Wall Street-Contrarian David Woo: Möglicher Value-at-Risk-Schock bringt sehr schwieriges Umfeld für Apple & Co. mit sich
Wall Street-Experte David Woo hat die Wahl von Donald Trump im Jahr 2016 in den USA vorausgesehen und Wege gefunden davon zu profitieren. Angesichts des Ukraine-Kriegs macht der Investmentstratege jedoch wenig ermunternde Prophezeiungen. Seiner Meinung nach gibt es im aktuellen Umfeld wenige Anlageoptionen.
Werte in diesem Artikel
• David Woo sagte Trump-Wahl 2016 voraus
• Ukraine-Krieg bringt hohes Risiko mit sich
• Umfeld für US-Aktien sehr schwierig
David Woo hat sich in der Finanzbranche einen Ruf als Investment-Experte mit gutem Riecher aufgebaut. Auf der Webseite seines globalen Forums zu Wirtschaft, Politik und Märkten, David Woo Unbound, gibt der Star-Stratege an, als erster Wall Street-Analyst im Jahr 2013 eine Berichterstattung zu dem damals noch neuen Bitcoin angestoßen zu haben. Mehr Bekanntheit dürfte Woo jedoch erlangt haben als er im Jahr 2016 das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl - nämlich den Sieg Donald Trumps - vorhersagte.
Nun hat sich der Wirtschaftsexperte gegenüber Bloomberg über aktuelle globale Ereignisse wie den Ukraine-Krieg geäußert, und riet Anlegern dabei zur Vorsicht. Seiner Meinung nach sei das aktuelle Umfeld sehr gefährlich und würde nur sehr begrenz Investmentmöglichkeiten bieten.
Kommt es zu einem erneuten Taper Tantrum?
Dabei fürchtet der ehemalige Bank of America-Analyst insbesondere die Folgen eines erneuten Taper Tantrums, der 2013 zu in die Höhe schießenden Renditen bei US-Staatsanleihen führte und eine Panik am Markt vor wachsender Instabilität auslöste. Zur Erinnerung: 2013 kündigte der damalige Fed-Chef Ben Bernanke an, die US-Notenbank würde künftig ihre Anleiheläufe reduzieren, die sie im Zuge der Finanzkrise 2008 ausgebaut hatte. Nach dem Taper Tantrum waren unterschiedlichste Assetklassen unter Druck geraten.
Ein ähnliches Risiko sieht Woo auch im aktuellen Umfeld, wobei er befürchtet, dass es gar zu einem Value-at-Risk-Schock kommen könnte. Hierfür spricht insbesondere die hohe Volatilität über verschiedene Anlageklassen hinweg, die durch die Invasion Russlands in die Ukraine auf einen neuen Höhepunkt getrieben wurde. Dabei erklärt Bloomberg, dass eine hohe Volatilität häufig zu mehr Verkäufen führt, da sich Vermögensverwalter gezwungen sehen, verschiedene Vermögenswerte aus ihren Depots zu werfen, um ihren komplexen Risikostrategien gerecht zu werden.
Value-at-Risk nimmt zu
Diese Gefahr sieht Woo aktuell, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur offenbart: "Risikoparitätsfonds sitzen auf Billionen von US-Dollar an Vermögenswerten. Wenn Aktien und Anleihen sinken, werden diese Fonds einen massiven Anstieg des Value-at-Risk erleben. Das wird sie dazu zwingen, zu kapitulieren und mit dem Rückzug aus allen Assetklassen, in die sie investiert sind, zu beginnen".
Schwieriges Umfeld für Apple & Co.
Dabei geht der ehemalige Barclays-Stratege davon aus, dass sich die Portfolios insbesondere von US-Aktien in Richtung Bargeld entwickeln dürften. Vor diesem Hinblick warnt Woo: "Zu viele Menschen glauben, dass US-Aktien ein sicherer Hafen sein werden". Der Ukraine-Krieg habe jedoch zu einer vermehrten Spaltung zwischen der westlichen Welt, zu der auch die USA gehören, und China und Russland auf der anderen Seite geführt. In einem solchen schwierigen Umfeld dürften es insbesondere Tech-Titel wie Apple oder die Google-Mutter Alphabet schwer haben, da der Krieg die internationalen Unternehmen wichtige Exportmärkte kosten und Lieferengpässe nach sich ziehen dürfte.
Im Prinzip gleicht der aktuelle Konflikt laut Woo einem zweiten Kalten Krieg, der die USA ihren technologischen Vorsprung im internationalen Vergleich koste und auch die Vorherrschaft des US-Dollar im globalen Finanzsystem in Mitleidenschaft ziehen könnte.
Flucht in China-Bonds?
In welche Anlagen könnten sich Marktteilnehmer also angesichts dieser schwierigen Situation retten? Woo sieht hier insbesondere in chinesischen Staatsanleihen eine Chance, da die Volksrepublik nicht mit der gleichen Inflationsthematik wie andere Länder kämpfe. So sei Chinas Zentralbank eher gewillt den Geldhahn aufzudrehen, sollten sich die Konjunkturaussichten verschlechtern.
Die größte Sorge bereitet dem Wall Street-Propheten dabei jedoch die Tatsache, dass die Märkte nicht nur mit der beispiellosen Corona-Pandemie zu kämpfen haben, sondern sich mit dem Ukraine-Krieg nahtlos ein zweiter Angebotsschock anschließt: "Ich mache mir solche Sorgen, weil COVID der erste negative Angebotsschock war, und jetzt kriegen wir den zweiten negativen Angebotsschock. Die Welt musste in den letzten 20 Jahren nicht mit einem einzigen negativen Angebotsschock zurechtkommen, geschweige denn mit zweien direkt hintereinander", so Woo gegenüber Bloomberg.
Redaktion finanzen.net
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