Märkte vor großen Turbulenzen: Kommen jetzt die Bären an die Macht?
Die Zahl der Experten, die den jüngsten Schwächeanfall der Märkte nur als Vorbote eines deutlich massiveren Kursrutsches sehen, wird immer größer. Und viele von ihnen haben nachvollziehbare Argumente.
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Die Anleger sind nervös. Das macht sich an den Aktienmärkten mit starker Volatilität bemerkbar. Jede Äußerung, jeder Schritt - etwa von Seiten der US-Notenbank und deren neuem Chef Jerome Powell - wird mit Argusaugen beobachtet, schon ein leichter Gegenwind führt zu starker Verunsicherung unter Marktteilnehmern.
Dabei sind es insbesondere Zinssorgen, die die Nerven der Anleger flattern lassen. Wird die US-Notenbank Federal Reserve die Leitzinsen 2018 tatsächlich in drei Schritten anheben? Wird dies ausreichen, um die zwei Primärziele der Währungshüter, sowohl ein Überhitzen der Wirtschaft zu vermeiden und gleichzeitig ein nachhaltiges Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen, umzusetzen? Drei Zinsschritte wären an den Märkten weitgehend eingepreist, doch die Angst vor einem vierten oder gar fünften oder sechsten Zinsschritt in diesem Jahr wächst.
Und nicht nur Privatanleger sind besorgt: Auch zahlreiche institutionelle Anleger und Experten warnen zwischenzeitlich vor einem entsprechenden Szenario, das wohl ein endgültiges Ende des Bullenmarkts zur Folge hätte. Dabei melden sich auch einige durchaus prominente Stimmen zu Wort.
Anleihenrenditen als Problem
Allen voran hebt die US-Großbank Goldman Sachs den warnenden Zeigefinger. Experte der Bank, Daan Struyven, machte insbesondere auf den Zusammenhang zwischen Aktien und Anleihen aufmerksam. Steigende Zinsen würden die Kreditkosten erhöhen, was sich negativ auf die Wirtschaftsaktivität in den USA auswirke, warnte der Ökonom. Zudem könnte ein Anstieg der Renditen am Anleihemarkt viele Anleger dazu veranlassen, ihr Geld aus Aktien umzuschichten, um den sicheren Anleihehafen vorzuziehen. Sollten die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen zum Jahresende auf 4,5 Prozent steigen, würde dies die Aktienkurse um 20 bis 25 Prozent drücken, warnte Struyven. Gewinne der vergangenen zwei Bullenjahre wären dann ausradiert.
Auch Bryce Doty von Sit Investment Associates hat sich kürzlich ähnlich besorgt über steigende Anleihenrenditen geäußert. Gegenüber CNBC erklärte er: Auch wenn die Renditen für zehnjährige Anleihen nicht mal in der Nähe der 4-Prozent-Marke seien: "Vergessen Sie nicht, dass sie sich seit 2016, als Tiefststände erreicht wurden, bereits verdoppelt haben". Investoren seien zu sorglos, und verleugnen, was den möglichen Anstieg der Anleiherenditen in diesem Jahr angehe, warnte Doty.
Wiederholt sich die Vergangenheit?
Mit Blick auf die Vergangenheit beurteilt Scott Minerd von Guggenheim Partners die aktuelle Marktlage. Der Top-Analyst ist überzeugt, dass die US-Notenbank über kurz oder lang einsehen und auch kommunizieren müsse, dass drei Zinserhöhungen nicht ausreichen werden. Er rechnet mit vier Zinsschritten, hält aber auch fünf oder sechs Anpassungen für möglich. "Das wird das Fass zum Überlaufen bringen", warnt der Experte. Eine ähnliche Situation habe es bereits 1987 gegeben: Der Aktienmarkt markierte immer neue Rekorde, die Fed hob die Zinsen immer weiter ein, der Inflationsdruck stieg, der Dollar war schwach - ein Szenario, das auch für 2018 alles andere als unrealistisch ist.
Den Zusammenhang mit einer anderen Krise stellt Investmentmanager Peter Toogood her: Der Markt sei verrückt, dies sei "sehr ähnlich" wie 2008, so der Experte gegenüber CNBC. Auch vor elf Jahren hatten die Indizes immer neue Höchststände markiert, trotz einiger Warnzeichen am Markt hatten Anleger unbeeindruckt weiter Aktien gekauft und die Märkte immer weiter nach oben getrieben.
Sorgen um die US-Wirtschaft
Neben Sorgen um Anleiherenditen und Inflationsgefahren oder der Erinnerung an Börsencrashs aus der Vergangenheit verweisen eine Reihe anderer Experten auch auf den Zustand der US-Wirtschaft, um ihre Erwartungen an ein Ende des Bullenmarktes zu untermauern.
Von einem deutlichen Rezessionsrisiko geht etwa Emiel van den Heiligenberg von Legal & General Investment Management aus. Zwar seien die Indikatoren derzeit noch im grünen Bereich, für das kommende Jahr 2019 sehe das aber ganz anders aus, so der Experte des Vermögensverwalters. "Die Märkte beginnen in der Regel, Rezessionen sechs bis zwölf Monate im Voraus zu antizipieren", begründet van den Heiligenberg seine Einschätzung der mittelfristigen Wirtschaftslage in den USA.
Unterstützung für seine Argumentation erhält er auch von Ray Dalios Bridgewater Hedgefonds. Bis 2010 liege das Rezessionsrisiko bei 70 Prozent, so die eindrigliche Warnung.
Korrektur nur ein Vorbote
Eine Reihe anderer Experten warnt davor, sich angesichts der vermeintlichen Erholung nach der jüngsten Korrektur in allzu großer Sicherheit zu wiegen. Anleger sollten ihre Hüte besser festhalten, rät etwa Tony Dwyer von Cannacord Genuity. Er glaubt nicht, dass die Tiefs vom 9. Februar, als der Dow Jones in kurzer Zeit 2.000 Punkte abgerutscht ist, nur ein Intermezzo auf dem weiteren Weg nach oben gewesen sind, er rechnet mit der Möglichkeit, dass sich die Korrektur weiter fortsetzen könnte.
Vor einem falschen Sicherheitsgefühl warnt auch Longview Economics. In einem Interview mit CNBC erklärte der CEO des Unternehmens, dass mit einer dritten Volatilitätswelle zu rechnen sei. "Die Idee, dass durch diesen einen Ausverkauf alles erledigt ist, dürfte ein Triumph der Hoffnung über die Realität sein", warnte Chris Watling.
Auch Bob Prince von Bridgewater sieht das ähnlich: "Das Gesundschrumpfen wird nicht innerhalb von ein paar Tagen vorbei sein. Wir steuern voraussichtlich auf eine noch viel größere Erschütterung zu", sagte er kürzlich und verwies auf die Selbstzufriedenheit, die sich an den Börsen breitgemacht habe.
Europäische Aktien als Alternative zum US-Markt?
Wie können Anleger sich angesichts der eindringlichen Warnungen von Experten nun positionieren? Tatsächlich könnten Marktteilnehmer ihr Geld aus dem US-Aktienmarkt abziehen und stattdessen in europäische Anlagen umschichten. Denn das europäische Fed-Pendant, die Europäische Zentralbank EZB, dürfte 2018 noch nicht in den Zinserhöhungsmodus schalten. Günstig wirke sich zudem die derzeit quasi nicht existierende Inflation in Europa aus, die in Verbindung mit der expaniven Geldpolitik und günstigeren Bewertungen Investoren zu einem Blick über den Atlantik bewegen sollten, rät etwa Seniorstratege Wouter Sturkenboom von Russell Investments.
Hedgefonds-Legende Ray Dalio scheint die aktuelle Marktlage in Europa unterdessen komplett anders einzuschätzen: Er hat 22 Milliarden Dollar gegen europäische Aktien gewettet und hat mehr und mehr Leeverkaufspositionen auch bei führenden deutschen Aktiengesellschaften aufgebaut. Unklar ist, zu welcher Anlagestrategie Dalio dann rät, denn sein Hedgefonds Bridgewater warnt ja auch vor drohender Inflationsgefahr und einer "Vorblasen-Phase" am US-Aktienmarkt.
Grundsätzlich wird klar: Die Zahl der warnenden Stimmen mehrt sich auffallend. Die jüngste Mini-Korrektur könnte tatsächlich nur ein Vorbote einer viel weitreichenderen Entwicklung sein - oder eben genau das: Eine gesunde Marktkorrektur.
Redaktion finanzen.net
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