Hier stimmt was nicht!

Rheinmetall unter Beschuss: Militärisches Sperrgebiet

09.10.13 15:00 Uhr

US-Finanzinvestoren achten genau darauf, ob Manager mit den finanziellen Mitteln ihres Unternehmens sorgsam umgehen. Wenn nicht, versuchen sie, den Vorstand zu einer Kehrtwende zu zwingen.

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von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Leider, zumindest aus Sicht der Anleger, ist diese Spezies in Deutschland kaum vertreten. Einzelne Ausnahmen wie US-Investor Guy Wyser-Pratte, der die Trendwende bei IWKA (heute Kuka) einleitete, zeigen, dass Unternehmen, Mitarbeiter und ­Anteilseigner vom Druck der Finanzinvestoren profitieren können.

Einen Investor à la Wyser-Pratte würde man sich bei Rheinmetall dringend wünschen. Warum? Ganz einfach. Das ­Unternehmen besteht aus zwei Bereichen: dem Geschäft mit Panzern und Munition sowie KPSG (Kolbenschmidt Pierburg), einem Automobilzulieferer von Weltrang. Synergien gibt es hier — wenn überhaupt — nur in einem minimalen Umfang.

2012 sollte mit dem Börsengang von KPSG die Trennung in die Wege geleitet werden. Die Börsenprospekte waren fertig, die Emissionsbanken bestellt. Letztlich scheiterte es daran, dass Rheinmetall einen zu hohen Preis für den Verkauf der Aktien forderte. Nun hat sich die Situation zugespitzt. Die Rüstungsgeschäfte laufen schlecht. Reduzierte Budgets sorgen für weniger Umsatz und geringere Margen. Im ersten Halbjahr schrieb Rheinmetall im Bereich Defense rote Zahlen, während KPSG noch Margen von mehr als sechs Prozent erwirtschaftete.

Nun will das Management die Absatzchancen für seine Militärprodukte dadurch verbessern, dass es ins Ölservicegeschäft einsteigt. Rheinmetall übernimmt Teile von Ferrostaal. Nach dem Motto „Darf es auch noch ein Panzer sein?“ will der Konzern über die neue Sparte Öl & Gas den Zugang zu Entscheidungsträgern im Nahen Osten und in Südamerika verbessern.

Mit Deals dieser Art hatte Rheinmetall in der Vergangenheit kein gutes Händchen bewiesen. Das sehr auf Rüstung fokussierte Management unter Armin Papperger hat die missliche Lage des Defense-Bereichs mitverschuldet, u. a. weil ein Gemeinschaftsunternehmen mit MAN zur Produktion von Militärfahrzeugen nicht gut läuft. Warum soll das nun mit dem Partner Ferrostaal anders sein, der zudem in Bestechungsskandale verwickelt ist? Klar ist: Der Markt für Rüstungsgüter wird langfristig schrumpfen. Um Umsätze zu halten, muss Rheinmetall Deals dieser Art abschließen. Damit fließt immer mehr Kapital in einen Bereich, der eigentlich nicht mehr wächst. Es wird also Kapital verbrannt.

Langfristig könnte das auch Folgen für KPSG haben. Wenn die Militärs Geld brauchen, könn­te der Bereich einem Notverkauf zum Opfer fallen. Typen wie Wayser-Pratte würden — wohl zu Recht — eine Aufspaltung der Aktivitäten fordern. Nach dem Muster von Siemens und Osram Licht könnten die Rheinmetall-Aktionäre KPSG-Aktien ins Depot gebucht bekommen. ­Damit wäre zumindest dieser Teil außerhalb der Reichweite des militärischen Zugriffs.

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