Momentum-Strategie: Sieben Aktien, die jetzt durchstarten
Aktien mit hoher Relativer Stärke bringen oft hohe Kursgewinne. Der Indikator schlägt aber auch Alarm vor Crashs. Wie Anleger die Signale interpretieren, welche Papiere aussichtsreich sind.
Werte in diesem Artikel
von F. Westermann
und S. Parplies, Euro am Sonntag
Ein Name, der vielen Börsianern noch immer einen Schauer über den Rücken jagt: Lehman. Die Pleite der amerikanischen Investmentbank löste im Sommer 2008 einen historischen Crash an den Aktienmärkten aus. Das Beben erschütterte die Börsen rund um den Globus. Der Deutsche Aktienindex stürzte in der Spitze um fast 50 Prozent ab.
Wer damals auf einen einfachen Indikator geachtet hat, konnte die Turbulenzen entspannt verfolgen. Die "Relative Stärke" hat rechtzeitig ein Verkaufssignal gesendet. Auch drei Jahre später, als die europäische Staatsschuldenkrise und der drohende Bankrott Griechenlands die Börse erschütterte, konnten Anleger dem Abwärtsschub ausweichen.
Bekannt geworden ist die Relative Stärke durch Robert Levy. Der US-Wissenschaftler untersuchte in den 60er-Jahren die Kursbewegungen von 200 amerikanischen Aktien. Dabei entdeckte er ein Muster: Aktien, deren Kurs stark gestiegen ist, steigen auffallend oft weiter. Die Verlierer bleiben über längere Zeiträume Verlierer. Levy entwickelte eine Formel, mit der sich die Dynamik einer Aktie messen lässt - die Relative Stärke. Dabei wird der aktuelle Wochenschlusskurs eines Wertpapiers mit dem Durchschnitt der vorangegangenen Wochen verglichen. Je deutlicher der aktuelle Kurs über diesem Durchschnitt liegt, desto stärker ist die Aufwärtsdynamik der Aktie. Klassische Bewertungskennziffern wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis oder die Dividendenrendite spielen keine Rolle.
Levys Modell gehört zu den sogenannten Momentum-Strategien, die in mehreren Variationen einem Prinzip folgen: Ein Anleger investiert in jene Aktien, die über die vergangenen sechs oder zwölf Monate besonders stark gestiegen sind. Die Papiere werden mehrere Monate gehalten, ehe die neuen Sieger ermittelt werden. Die Halteperiode sollte nicht langer als zwölf Monate dauern, da die Gewinner dann an Dynamik verlieren.
Momentum und Relative Stärke stehen in krassem Widerspruch zu vielen Börsenweisheiten. In einer transparenten Welt, in der jeder Anleger Zugang zu allen relevanten Informationen hat, müsste der Aktienmarkt eigentlich recht zuverlässig den Wert einer Aktie abbilden. Ein Anleger, egal wie clever er vorgeht, kann den Gesamtmarkt nur mit viel Geschick schlagen - und das häufig nur vorübergehend. Einigen Börsenstars ist es trotzdem gelungen, über viele Jahrzehnte hinweg überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Der berühmteste ist Warren Buffett. Das "Orakel von Omaha" ist zur Legende geworden, weil er auf unterbewertete Titel setzt. Aktien, die von der breiten Masse verschmäht werden und darum günstig zu haben sind.
Momentum-Werte sind meist teuer, da die Kurse bereits deutlich gestiegen sind - also das Gegenteil einer klassischen Buffett-Aktie. Und trotzdem haben Momentum-Strategien erstaunliche Renditen gebracht.
Trendanalyse - so tickt die Börse (pdf)
Psycho-Fallen nutzen
Der Vermögensverwalter und Autor James O’Shaughnessy ("What works on Wall Street") hat für den amerikanischen Aktienmarkt errechnet, dass eine Momentum-Strategie, die auf die Top-Performer der vorangegangenen sechs Monate setzt, den Markt durchschnittlich um rund 3,6 Prozentpunkte pro Jahr geschlagen hat. Diese Überrendite ist groß genug, um die höheren Kosten einer Strategie mit vielen Depotumschichtungen zu rechtfertigen.Zu erklären ist der Erfolg von Momentum-Strategien am ehesten durch die Psychologie: Menschen brauchen oft etwas länger, um neue Informationen zu verarbeiten. Vor allem wenn diese Informationen der eigenen Meinung zuwiderlaufen, neigen viele dazu, die Bedeutung zu unterschätzen. Bei kleineren Unternehmen, die nicht so stark im Blickfeld von Investoren und Medien stehen, werden wichtige Entwicklungen womöglich zunächst gar nicht wahrgenommen. Dadurch fließt der wahre Wert einer Aktie erst mit Verzögerung in den Kurs ein und erzeugt eine über mehrere Monate laufende Dynamik. Das Schöne: Wer verspätet auf den Trend aufspringt, kann somit immer noch Geld verdienen.
Momentum-Strategien sind zwar erfolgreich, aber auch riskant. Bricht der Aktienmarkt auf breiter Front ein, verlieren die Favoriten meist deutlich an Wert - weil sie bereits stark gestiegen, oft hoch bewertet und damit anfällig für Gewinnmitnahmen sind. Solch ein "Momentum-Crash" kann innerhalb weniger Tage die Kursgewinne von mehreren Monaten auslöschen. Darum eignet sich die Strategie nur für disziplinierte und nervenstarke Anleger.
Ein Momentum-Indikator kann auch grundlegende Informationen zum Börsenumfeld liefern. Dazu wird das Prinzip der Relativen Stärke auf einen Index angewendet. Die Dynamik wird dabei wie bei Aktien berechnet - und der aktuelle Indexstand am Durchschnittswert der vorangegangenen 26 Wochen gemessen.
Liegt dieser Wert über eins, sollten Anleger nach einer Faustregel in den Index investieren. Werte unter eins signalisieren Gefahr. Besonders hilfreich ist dieses Signal in lang anhaltenden Krisen, wie sie die Börsen nach dem Lehman-Crash erlebt haben. Aktuell schwankt der deutsche HDAX, der die 110 Aktien aus DAX, MDAX und TecDAX bündelt und darum ein gutes Bild des Gesamtmarkts gibt, entlang der Einser-Linie. Der Indikator wechselte jüngst nach längerer Zeit vom roten in den grünen Bereich. Das spricht derzeit also eher für Käufe.
Die Grenzen des Systems
Wie eine Ampel im Straßenverkehr sollten Anleger einen Momentum-Indikator aber nicht interpretieren. Das Problem: Das Momentum sendet auch Fehlsignale. Vor allem in Phasen, in denen Kurse mehrere Wochen seitwärts laufen, führt die Relative Stärke häufig in die Irre und verleitet zu hektischem Handeln. Das treibt die Gebühren nach oben und frisst Rendite.Bei einem Blitzcrash, wenn der Aktienmarkt innerhalb weniger Tage steil fällt, stößt der Indikator ebenfalls an seine Grenzen. Dann kommt das Verkaufssignal erst, wenn die Kurse bereits deutlich an Wert verloren haben. Das war zu Beginn des laufenden Jahres der Fall, als der HDAX gleich in der ersten Handelswoche abtauchte.
Inspiration für Investments
Wie bei allen Börsenindikatoren sollten Anleger auch dem Momentum nicht blind folgen, sondern es stets im Zusammenhang mit anderen Faktoren bewerten. Als Ideengeber aber kann es sehr hilfreich sein - für die Einschätzung des Gesamtmarkts und als Inspiration für die Suche nach neuen Investments.€uro am Sonntag hat den deutschen und den amerikanischen Aktienmarkt nach Titeln mit einem starken Aufwärtsdrang durchsucht. Dabei hat die Redaktion sieben Aktien herausgefiltert, die risikofreudigen Anlegern auch fundamental betrachtet gute Chancen bieten. Wegen der Dynamik der Branche liegt der Schwerpunkt auf Technologietiteln. Mit Adidas hat es auch ein DAX-Wert in die Auswahl geschafft.
#1
SLM Solutions
Mit Laserlicht zu neuen Rekorden
Eine der Aktien mit dem stärksten Aufwärtsdrang auf dem deutschen Kurszettel ist SLM Solutions. Bereits Mitte Februar nahm das Papier Fahrt auf, nachdem es monatelang auf der Stelle trat. Dem Lübecker Anlagenbauer, dessen 3-D-Drucker etwa in der boomenden Luft- und Raumfahrt sowie in der Automobilbranche zum Einsatz kommen, gelang im vergangenen Jahr bei einem kräftigen Umsatzzuwachs der Sprung in die Gewinnzone. Der Technologie wird eine große Zukunft vorausgesagt.
Beim 3-D-Druck, wie ihn SLM anbietet, werden digital entworfene Objekte maschinell hergestellt, indem spezieller Metallstaub oder auch Kunststoff in einem Laserverfahren Schicht für Schicht geschmolzen und aufgetragen wird. Die Technologie ermöglicht es, Prototypen und Komponenten schnell und kostengünstig herzustellen.
Analysten rechnen damit, dass der TecDAX-Konzern mit seinen Produkten deutlich schneller wächst als der Markt. Im laufenden Jahr dürfte SLM den Umsatz um 40 Prozent auf über 90 Millionen Euro steigern. Beim Nettogewinn wird fast mit einer Vervierfachung auf knapp acht Millionen Euro gerechnet - im Jahr darauf sollen es bereits 15 Millionen Euro sein. Das Papier zog seit Februar um rund 80 Prozent an. Die Aktie ist nicht günstig, hat aber wegen der hohen Wachstumsraten weiteres Potenzial.
#2
Adidas
Wettkampf
um die Krone
Im Stil eines Lionel Messi, dem Star des spanischen Klubs FC Barcelona, umdribbelt die Adidas-Aktie mühelos alle Hindernisse. Adidas zählt zu den Titeln mit dem stärksten Momentum im DAX. Ein Faktor ist die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich, die am 10. Juni beginnt. Für den fränkischen Sportartikelhersteller bedeutet das eine Sonderkonjunktur. Sportliche Großereignisse wie die EM oder die Olympiade in Brasilien im August kurbeln die Nachfrage nach Sportartikeln an. Nach einem starken ersten Quartal hob Vorstandschef Herbert Hainer jüngst die Jahresprognose an. Statt maximal zwölf Prozent Umsatzplus rechnet er mit einem Anstieg um etwa 15 Prozent. Beim Gewinn stellt der Adidas-Chef sogar ein Plus von 15 bis 18 Prozent statt maximal zwölf Prozent in Aussicht.
Bei der operativen Marge liegt Adidas indes noch immer hinter dem Rivalen Nike. Außerdem steht Adidas in den USA weit hinter Nike auf verlorenem Posten. Für den zukünftigen Adidas-Chef Kasper Rorsted, der seinen Posten im Oktober antritt, gibt es also viel zu tun. In die Hände spielt Rorsted das zunehmende Gesundheitsbewusstsein breiter Bevölkerungsschichten, das der Branche auf Jahre robuste Zuwachsraten bescheren dürfte. Die Chancen, dass Adidas zum Marktführer Nike aufschließt und die Aktie weiter an Momentum aufnimmt, stehen gut.
#3
Nvidia
Schnelle Chips
für die Zukunft
Nvidia ist einer der größten Gewinner der stetig zunehmenden Digitalisierung. Die bereits mehrfach von €uro am Sonntag zum Kauf empfohlene Aktie läuft seit Jahren nach oben und zählt zu den stärksten Momentum-Titeln im amerikanischen Nasdaq-100-Index. Die Prozessoren des Weltmarktführers für Grafikchips bringen längst mehr als nur PCs, Smartphones und Spielekonsolen auf Trab. Besonders aussichtsreich gilt das Geschäft mit Datenbrillen. Im laufenden Jahr rechnen Marktforscher hier mit einem Umsatzvolumen von einer Milliarde Dollar - 2020 sollen es schon 21 Milliarden Dollar sein. Nvidia ist hervorragend positioniert, um von dem Trend zu profitieren. Unter anderem setzt Facebook auf die Technik von Nvidia für seine Datenbrille Oculus Rift.
Zudem lenkt Nvidia-Chef Jen-Hsun Huang den Konzern in Richtung Roboterautos, ein weiteres Feld mit glänzenden Perspektiven. Nvidia-Chips finden sich bisher in Infotainmentsystemen von Autos. Das Unternehmen präsentierte erst kürzlich ein leistungsfähiges Modul, das Sensordaten auswertet sowie Wege und Ausweichrouten beim autonomen Fahren berechnet. Die Analysten der UBS gehen davon aus, dass Nvidia den Umsatz mit Autokonzernen bis 2020 auf zwei bis drei Milliarden Dollar steigert. Derzeit sind es wenige Hundert Millionen Dollar.
#4
Carl Zeiss Meditec
Lupenreine
Aussichten
Die Weltbevölkerung wächst, zugleich werden die Menschen im Schnitt immer älter und damit auch gebrechlicher. Ein Trend, der Medizintechnikunternehmen wie Carl Zeiss Meditec volle Auftragsbücher beschert. Das Unternehmen stellt hauptsächlich Geräte zur Diagnose und Therapie von Augenleiden wie dem Grauen und Grünen Star her. Zudem liefert Carl Zeiss Meditec etwa Operationsmikroskope für die Chirurgie. Befeuert von starken Geschäftszahlen und den insgesamt positiven Aussichten nimmt die Aktie die alten Rekordstände aus dem Jahr 2000 ins Visier. Anleger auf der Suche nach einem momentumstarken Titel kommen an Carl Zeiss Meditec kaum vorbei.
Auch bei den fundamentalen Daten überzeugt der Medizintechniker. Im laufenden Geschäftsjahr dürfte der TecDAX-Konzern beim Umsatz um sieben Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zulegen. Der Nettogewinn soll um fast 60 Prozent auf knapp 100 Millionen Euro klettern. Überdurchschnittliche Chancen verspricht sich Konzernchef Ludwin Monz von Schwellenländern. Heute erzielen die Thüringer rund ein Drittel ihrer Erlöse in aufstrebenden Märkten. Auf lange Sicht bieten die Schwellenländer für Medizintechniker wie Carl Zeiss Meditec überdurchschnittliche Möglichkeiten. Das zeichnet sich bereits ab. In China und Südostasien erzielte das Unternehmen zuletzt besonders starke Zuwächse.
#5
Applied Materials
Chiphersteller
rüsten auf
Besser als erwartete Quartalszahlen haben der Aktie des weltgrößten Anlagenbauers für die Halbleiterindustrie jüngst einen kräftigen Schub verliehen. Nach der positiven Kursentwicklung der vergangenen Monate hat die Aktie von Applied Materials damit zusätzliches Momentum aufgebaut. Im zweiten Geschäftsquartal verdiente der Konzern 320 Millionen Dollar - zwölf Prozent mehr als im Vorquartal. Der Auftragseingang zog im Vergleich zum Vorquartal um über die Hälfte auf 3,5 Milliarden Dollar an. Angesichts der starken Nachfrage rechnet Applied Materials für das dritte Geschäftsquartal mit einem Gewinnanstieg von bis zu 47 Prozent.
Viele Chiphersteller statten ihre Fabriken derzeit mit neuen Maschinen aus, um in dem wettbewerbsintensiven Umfeld bestehen zu können. Für zusätzliche Fantasie sorgt Apple. Die Kalifornier rüsten das iPhone 7, das im Herbst 2017 erwartet wird, Spekulationen zufolge mit einem OLED-Display aus. OLED-Bildschirme sind besonders kontrastreich. Applied Materials gehört zu den wenigen Herstellern von OLED-Maschinen und hat hier im zweiten Quartal bereits Aufträge im Wert von 700 Millionen Dollar generiert - das entspricht der Summe, die der Konzern in dem Bereich bisher in einem ganzen Jahr erhält.
#6
Nemetschek
Der Bauboom
hält an
Die niedrigen Zinsen machen den Traum vom eigenen Haus für viele Menschen erfüllbar. Die Nachfrage nach Immobilien floriert. Einer der Profiteure dieser Entwicklung ist der Bausoftwarespezialist Nemetschek, zu dessen Kunden Architekten, Ingenieure und die gesamte Bauindustrie aus aller Welt zählen. Deutlich macht das die Kursentwicklung der Aktie, die in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 500 Prozent zulegte und damit einer der stärksten Momentum-Titel unter den deutschen Aktien ist.
Zweifel an der ambitionierten Bewertung räumte der Spezialist für Architektursoftware zuletzt mit überragenden Quartalszahlen aus. Das Geschäft läuft nicht nur in Deutschland auf Hochtouren. Auch im Ausland, wo das Unternehmen inzwischen zwei Drittel seines Geschäfts macht, steigt die Nachfrage nach der Bausoftware der Süddeutschen. Die Nemetschek-Aktie bringt es inzwischen zwar auf ein 2017er-KGV von über 30. Allerdings ist angesichts der lockeren Zinspolitik der Europäischen Zentralbank kein Ende des Immobilienbooms abzusehen. Analysten rechnen damit, dass der TecDAX-Konzern im laufenden Jahr beim Umsatz ein Plus von 15 Prozent auf 328 Millionen Euro erzielt. Das operative Ergebnis soll sogar um ein Viertel auf 66 Millionen Euro zulegen. Für das Jahr 2019 rechnen Analysten damit, dass die Marke von 100 Millionen Euro fällt.
#7
Amazon.com
Eine Macht im Internet
Amazon-Chef Jeff Bezos schert sich nicht um Gewinne. Bei einem Umsatz von 134 Milliarden Dollar fährt der Internethändler im laufenden Jahr gerade einmal einen Gewinn von knapp drei Milliarden Dollar ein, schätzen Analysten. Anders als in vielen anderen Unternehmen, die sich auf ihrem Kerngeschäft ausruhen und das verdiente Geld an die Aktionäre ausschütten, fließt bei Amazon unter Bezos’ Regie jeder Dollar in neue Projekte.
Natürlich könnte Amazon die Investitionen massiv zurückfahren und so hohe Milliardengewinne schreiben. Bezos’ Strategie zielt aber vielmehr darauf ab, den Konzern möglichst breit aufzustellen und in seinen Märkten die Nummer 1 zu sein. Bei den Anlegern sorgen die oftmals enttäuschenden Quartalszahlen zwar immer wieder kurzzeitig für Verstimmung. Auf lange Sicht ist Bezos’ Taktik aber genau das passende Mittel, um die Konkurrenz auf Abstand zu halten und Amazon in eine Geldmaschine zu verwandeln, sind sich Anleger sicher. Die Aktie legte seit Februar um die Hälfte zu und zählt zu den Werten mit dem stärksten Momentum. Auf Sicht von zwölf Monaten gewann das Papier sogar rund 70 Prozent.
Schnell, schneller, Amazon
Bücher, Schmuck, 3-D-Drucker, Möbel und selbst Lebensmittel - es gibt fast nichts, was nicht über Amazon gekauft werden kann. Um die Waren noch schneller zum Kunden zu bringen und damit den Vorteil der Einzelhändler vor Ort zunichte zu machen, baut Bezos inzwischen eine eigene Logistikkette auf. Der Onlineriese legte sich etwa erst kürzlich 20 Transportflugzeuge zu, um die Lieferzeiten noch weiter zu verkürzen. In einigen Städten der USA liefert Amazon die Produkte innerhalb einer Stunde - und das an sieben Tagen in der Woche. Durch den Einsatz neuer Technologien wie Drohnen will Bezos den Service auch auf ländliche Gebiete ausweiten. Das ist zwar noch Zukunftsmusik, aber Bezos setzt alles daran, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Dabei überlässt der Amazon-Chef nichts dem Zufall: Die Entwicklung der unbemannten Fluggeräte übernimmt der Konzern selbst.
Außerdem pumpt der Selfmademilliardär Unsummen in zukunftsträchtige Geschäftsfelder wie Cloud-Computing oder Musik- und Videostreaming. Im laufenden Jahr plant Bezos etwa mehr als ein Dutzend eigene Fernsehserien. Der 52-Jährige zielt damit direkt auf schnell wachsende Firmen wie den Online-Musikdienst Spotify oder die Internetvideothek Netflix. Kunden des kostenpflichtigen Services Amazon Prime erhalten im Rahmen ihrer Prime-Mitgliedschaft Zugang zu diesen und anderen Amazon-Diensten wie etwa die kostenlose Lieferung am selben Tag.
Die Idee dahinter: Amazon will mehr sein als ein Onlinehändler. Die Kunden sollen bei Bezos alles aus einer Hand bekommen - von gedruckten Büchern über E-Books bis hin zu Musik und Filmen. Die Konkurrenz hat es schwer, gegen dieses Rundum-sorglos-Paket anzukommen. Und wer schon Prime-Kunde ist, nutzt auch öfter den kostenlosen Versand für andere Artikel.
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