umsätze mehr als 20 Milliarden Euro betragen.
Bechtle
Weg an die Spitze
Mit Zukäufen will Bechtle die regionale Aufstellung als Systemhaus ergänzen und mehr Spezialisten an Bord holen. Der Stellenaufbau schmälert die Rendite. Der Abstand zum Marktführer Computacenter ist gering. Für 2013 und 2014 wird jeweils ein zweistelliges Gewinnwachstum erwartet. Noch günstig.
Cancom
Profitabler Aufsteiger
Cancom glänzt mit verbesserter Profitabilität. Nach einem Prozent Gewinnwachstum im Vorjahr soll der Gewinn 2013 und 2014 um jeweils zwölf Prozent zulegen. Die Papiere sind kein Schnäppchen mehr. Spannend: Bechtle-Gründer Gerhard Schick kaufte kürzlich privat zehn Prozent der Aktien. Attraktiv.
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