Trupanion: Ein wahrer Freund kann viel Geld kosten!
Die Liebe der Menschen zu ihren Haustieren ist ungebrochen.
Betrachtet man nur den monetären Aspekt scheint sie sogar immer weiter zuzunehmen, denn die Umsätze im Bereich Tiernahrung und -Equipment legen seit Jahren weit stärker zu als die Inflation. Hier gibt es dazu einen etwas älteren Artikel aus der Wirtschaftswoche.
Insgesamt umfasst der Markt in Deutschland ein Volumen von rund zehn Milliarden Euro. Entwicklungsfähig ist dabei der Markt für Haustierversicherungen, der inzwischen in den USA bereits boomt. Mit Trupanion ist der Marktführer seit Juli 2014 auch börsennotiert.
Das IPO damals verlief enttäuschend. Ursprünglich war eine Preis-Range von 13 bis 15 US-Dollar angepeilt worden. Geworden sind es schließlich zehn US-Dollar.
Nach einem kurzen Spike auf knapp unter zwölf US-Dollar ging es im Anschluss sukzessive abwärts. Ende Dezember 2015 lief die Aktie dann wieder an den IPO-Preis heran und testete diesen Ende März erneut - beides mal ohne Erfolg.
Der Durchbruch gelang nun am Mittwoch (13.04.) als die zehn US-Dollar-Marke wieder erstmals nachhaltig überschritten worden ist. Das ist auch aus psychologischer Sicht wichtig, weil nun auch die Erstzeichner wieder in der Gewinnzone sind. Charttechnisch sieht die eher dünn gehandelte Aktie (181.910 Stück am Mittwoch vs. 82.879 Stück im Durchschnitt der letzten drei Monate) nun exzellent aus.
Fundamental unterlegt ist der Aufschwung durch die Zahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2015, die am 11.Februar nach Börsenschluss veröffentlicht worden sind und am darauffolgenden Tag mit zweistelligen prozentualen Kursgewinnen quittiert wurden.
Worauf zu achten ist
Die Umsatzsteigerungen, die aktuell in einer Größenordnung von ca. 28 Prozent liegen, zeigen das Wachstumspotenzial. Wichtig: Das Wachstum geht nicht auf Kosten der Margen:Die Bruttomarge, die sich im wesentlichen aus Beitragseinnahmen minus Leistungsauszahlungen ergibt, ist bei 17 Prozent konstant geblieben. Trotz Konkurrenz durch "normale" Sachversicherer wie Nationwide mussten Trupanion die Preise für die Versicherungspolicen nicht senken, um Wachstum zu generieren. Die Bruttomarge könnte künftig sogar noch leicht zulegen, wenn kleinere Konkurrenten wegfallen werden.
Margenverbesserungen gibt es aber auch jetzt schon, weil die allgemeinen Verwaltungsausgaben relativ zu den Umsätzen abnehmen. Sie lagen im 2015 nur noch bei 11,66 Prozent der Umsätze nach 13,83 Prozent in 2014. Betrachtet man nur die Ergebnisse des 4.Quartals scheint sich dieser Trend sogar noch zu beschleunigen. Hier machten die allgemeinen Kosten nur noch 10,3 Prozent aus.
Auf die operative Marge umgerechnet ergab sich daraus für 2015 ein Wert von -11.4 Prozent nach -13,75 Prozent in 2014. Im vierten Quartal 2015 ist man schon bei -7,4 Prozent angelangt. Bis man wirklich netto in die Gewinnzone kommt, werden noch zwei bis drei Jahre ins Land ziehen. Beim Cashflow dürfte es aber nach Aussagen des Managements bereits Mitte dieses Jahres soweit sein.
Obwohl die IPO-Erlöse wie oben beschrieben mit 72,7 Mio. US-Dollar geringer ausfielen als erwartet wird der aktuelle Cashbestand von 18 Mio. US-Dollar (Stand Ende 2015) mit hoher Sicherheit bis zur Erreichung der Gewinnzone ausreichen. Der operative Cashflow lag im vierten Quartal nur noch bei minus 658.000 US-Dollar und der freie Cashflow bei minus 1,7 Mio. US-Dollar. Die Altaktionäre müssen somit keine verwässernde Kapitalerhöhung befürchten. Schuldenfrei ist Trupanion ohnehin.
Wie attraktiv das Geschäft ist, zeigt eine andere Kennzahl: Das Verhältnis zwischen Deckungsbeitrag des Haustieres über dessen Lebenszeit (LVP) und die Akquisitionskosten je Haustier (PAC). Daraus lässt sich grob der wahrscheinliche Bruttogewinn ermitteln, der mit jedem neuen Haustier für das eine Versicherung abgeschlossen wird, erzielt wird.
Liegen beispielsweise der LVP bei 600 und die PAC bei 100 so liegt der Gewinn pro Haustier (über dessen Lebenszeit hinweg) bei 500 US-Dollar. Genau in dieser Größenordnung bewegt sich Trupanion. Zwar gibt es eine leichte Abwärtstendenz von 499 US-Dollar im 1. Quartal 2014 auf 459 US-Dollar im 4. Quartal 2015.
Der Rückgang ist aber nicht dramatisch und das Management ist zuversichtlich das alte Verhältnis von 5:1 wieder zu erreichen. Die Zielgröße von Trupanion liegt bei 700.000 versicherten Haustieren bis 2020 was einem Umsatz von 430 Millionen US-Dollar entspräche. Daraus lässt sich ein operativer Gewinn von 43 Millionen US-Dollar bzw. ein Gewinn je Aktie von 1,62 US-Dollar errechnen. Gesteht man der Aktie ein 15er-KGV zu, ergäbe sich ein Kursziel von 24 US-Dollar.
Beachtenswert sind die verbesserten Margen, ein gut erkennbarer Hebeleffekt auf die Profite (Leverage) und der sich inzwischen in Reichweite befindende Breakeven beim Cashflow.
MEIN FAZIT:
Trupanion ist der einzige reinrassige Haustierversicherer in den USA. Das erstaunt, denn die Branche bietet enormes Wachstumspotenzial. Trupanion hat inzwischen einen großen Vorsprung gegenüber möglichen künftigen Konkurrenten. Die verbesserten Margen, ein gut erkennbarer Hebeleffekt auf die Profite (Leverage) und der sich inzwischen in Reichweite befindende Breakeven beim Cashflow zeigen, dass sich Trupanion auf dem richtigen Weg befindet.Das Geschäft ist zudem wenig konjunktursensitiv, so dass die Aktie sogar in Rezessionszeiten performen könnte. Die fünfte und letzte Aktie aus meinem Screening bietet damit hohes Langfristpotenzial bei begrenzten Risiken.
Für Käufe empfehle ich einen Rücksetzer in Richtung des Ausbruchsniveaus bei 10 bis 10,50 US-Dollar abzuwarten.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.