IPO-Hoffnungen gescheitert

Zalando und Rocket Internet sind eben nicht Alibaba

04.10.14 08:37 Uhr

Zalando und Rocket Internet sind eben nicht Alibaba | finanzen.net

Nach dem milliardenschweren und massentauglichen Mega-IPO von Alibaba in New York hatten die Anleger hierzulande auf eine Sogwirkung für heimische IPOs gehofft. Doch Zalando und Rocket Internet haben bei ihren Börsengängen eine Bruchlandung hingelegt.

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Lange hat es gedauert, bis nach der Dotcom-Blase das Vertrauen der Anleger wieder groß genug war, dass Internetunternehmen den Sprung an die Börse wagen. Schließlich war der Zusammenbruch des neuen Marktes im März 2000 ein eindrucksvolles Erlebnis, an das sich viele der Marktteilnehmer noch heute lebhaft erinnern können. Aber die Zeiten haben sich geändert, denn Investoren sind heutzutage verzweifelt auf der Suche nach neuen Anlagemöglichkeiten. Ein historisch niedriges Zinsniveau lässt Investoren quasi kaum eine andere Chance als zu investieren - wieso also nicht in die Zukunftsbranche Internet?

Das dachten sich auch Millionen Anleger in den USA, als der chinesische Internetriese Alibaba seinen Börsengang in New York ankündigte. Das altehrwürdige Gebäude in der Wall Street Nummer 11, in dem die NYSE seit 1903 untergebracht ist, hat selten so einen Andrang erlebt, wie am 19. September 2014. Jeder wollte einen Blick auf den charismatischen Alibaba-Chef Jack Ma erhaschen, alle wollten dabei sein, wenn für den größten Börsengang aller Zeiten der erste Kurs festgestellt wird. Und das IPO hat tatsächlich alle Rekorde geschlagen. Mit einem Erstkurs von 36 Prozent über dem Ausgabepreis konnte sich das Papier als erfolgreicher Börsenneuling profilieren, trotz der Gewinnmitnahmen in den folgenden Tagen.

Zalando will auf den Zug aufspringen

Wieso sollte sich ein ähnlicher Erfolg nicht auch in Deutschland wiederholen lassen? Das zumindest dürften sich die Geschäftsführer des Online-Modehändlers Zalando gedacht haben. Vielleicht nicht ganz so groß, auf niedrigerem Niveau, aber zumindest ähnlich erfolgreich. Und tatsächlich, die Stimmung schien gut: Die vorbörslichen Graumarktkurse ließen auf ein reges Interesse schließen - auch und insbesondere von Seiten der Privatanleger.
Doch genau die hat der selbst ernannte Amazon-Konkurrent vielleicht gar nicht im Boot haben wollen, denn bei der Festlegung des Emissionspreises hatte das Startup eine Überraschung im Gepäck: Der Ausgabepreis lag mit 21,50 Euro leicht unter den Erwartungen, die Preisspanne, die zwischen 18 und 22,50 Euro gelegen hatte, wurde nicht ganz ausgeschöpft. Dass dies an mangelndem Interesse gelegen haben könnte, wies das Zalando-Management sofort zurück. Tatsächlich hätte man weit mehr Aktien verkaufen können, als im Angebot waren, hieß es. Man habe aber "die richtigen Anteilseigner" ins Boot holen wollen. Wer genau die "falschen Anteilseigner" gewesen wären, bleibt nur zu vermuten. Analysten munkeln, dass Großinvestoren, auf die Zalando wert legte, möglicherweise nicht mehr als 21,50 Euro je Aktie investieren wollten. Der Börsenaspirant hat also wohl eher auf langfristig und strategisch orientierte Investoren gesetzt.

Zum Börsenstart schien sich diese Entscheidung zunächst als richtig herauszustellen. Die Zalando-Aktie markierte ihren Erstkurs bei 24,10 Euro und lag damit deutlich über Ausgabepreis. Im Handelsverlauf setzte dann aber Ernüchterung ein: Das Papier gab seine Emissionsgewinne komplett ab und beschloss den ersten Handelstag auf seinem Ausgabepreis.

Auch die große Samwer-Show fällt aus

Der schlussendlich doch enttäuschende erste Auftritt von Zalando auf dem Börsenparkett war auch für die Startup-Schmiede Rocket Internet, die nur einen Tag nach dem Internet-Modehändler in Frankfurt Erstnotiz feiern wollte, kein gutes Omen. Der Firmen-Inkubator der berühmt-berüchtigten Samwer-Brüder hatte sein IPO erst vor kurzem vorgezogen und hatte dabei wohl geplant, den Hype um Alibaba und den voraussichtlichen Hype um Zalando zu nutzen, um selbst ein erfolgreiches Börsendebüt hinzulegen. Doch die große Samwer-Show fiel aus.

Zwar konnte man die Preisspanne für die Aktie im Vorfeld noch komplett ausreizen und den Emissionspreis auf 42,50 Euro hochschrauben, bei der Ermittlung des Erstkurses sah man dann am Frankfurter Parkett aber lange Gesichter: Das Papier startete exakt auf Ausgabepreis. Und dabei blieb es nicht, denn nur kurz darauf stürzte die Rocket-Rakete ab - zeitweise bis auf 36,66 Euro. Am Ende schloss das Papier bei 37 Euro und damit deutlich unter dem Erstkurs. Das hatten sich der Rocket-Geschäftsführer Oliver Samwer und seine Brüder Marc und Alexander sicher anders vorgestellt. Zumal die Zalando-Aktie an ihrem zweiten Handelstag im Sog von Rocket sogar um mehr als 13 Prozent einbrach.

Ein Erklärungsversuch

Die Tatsache, dass sowohl Zalando als auch Rocket Internet ihr Börsendebüt verpatzt haben, ist sicher auch dem Fakt zu schulden, dass viele Anleger den Geschäftsmodellen der Konzerne nicht trauen. Rocket Internet als Geburtsmaschine hunderter Startup-Firmen, von denen keine bislang Gewinne abwerfen. Zalando als eines der Babys von Rocket Internet, ein E-Commerce-Unternehmen, das kurz vor dem Börsengang einen kleinen Mini-Gewinn ausweisen konnte, für 2014 aber weiter rote Zahlen erwartet. Beide Firmen überstrahlt von der Präsenz der Samwer-Brüder, die in der internationalen Geschäftswelt berühmt, für ihre Methoden aber vor Allem auch berüchtigt sind.

Obwohl an der Börse die Zukunft gehandelt wird, ohne Erfolgsbeispiele aus der Vergangenheit trauen sich Anleger offenbar nicht, Geld mit derart unsicheren Aussichten zu investieren. Und auch wenn es Zeit ist, die Erinnerungen an die Dotcom-Pleiten vor 14 Jahren ad acta zu legen: Wenn es um Geld geht, reicht das Gedächtnis oft weit zurück. Speziell die Deutschen, die für ihr Sicherheitsbedürfnis in Anlegerdingen bekannt sind, haben offenbar noch nicht genügend Mut gefasst, für Aktien wie Zalando oder Rocket Internet. Da hilft auch ein Mega-Alibaba-IPO nicht.

Claudia Stephan

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Bildquellen: Lim Yong Hian / Shutterstock.com

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16.05.2019Alibaba BuyThe Benchmark Company
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