Immobilienaktien: Die Chancen und die Risiken
Immobilienaktien sind ein zweischneidiges Schwert: Als Inflationsschutz und sicherer Hafen gepriesen, schwanken die Kurse häufig sehr stark. Warum das so ist und welche Aktien für Anleger interessant sind.
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von Jens Castner, Euro am Sonntag
Manche Storys sind einfach zu perfekt, um wahr zu werden. Wie wär’s zum Beispiel mit der hier: Aus Angst vor Inflation und Finanzmarktcrash flüchtet das Volk in Sachwerte. Und weil man sonst auf gar nichts mehr vertrauen kann, fließt das Volksvermögen in Immobilien. Folglich kristallisieren sich Immobilienaktien als Profiteure der Krise heraus.
So weit die Märchenstunde. Die Realität sieht anders aus. Zwar war – und ist – das sogenannte Betongold als sicherer Hafen gesucht. Vor allem in den Toplagen von Millionenstädten wie Berlin, Hamburg und München ziehen die Preise seit geraumer Zeit wieder an. Doch an den börsennotierten Immobiliengesellschaften geht der Boom vorbei. In der Krise rauschten sie 1:1 mit dem Gesamtmarkt in den Keller. Während der anschließenden Erholungsrally zogen die Kurse – wie bei allen Aktien – kräftig an. Doch das Niveau von 2006 ist längst noch nicht wieder erreicht: IVG, einst der Bluechip der Branche, fiel von 35 auf aktuell fünf Euro, Colonia Real Estate von 45 auf vier, Vivacon vom selben Ausgangsniveau auf 60 Cent.
Zum Teil haben die Unternehmen die Situation selbst verschuldet. Im Vertrauen auf einen funktionierenden Kreditmarkt hatten viele Manager von Immo-AGs wenig Eigenkapital eingeschlossen und hohe Verbindlichkeiten aufgenommen. Als sich dann nach der Lehman-Pleite die Frage der Anschlussfinanzierung stellte, gerieten sie unter Druck.
Gleichzeitig stellte sich heraus, dass die zuvor ausgewiesenen Gewinne oft Folge der Höherbewertung des Immobilienbesitzes waren, die tatsächlichen Casheinkünfte aus Vermietungen und Verkäufen aber weniger glänzend aussahen. Zusätzlich hätten einige Gesellschaften durch aggressive Vermarktung ihrer Aktien dafür gesorgt, „dass die Branche in der öffentlichen Wahrnehmung eher mit Werten des Neuen Markts verglichen wurde als mit Immobilieninvestments“, sagt Thomas Körfgen, Manager des Immobilienaktienfonds SEB Real Estate Equity Global.
Infolge des Kursdebakels werden Immobilienaktien an der Börse völlig falsch eingeschätzt, ist Körfgen überzeugt. Statt als liquide Form von Immobilieninvestments würden sie als Sektor innerhalb der Anlageklasse Aktien eingestuft. In einigen Subindizes tauchen sie sogar unter dem Oberbegriff Finanzwerte auf.
Für Körfgen ist beispielsweise „absolut unverständlich“, dass im Euro-Stoxx-50-Index die VW-Aktie durch den französischen Immobilienwert Unibail-Rodamco ersetzt wurde. „Da dadurch auch mehr und mehr Generalisten in Immobilientitel investieren, steigt die Korrelation zum breiten Aktienmarkt, obwohl Immobilienpreise naturgemäß deutlich weniger volatil sind als Börsenkurse.“ Ob und wann eine Beruhigung eintritt, bleibt ungewiss. Wenig Hoffnung – zumindest kurzfristig – besteht nach Ansicht von Börsenprofis für einst hochgejubelte Firmen wie Colonia Real Estate und Vivacon, die vor drei Jahren mit Portfoliotransaktionen klotzig verdienten. Die haben nach Körfgens Definition mit Immobilienaktien ohnehin wenig zu tun: „Das sind Händler. Was wir suchen, sind Unternehmen, die Bestände halten, aufbauen oder entwickeln.“
Bestandshalter könnten dagegen schon bald eine Renaissance erleben. Auch deren Kurse waren Anfang 2009 „vor dem Hintergrund düsterer Weltuntergangsszenarien massiv eingebrochen“, erklärt Manuel Hölzle, Chefanalyst von GBC Investment Research. Vor Jahresfrist wurden die Aktien dieser Unternehmen im Schnitt mit Abschlägen von 56 Prozent auf den inneren Wert (Englisch: Net Asset Value, kurz: NAV) gehandelt, der sich aus Cashbestand und Wert des Immobilienportfolios zusammensetzt.
Wie aus der aktuellen GBC-Studie mit dem Titel „Best of Deutsche Bestandshalter“ hervorgeht, hat sich der Discount auf den inneren Wert inzwischen halbiert, ist jedoch immer noch groß genug, um den Kursen Spielraum nach oben zu lassen.
Dass die augenfällige Unterbewertung noch nicht abgebaut ist, liegt am gesunden Misstrauen der Börsianer. Zum einen mussten – wegen sinkender Mieten, vor allem im Gewerbebereich – einige Unternehmen die Net Asset Values in den vergangenen Jahren nach unten korrigieren. Zum anderen misstrauen Experten den (bisweilen auch von den Firmen selbst ermittelten) Wertansätzen grundsätzlich. Der im MDAX notierte Immobilienkonzern Gagfah, gemessen am Börsenwert unangefochtener Platzhirsch in Deutschland, gehe hier nicht gerade mit gutem Beispiel voran, wettern die Vorstände der Konkurrenz. Zudem vermutet man in der Branche, dass Gagfah zum Ärger der Mieter an den Instandhaltungskosten spart, um die hohe Dividende von 60 Cent je Aktie aufrechterhalten zu können, wie aus einem kürzlich veröffentlichten Artikel der „Immobilien Zeitung“ hervorgeht.
Doch nicht nur hausgemachte Probleme bremsen die Erholungsrally der Immobilienwerte. Auch das Damoklesschwert einer Subprime-Krise 2.0 schwebt über der Branche. Glaubt man dem aktuellen Value Intelligence Consensus, der das Anlageverhalten der erfolgreichsten wertorientierten Investoren misst, ist die Talfahrt am US-Wohnimmobilienmarkt noch nicht zu Ende. Und noch schlechter sieht es für Gewerbeimmobilien aus.
Auch wenn Investorenlegenden wie Warren Buffett wegen der ausufernden Staatsverschuldung in der westlichen Welt längerfristig steigende Inflation erwarten, die eigentlich gut für die Immobilienpreise sein sollte, macht vielen von ihnen der Markt auf kürzere Sicht Sorgen. „Einen neuen Tiefpunkt im zweiten Halbjahr hält die Elite der Investoren offenbar für wahrscheinlich“, sagt Stefan Rehder, geschäftsführender Gesellschafter der Münchner Firma Value Intelligence Advisors, die im Halbjahresrhythmus das Anlageverhalten der Superinvestoren untersucht.
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Sollte sich das Szenario bewahrheiten, stellt sich die Frage, ob der Flächenbrand erneut auf Deutschland übergreift. Zumindest einen großen Knall wie im Herbst 2008 erwartet Fondsmanager Thomas Körfgen nicht. Die Situation in den USA hat sich seiner Beobachtung zufolge trotz der Bedenken der Value-Zunft sowohl im Wohn- als auch im Gewerbebereich deutlich entspannt. Einige amerikanische Immobilienfirmen säßen auf hohen Cashbeständen und wüssten „schon gar nicht mehr, wohin mit dem ganzen Geld“.
Vielleicht fließt sogar etwas davon nach Deutschland. „Hier gab es bei den Immobilienpreisen nie Übertreibungen, weder in die eine noch in die andere Richtung“, betont Körfgen. Da trotz zeitweiliger Kurserholung noch ein gewaltiger Angstabschlag in den Kursen steckt und das Gros der Unternehmen die Finanzierung inzwischen auf ein solides Fundament gestellt hat, ist ein neuerlicher Absturz unwahrscheinlich. Die deutschen Immobilienpreise seien im Vergleich zu vielen anderen Märkten nur in geringem Maß inflationiert worden, bestätigt Value-Experte Stefan Rehder. „Einige der bekannten US-Investoren engagieren sich deshalb bereits seit Längerem selektiv in deutschen Immobilienaktien.“
Das Argument erinnert an die Zeit, als Betongold an der Börse noch glänzte. Spätestens ab 2005, als die Hauspreisblase in den USA und Großbritannien offensichtlich wurde, hatten sich angelsächsische Private-Equity-Investoren mit deutschen Immobilien eingedeckt und damit inzwischen eine Hausse des gesamten Sektors ausgelöst.
Trotz der zwischenzeitlichen Talfahrt der Aktienkurse seien sie damit nicht schlecht gefahren, erklärt Rehder. „Dollar und Pfund sind seither im Vergleich zum Euro gefallen, insofern haben sich deutsche Wohnimmobilien als Wertaufbewahrungsmittel für diesen Investorenkreis durchaus bewährt.“ Bei Gewerbeimmobilien sei der Fall anders gelagert, da Mieten und Preise stärker von der Konjunktur abhängen. Wohnimmobilien gelten als stabileres, defensiveres Investment. Als problematisch allerdings würde die Topliga der Investoren die Intransparenz in den Strukturen vieler deutscher Immo-AGs ansehen. Daher sei es nicht leicht, den inneren Wert dieser Firmen zu ermitteln.
Auch Körfgen hält mit VIB Vermögen nur einen einzigen deutschen Wert in seinem weltweit anlegenden Fonds – wenn auch teilweise aus anderen Gründen. Bei den Großen der Branche sind ihm die Abschläge auf den inneren Wert zu gering, weshalb er sich lieber im Ausland umsieht. Die Titel unterhalb des SDAX wiederum sind nach institutionellen Maßstäben oft nicht liquide genug, um einen reibungslosen Ein- und Ausstieg zu gewährleisten.
Privatanleger fänden im Nebenwertesegment dagegen durchaus noch eine Vielzahl von attraktiv bewerteten Titeln mit Potenzial, meint GBC-Analyst Manuel Hölzle, der neben soliden Bestandshaltern wie Agrob, Hamborner oder KWG Kommunale Wohnen auch Immobilienentwickler wie Incity als Kaufgelegenheit ansieht.
Die zu perfekte Story muss deshalb kein Märchen bleiben und könnte auf lange Sicht doch noch zu einem Happy End gelangen. Denn grundverkehrt ist die Überlegung, Immobilienaktien als Inflationsschutz zu kaufen, trotz aller Turbulenzen an den Finanzmärkten nicht. Und über kurz oder lang werden sich auch die erratischen Kursschwankungen wieder beruhigen. Dann nämlich, wenn Immobilienaktien wieder als das gesehen werden, was sie laut Körfgen sind: die beste Möglichkeit, Betongold mit täglicher Handelbarkeit zu kombinieren.
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Investor-Info
AVW Immobilien Von Börsianern vergessen
Bau und Entwicklung von Geschäftshäusern, Einkaufszentren, Altenheimen und Hotels sind das Metier von AVW Immobilien. Fürs laufende Geschäftsjahr hat das von Anlegern nahezu vergessene Unternehmen aus Buxtehude einen Gewinn im mittleren einstelligen Millionenbereich angekündigt. Sollte das gelingen, läge das KGV bei etwa vier. Für risikofreudige Anleger.
Gagfah Zweifel an Dividendenpolitik
Gagfah ist der größte börsennotierte Bestandshalter von Wohnimmobilien in Deutschland. Einerseits lockt eine zweistellige Dividendenrendite. Andererseits mehren sich Zweifel, ob die Dividende dauerhaft verdient werden kann. Analysten fürchten, dass Substanz ausgeschüttet wird, um Großaktionär Fortress zufriedenzustellen.
Hamborner Grundsolider Bestandshalter
Das ehemalige Bergbauunternehmen Hamborner gilt als solider Bestandshalter von Wohn- und Gewerbeimmobilien. Da die Mehrheit bei einer Immobilientochter der angeschlagenen HSH Nordbank liegt, dürfte über kurz oder lang ein neuer Großaktionär einsteigen. Dann sollte die Unterbewertung sichtbar werden.
IFM Immobilien In schwierigem Markt erfolgreich
IFM setzt auf Sanierung und Entwicklung von Büro- und Einzelhandelsimmobilien. Damit ist das Unternehmen im schwankungsanfälligsten Marktsegment unterwegs. Mit Erfolg: Alle bisher verkauften Objekte brachten hohe Gewinne, weshalb viel Cash in der Kasse liegt. Der innere Wert dürfte 50 Prozent über dem Börsenkurs liegen.
InCity Toplagen zum Schnäppchenpreis
InCity hat sich auf die Entwicklung hochwertiger Objekte in Toplagen spezialisiert – und wurde durch die Übernahme von Informica Real Invest auch zum Bestandshalter. Das soll aber kein Dauerzustand bleiben, Ziel ist der Abverkauf. Zuletzt wurde eine Einzelhandelsimmobilie an die Swiss Life veräußert. KGV von drei!
SEB Real Estate Equity Global Weit über dem Durchschnitt
Mit knapp 70 Prozent Wertzuwachs – doppelt so viel, wie internationale Immobilienaktien im Durchschnitt brachten – glänzte der von Thomas Körfgen gemanagte Fonds 2009. Auch wenn das schwer wiederholbar ist, dürfte ein Engagement lohnen. Chancen sieht Körfgen unter anderem in Thailand und in der Türkei.
Offene Immobilienfonds Börsenhandel mit Abschlägen
An der Fondsbörse Deutschland in Hamburg werden die Immobilienfonds gehandelt, deren Anteile derzeit nicht zurückgegeben werden können. Allerdings nur mit einem teils deutlichen Abschlag zum regulären Anteilswert, der von den Gesellschaften genannt wird.
hausInvest europa Solides Immobilieninvestment
Der hausInvest europa ist der größte deutsche Offene Immobilienfonds. Sein Vermögen beträgt 10,7 Milliarden Euro, davon stecken fast 30 Prozent in liquiden Mitteln. Er hält 102 Objekte in 51 europäischen Städten. Der Fonds blieb trotz der Turbulenzen aufgrund der Finanzkrise fortlaufend geöffnet. Binnen eines Jahres wuchs sein Wert um 3,8 Prozent – überdurchschnittlich im Vergleich zu den übrigen Immobilienfonds.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: 2004-2009 Fraport AG
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