Heusgen: 'Brutaler Weckruf aus dem Oval Office'

01.03.25 19:42 Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Nach dem Eklat im Weißen Haus zwischen den USA und der Ukraine setzt der frühere Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, auf eine deutliche Stärkung Europas. "Wenn der brutale Weckruf aus dem Oval Office am Freitagabend nicht ausreicht, damit wir jetzt endlich massiv in die Stärkung der europäischen Verteidigung, der europäischen Wirtschaft und des europäischen liberalen, demokratischen und rechtsstaatlichen Erfolgsmodells investieren, dann weiß ich nicht, was noch passieren muss", sagte er der "Rheinischen Post".

Wer­bung

Ihn habe das "schamlose und arrogante Verhalten der US-Spitze im Oval Office gegenüber Wolodymyr Selenskyj nicht überrascht", sagte Heusgen in Bezug auf den umstrittenen Auftritt von US-Vizepräsident J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz und frühere Herabwürdigungen Donald Trumps gegenüber dem ukrainischen Präsidenten.

"Wir müssen den Realitäten ins Auge schauen: Das Amerika von Donald Trump ist nicht mehr das Amerika von John F. Kennedy ("Ich bin ein Berliner"), Ronald Reagan ("Mr. Gorbachev, tear down this wall") oder von George Bush Senior und Barack Obama, für die es keine besseren Freunde und Alliierte gab als Deutschland", sagte Heusgen. Jetzt schlage die Stunde Europas.

Wer­bung

US-Präsident Trump hatte Selenskyj im Weißen Haus gedroht, die Ukraine im Kampf gegen Russland im Stich zu lassen, sollte es nicht zu einer Einigung mit Russland kommen. Er machte seinem ukrainischen Kollegen vor laufenden Kameras schwere Vorwürfe und bezichtige ihn unter anderem, einen Dritten Weltkrieg zu riskieren./vrb/DP/zb