Euro am Sonntag-Titel

Deutschland im Kaufrausch: Die besten Aktien

08.12.10 06:00 Uhr

Die deutsche Wirtschaft läuft, der DAX steht auf einem neuen Jahreshoch. Was kaum einer gedacht hätte: Vor allem der Konsum brummt. Welche Aktien von der neuen Shopping-Lust profitieren.

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Aktien

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Indizes

1.671,8 PKT 8,1 PKT 0,49%

19.405,2 PKT 82,6 PKT 0,43%

183,6 PKT 1,3 PKT 0,73%

498,8 PKT 1,5 PKT 0,30%

4.799,9 PKT 10,8 PKT 0,23%

518,8 PKT 9,5 PKT 1,87%

1.020,5 PKT 8,8 PKT 0,87%

10.209,3 PKT 58,5 PKT 0,58%

26.469,5 PKT 289,3 PKT 1,10%

7.588,9 PKT 22,7 PKT 0,30%

7.563,4 PKT 37,4 PKT 0,50%

13.510,4 PKT 208,7 PKT 1,57%

4.309,0 PKT -7,5 PKT -0,17%

von Stephan Bauer, €uro am Sonntag

Rückt das Weihnachtsfest näher, geben sich Deutschlands Einzelhändler regelmäßig bestens gelaunt. Mit offensiv zur Schau gestelltem Optimismus wollen sie die Konsumenten in Warenhäuser, Elektronikmärkte und Fachgeschäfte locken. Der alte Spruch „Klagen sind der Gruß der Kaufleute“ ist in der Vorweihnachtszeit augenscheinlich außer Kraft gesetzt.

Dieses Jahr scheint die Euphorie der Händler jedoch keine Grenzen mehr zu kennen. „Die Stimmung in unseren Filialen ist erstklassig“, sagt etwa Douglas-Chef Henning Kreke. Das Unternehmen ist mit seinen Parfümeriefilialen, den Buchhandlun­gen der Marke Thalia und Christ-­Juwelierläden so etwas wie der Weihnachtshändler der Nation. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) in Berlin bejubelt gar einen „Traumstart“ ins Weihnachtsgeschäft. Laut ersten Umfragen hätten die Einzelhändler deutlich höhere Umsätze erzielt als im Vorjahr, berichtet Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE. Der Fachverband rechnet damit, dass die Umsätze im Weihnachtsgeschäft dieses Jahr um 2,5 Prozent auf 77 Milliarden Euro steigen. „Dies ist das stärkste Wachstum seit fünf Jahren“, sagt Genth, der ein „grandioses Weihnachtsgeschäft“ erwartet. Die Krise? Vergessen. Dabei war vorigen Winter das Geschäft noch um fast zwei Prozent eingebrochen.


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Im Handel brummt es offenkundig. Es scheint, als sei die jahrelange Konsumflaute in Deutschland vorüber. Dank der laufenden Shoppingpartys in deutschen Innenstädten und Einkaufszentren soll der private Verbrauch 2010 um etwa ein halbes Prozent zunehmen. Der Konsum entwickelt sich zur zweiten Konjunkturlokomotive neben dem Export. „Rund drei Viertel der zusätzlich erzeugten Wirtschaftsleistung entfällt auf die Binnennachfrage“, sagt Kai Carstensen, Konjunkturexperte des Münchner Ifo-Instituts. Die Kauflaune hat auch auf die Börse übergegriffen. Die Aktie von Metro, dem größten Händler der Republik, notiert über ein Drittel höher als zu Beginn des Jahres. Douglas ist mit rund 25 Prozent Kursplus mit von der Partie. Das Modehaus Gerry Weber legte seit Jahresanfang um fast 60 Prozent, Hugo Boss gar um mehr als 90 Prozent zu.

Anbieter von Konsumgütern profitieren auf breiter Front. Wie eh und je verschenken die Deutschen auch in dieser Saison besonders gern Bücher, Bekleidung und Spielzeug. Neben Schmuck und Uhren sind Kosmetikartikel und hochwertige Lebensmittel ebenfalls beliebt. In der Konsumelektronik laufen die Geschäfte allerdings besonders gut: Die Branche erwartet zu Weihnachten Umsätze von knapp acht Milliarden Euro – das entspricht einem Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Woher die Kauflust der Deutschen kommt, zeigt der Konsumklima­index der Nürnberger GfK. Der Indikator wird durch Umfragen unter Verbrauchern ermittelt, vor allem die Konjunktur- und Einkommenserwartungen fließen in das Stimmungsbarometer ein. Die Dezember-Prognose wies 5,5 Punkte aus, so heiter war das Klima seit dem Herbst 2007 nicht mehr. Der Grund: Die Angst der Deutschen vor Arbeitslosigkeit schwindet, der Blick nach vorn wird zuversichtlich. Bei der Beschäftigung etwa stehen die Zeichen klar auf Aufschwung: Im November sank die Arbeitslosenzahl erneut auf jetzt 2,93 Millionen. So wenige waren es zuletzt 1991. Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit, hält es für möglich, dass die Zahl 2011 auf 2,7 Millionen sinkt.

Viele Beschäftigte dürfen sich zudem über steigende Löhne und Gehälter freuen. Als erste Branche hat die Stahlindustrie nach der Rezession neue Tarifabschlüsse vereinbart – das Plus beträgt 3,6 Prozent. Zudem wollen Unternehmen wie Bosch, Daimler oder Siemens Tariferhöhungen, die für das Frühjahr 2011 vereinbart waren, um zwei Monate vorziehen. Andere Firmen wie BMW zahlen wegen der guten Gewinnsituation Sonderprämien. Die absehbaren Lohnzuwächse werden überdies kaum durch Inflation gemindert, die Einkommen steigen auch real. „Löhne und Gehälter steigen, alle Prognosen deuten auf eine gute Wirtschaftsentwicklung hin – da sitzt das Geld lockerer“, resümiert Thomas Harms, Partner bei der Unternehmensberatung Ernst & Young.

Das Geld zum Shoppen haben die Deutschen. Anders als in den USA oder in Großbritannien, wo Kaufen auf Pump die Regel ist, finanzieren sie ihren Konsum überwiegend aus dem laufenden Einkommen und den Ersparnissen. Dabei ist die Sparquote noch hoch: Von ihren Netto­einkommen legten die Konsumenten im ersten Quartal 2010 stolze 11,7 Prozent auf die hohe Kante. Und noch immer halten sie etwa elf von 100 Euro eisern fest.

Das Angstsparen könnte dennoch bald Vergangenheit sein, zumindest deutet vieles darauf hin. Wie Analysten der französischen Bank BNP Paribas vorrechnen, haben die Bundesbürger in den vergangenen Jahren ihre Schulden deutlich reduziert, parallel dazu sind die Nettovermögen beachtlich gestiegen. Seit dem Jahr 2000 etwa kletterte das Nettovermögen pro Haushalt von etwa 50 000 auf rund 80 000 Euro. Die Sparstrümpfe sind so gut gefüllt, dass die Verbraucher sich wieder etwas leisten können, ohne sich gleich Gedanken um die Altersvorsorge machen zu müssen.

Die Aussichten für den Handel bleiben damit auch weit über Weihnachten hinaus rosig. Die Deutsche Bank etwa sagt für das neue Jahr eine Zunahme des privaten Konsums um 1,25 Prozent voraus. „Hierfür sind in erster Linie die günstigen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt verantwortlich“, erläutert Konjunkturfachmann Stefan Schneider. Und bei der Unicredit geht man für 2011 sogar von zwei Prozent Wachstums im Konsum aus. Für 2012 steht eine weitere Welle von Lohnerhöhungen an. Dann laufen die Tarifverträge mit der IG Metall aus, die Millionen von Beschäftigten in wichtigen Wirtschaftszweigen wie Autoindustrie, Elektrotechnik und Maschinenbau vertritt. Die Commerzbank hält es daher für möglich, dass die Konsumhausse anhält. „2012 könnte der private Verbrauch um ein bis 1,5 Prozent zu nehmen“, sagt Chefvolkswirt Jörg Krämer.

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Auf Heimspiele setzen lautet die Devise für Investoren, die vom offenbar nachhaltigen Aufwärtstrend im deutschen Einzelhandel profitieren wollen. Unternehmen aus dem Konsumsektor mit einem hohen Umsatzanteil in Deutschland sollten also ganz oben auf der Liste stehen. Douglas ist hierfür ein Paradebeispiel. Das Unternehmen aus Hagen macht rund zwei Drittel seines Umsatzes in Deutschland, das An­gebot deckt weite Bereiche hochwertiger Konsumgüter vom Damenparfüm bis zur Herrenuhr ab. Der Kurs der Aktie ist angesprungen – dennoch ist es hier für Einkäufer noch nicht zu spät.

Auch mittelfristig bleibt der Titel wegen der starken Marktstellung in Deutschland – Douglas ist Marktführer bei Parfümerien und hat zugleich eine Spitzenposition im Buchhandel – interessant. „Wir sind gut aufgestellt, um von einer dauerhaften Belebung des Konsumklimas profitieren zu können, und werden nach der Konsolidierungsphase in 2010 jetzt wieder rasch expandieren“, sagt Vorstandschef Kreke. Immer bessere Geschäfte macht auch der Fotodienstleister CeWe Color. Insbesondere das Geschäft mit Fotoalben, einem beliebten Geschenkartikel, wächst stark. Deshalb gesellt sich zum traditionell guten dritten Quartal, der Saison für Urlaubsbilder, ein immer stärkeres Weihnachtsgeschäft der Oldenburger. Vorteilhaft, dass Vorstandschef Rolf Hollander nach gelungener ­Restrukturierung inzwischen ge­nügend Mittel für wirksame Marketingaktionen zur Verfügung hat. Analysten erwarten im vierten Quartal einen Gewinnsprung um über 50 Prozent. Auch im kommenden Jahr soll der Aufwärtstrend weitergehen. „Das Wachstum bei Fotobüchern dürfte 2011 an die 20 Prozent heranreichen“, sagt Analyst Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe.

Dass die Deutschen mehr im Geldbeutel und inzwischen auch auf der hohen Kante haben, kommt auch Verkäufern hochwertiger Lebensmittel zugute. Hawesko, der größte deutsche Händler von Qualitätsweinen, zählt schon jetzt zu den Gewinnern. Im abgelaufenen Quartal freuten sich die Hamburger über eine kräftige Erholung des in der Krise unter die Räder gekommenen Markts für teure Weine aus Bordeaux. Der Versender und Betreiber von Ladenketten wie Jacques’ Wein-Depot erzielt über 90 Prozent des Umsatzes in Deutschland. Eine positive Überraschung ­erscheint bereits beim Gewinn für das laufende vierte Quartal gut möglich.

Dass vor allem gut betuchte Kunden eine größere Lust zum Shopping verspüren, darüber freuen sich insbesondere die Anbieter gehobener Bekleidung. Beispiel Hugo Boss: Die Metzinger erwarten im laufenden Jahr ein Umsatzplus von knapp zehn Prozent und einen Gewinnsprung von 70 Prozent. Der Umsatzanteil ist in Deutschland mit 20 Prozent jedoch recht gering. Der Modekonzern Gerry Weber kann da mit rund 60 Prozent Umsatzanteil in Deutschland schon weitaus deutlicher von der Aufbruchstimmung deutscher Konsumenten profitieren. Die Westfalen bieten Mode im gehobenen Preissegment, einer Ka­tegorie, die sich wachsenden Zuspruchs erfreut. Das gilt auch für die Aktie. „Gerry Weber steigert die Umsätze spürbar, die Gewinne wachsen überproportional“, begründet Analyst Schlienkamp seine positive Einschätzung des Papiers. Immerhin haben die Westfalen es geschafft, die Gewinnmarge auf inzwischen zwölf Prozent zu steigern. In drei Jahren sollen es bereits 15 Prozent sein.

Auch teurere Konsumgüter werden sich die Deutschen künftig nach Jahren der Enthaltsamkeit wieder leichteren Herzens gönnen, sagt Lars Krekel, Analyst bei BNP Paribas. Für die Elektronikketten Media Markt und Saturn sind das gute Vorzeichen. Zwar betreibt die Düsseldorfer Metro auch zahlreiche Filialen im Ausland. Der Schwerpunkt der Elektroniktochter MediaSaturn liegt jedoch in Deutschland. Zweistellig steigende Ausgaben bei Unterhaltungselektronik wie Fernsehern oder Fotoausrüstungen dürften die Kassen des Marktführers im Elektronikhandel bereits zu Weihnachten kräftig klingeln lassen – auch wenn das nicht unbedingt den Gesamtkonzern beflügeln muss. Händler haben in diesem Jahr also keinen Grund, Optimismus vorzutäuschen. Die Freude darf ruhigen Gewissens echt sein.

Investor-Info

Konsumaktien: Begehrte Ware
Das bessere Klima im Handel drückt sich auch in den Kurssteigerungen deutscher Konsumaktien aus. Metro etwa zählt mit rund 37 Prozent Plus seit Jahresanfang zu den zehn besten Werten im DAX. Am besten gelaufen ist bislang die Aktie des Bekleidungskonzerns Hugo Boss mit einem Plus von 104 %). Die nächstbesten Aktien: Gerry Weber (57 %), Medion, (53 %), CeWe Color (51 %), Fielmann (37 %), Metro (37 %), Ahlers (32 %), Hornbach (31 %), Douglas (26 %) und Bijou Brigitte (16 %).

Douglas Holding: Mehr als Weihnachtsfantasie
Das Papier ist wegen der Angebotspalette des Konzerns so etwas wie Deutschlands Weihnachtsaktie. Die Gewinndynamik überzeugt: Im laufenden Geschäftsjahr soll der Gewinn Analystenschätzungen zufolge um gut 13 Prozent zulegen. Daran gemessen ist die Aktie noch moderat bewertet. Anteilskäufe des Groß­aktionärs August Oetker schürten zuletzt die Fantasie. Kaufen.

CeWe Color: Aktie fürs Familienalbum
Zweierlei spricht für die Aktie des Fotodienstleisters aus Oldenburg: die gelungene Restrukturierungsstory und die Produktpalette, die eindeutig im Trend liegt. Analysten schätzen das Wachstum insbesondere bei Fotobüchern über das Weihnachtsgeschäft hinaus als deutlich zweistellig ein. Das Gewinnwachstum ist beeindruckend: Nach einem Sprung von fast 100 Prozent im laufenden Jahr sollen es 2011 weitere 30 Prozent werden.

Hawesko: Prozente mit Geschmack
Vorstandschef Alexander Margaritoff freut sich über ein wiederbelebtes Großhandelsgeschäft, vor allem der Absatz qualitativ hochwertiger Weine hat sich nach der Krise wieder deutlich erholt. Die Aktie bietet eine Dividendenrendite von über fünf Prozent. Zudem notiert das Papier auf einem Allzeithoch, was charttechnisch neue Impulse verleihen sollte. Langfrist­investment.

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17.12.2021Daimler HoldHSBC
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