Gute Signale

Insiderdeals: Und der Chef hat doch recht

12.02.14 15:00 Uhr

Wenn Vorstände und Aufsichtsräte größere Aktienpakete ihrer Unternehmen erwerben, sollten Anleger aufhorchen. Oft lohnt es sich, den Managern zu folgen.

von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Eigentlich sind 66 Millionen Euro auf dem Konto kein Grund, sich zu grämen. Für manche Menschen wie Ralph Dommermuth aber schon. Der Vorstandsvorsitzende von United Internet verkaufte im Juni 2013 ein Aktienpaket in Höhe von 66 Millionen. Damit hat er 33 Millionen verschenkt. Denn inzwischen wären die Aktien 99 Millionen Euro wert.

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Nicht ärgern musste sich dagegen Thomas Wolf. Der Vorstandsvorsitzende von RIB Software erwarb im Februar vorigen Jahres 1688 Aktien seines Unternehmens und machte damit bis jetzt 6,3 Millionen Euro Gewinn. In diesem Zeitraum hat sich der Kurs verdoppelt. Das sollte auch Privatanlegern Mut machen. Wissen doch Vorstände und Aufsichtsräte am besten, wie es um die eigene Firma bestellt ist. Wegen dieses Informationsvorteils sollten Anleger darauf achten, wann Unternehmenslenker Aktien ihrer Gesellschaft kaufen oder verkaufen. Diese müssen die Deals wegen ihres Insiderwissens melden. Als Aktionäre agieren die Führungskräfte meist besonders weitsichtig und halten die Aktien auch lange - nicht zuletzt, weil für sie besondere Haltefristen gelten.

Insider erzielen höhere Renditen
In den USA sind Insiderkäufe schon viel länger als in Europa meldepflichtig. Mehrere Studien weisen nach, dass die Rendite signifikanter Käufe von Führungskräften die des Vergleichsmarkts schlägt - um bis zu zehn Prozent nach zwölf Monaten.

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Das auf Insidergeschäfte spezialisierte Analysehaus 2iQ Research ermittelte, dass das auch für Deutschland gilt. Von Anfang 2003 bis Ende 2012 konnte durch Nachahmen von Insiderkäufen im Schnitt schon nach drei Monaten eine Mehrrendite von 3,5 Prozent gegenüber dem CDAX-Index erzielt werden, nach zwölf Monaten sogar von gut sieben Prozent. Der CDAX umfasst alle in Frankfurt amtlich notierten deutschen Aktien.

Die meisten Insider verhielten sich wie Value-Investoren, meint 2iQ-Geschäftsführer Patrick Hable. Sie kaufen antizyklisch und lassen die Aktien lange im Depot liegen "Der einzige Kaufgrund ist, dass sie die Aktie ihres Unternehmens für unterbewertet halten", erläutert er.
Im Gegensatz dazu gibt es bei Verkäufen viele Ursachen. Die Einschätzung, dass eine Aktie überbewertet ist, ist nur eine davon. Andere sind etwa Scheidung, Immobilienkauf oder Kredittilgung. "Die Aussagekraft von Verkäufen ist viel geringer als von Käufen", sagt Hable. Ganz zu vernachlässigen ist sie aber nicht.

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"Insider-Verkäufe sind für uns vor allem dann ein Warnsignal, wenn die Firma Investoren sucht und die Werbetrommel für ihre Titel rührt", sagt Christian Krahe, Anlageberater des Fonds Deutsche Aktien Total Return. Überdies handelten Top-Führungskräfte im Schnitt auch bei Verkäufen richtig. Ein Jahr nach Veräußerungen verloren nach den Daten von 2iQ die entsprechenden Aktien 5,2 Prozent mehr als der CDAX.

Trotzdem rät Hable, eher auf Käufe zu achten, da sie mehr aussagen. Das trifft vor allem bei kleineren Unternehmen zu. Je größer, globaler und komplexer eine Gesellschaft ist, desto weniger wissen Entscheider offenbar über ihre Firma Bescheid. Das ist bei Small Caps, die meist in wenigen Staaten tätig sind und oft nur ein Produkt herstellen, anders. Besonders ausgeprägt ist dies bei IT- und Biotech­firmen, bei denen die Topleute über den Erfolg ihrer Produkte bestens informiert sind. Insiderkäufe von TecDAX- und SDAX-Titeln erzielten daher die höchste Mehrrendite.

Auf die Transaktionsgröße achten
Achten sollten Anleger zudem darauf, wie oft Topmanager kaufen. Regelmäßige Engagements sagen wenig aus, deckt sich dagegen ein ­Insider kräftig mit Aktien ein, der sonst nur selten aktiv ist, ist das ein Hinweis, dass wohl etwas im Busch ist. Anders als zu erwarten wäre, sind nicht Käufe im Millionenbereich ein Indiz für einen interessanten Insiderdeal, sondern Transaktionsgrößen bis 250.000 Euro. Das leuchtet ein: Die Topentscheider wollen nicht mit sehr großen Summen Aufmerksamkeit erregen.

Derzeit müssen sie sich darüber keine Gedanken machen, da sie sehr negativ eingestellt sind. Der von 2iQ ermittelte Directors Confidence Index (DCI) misst die Stimmung der Insider anhand ihres Kauf- und Verkaufsverhaltens über einen Zeitraum von vier Wochen. Der DCI-Wert schwankt zwischen ­0 und 100. Über dem Mittelwert 50 ist die bullishe, zwischen elf und 50 die neutrale Zone, unter elf sind die Investoren bearish gestimmt. Ende Januar war der DCI-Index für Deutschland bei 0,38 - Insider sind also sehr pessimistisch. Besser sieht es in Europa mit einem Wert von 37,61 aus.

Hable sieht darin aber noch kein Baisse-Anzeichen. "Bei einer Korrektur kommen so schlechte Werte öfter kurzfristig vor", sagt er. Komme aber ein externer Schock wie Pro­bleme in China dazu, könnte es durchaus zu einem Kursrutsch kommen. Er rät Anlegern, Insiderdeals zu berücksichtigen. "Zu mehr als 60 Prozent liegen die Topleute richtig", so Hable. Gegen starke externe Einflüsse seien aber auch sie machtlos.

Investoren können Insiderdaten über die Webseite der Bafin zusammentragen, an die Führungskräfte ihre Transaktionen melden müssen. Oder sie schauen bei www.insiderdaten.de nach. Wer die Kleinarbeit scheut, dem sind Insider-Zertifikate zu empfehlen. Nur auf die Entscheider vertrauen sollten Anleger bei eigenen Trades nicht. Sie sind aber ein wichtiger Faktor neben anderen wie Bewertung, Umsatz und Gewinn.

Investor-Info

Marktsegmente
Je kleiner, desto besser!

Je kleiner die Firma, desto wertvoller sind Insider- Infos. Das Nachahmen von TecDAX-Insiderkäufen brachte nach einem Jahr 16,07 Prozent mehr Rendite als der TecDAX ein, beim DAX nur 1,5 Prozent.












Insider-StimmungsIndex
Insider kaufen bei Korrekturen

Der Directors Confidence Index (blau) misst die Stimmung der Insider anhand ihres Kauf- und Verkaufsverhaltens. Bei Werten über 50 Punkten sind die Topleute bullish, unter elf bearish. Wie zu sehen ist, kaufen Insider fast immer in Korrekturphasen.












Commerzbank-Insider-Papier
Auf DAX-Entscheider setzen

Vier DAX-Titel enthält das Insiderzertifikat der Commerzbank derzeit: Henkel, Commerzbank, Bayer und Lufthansa. Sie weisen die höchsten Kaufvolumina von Insidertransaktionen im DAX in den letzten drei Monaten auf. Seit Auflage 2006 entwickelte sich das Papier etwas schlechter als der DAX.

Solactive-Insider Zertifikat
Breit über Segmente gestreut

Das Deutsche-Bank-Solactive-Insiderzertifikat umfasst 15 deutsche Firmen aus verschiedenen Börsensegmenten. Sie weisen das höchste Verhältnis von Insiderkäufen bezogen auf die Kapitalisierung auf. 2013 übertraf das Papier DAX und MDAX, seit Emission 2006 hinkt es hinterher.

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15.01.2025ProSiebenSat1 Media SE Market-PerformBernstein Research
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