Euro am Sonntag

Telekom-Aktien: Bunt, schrill, schillernd

01.04.16 03:00 Uhr

Telekom-Aktien: Bunt, schrill, schillernd | finanzen.net

Die Umsätze steigen wieder, die Dividenden sind attraktiv - Anleger sollten einen Blick auf den Telekomsektor werfen. Welche Konzerne überzeugen.

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von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Jacob Lew, der Finanzminister der Vereinigten Staaten, reibt sich die Hände. Ende März kommen in den USA neue Mobilfunklizenzen unter den Hammer. John Legere, der für seine öffentlichen Ausfälle und skurrilen Auftritte bekannte Chef der Telekom-Tochter T-Mobile US, muss tief in die Tasche greifen, will er Konkurrenten wie AT & T oder Verizon weiterhin auf Trab halten.



Die neuen Lizenzen sind ein wichtiger Baustein im Aufbau der Kapazitäten für das mobile Internet. Im vergangenen Jahr brachte eine ähnliche Auktion von Mobilfunkfrequenzen der US-Regierung über 41 Milliarden Dollar ein. Experten rechnen fest damit, dass die Mobilfunkanbieter auch in diesem Jahr wieder Milliarden Dollar locker machen, um auf Frequenz zu bleiben.

Für Telekom-Chef Timotheus Höttges ist die US-Mobilfunktochter, an der der Bonner Riese 65 Prozent hält, ein wichtiger Wachstumstreiber. In der Vergangenheit hatte die Telekom mehrfach vergeblich versucht, T-Mobile US loszuschlagen. Mittlerweile dürfte Höttges froh sein, die US-Tochter im Portfolio zu haben. T-Mobile US ist mit gut 63 Millionen Kunden und einem Marktanteil von 16 Prozent inzwischen der drittgrößte Mobilfunkanbieter der USA.


Legere, der bei seinen Auftritten mit Halskette, Lederjacke und langen Haaren an einen schillernden Rockstar erinnert, ist der exzentrische Held dieser Erfolgsgeschichte. Legere zettelte eine Rabattschlacht an und nahm der Konkurrenz Marktanteile ab. T-Mobile US wächst, im laufenden Jahr geschätzt um zehn Prozent auf 35 Milliarden Dollar Umsatz. Damit erlöst die US-Tochter inzwischen fast so viel wie die Deutsche Telekom hierzulande. Ein bedeutender Gewinnbringer ist T-Mobile US ebenfalls: Unterm Strich soll der Gewinn der Amerikaner 2016 um ein Drittel auf fast eine Milliarde Dollar steigen.

Höttges schießt nach

Damit die US-Tochter auf Wachstumskurs bleibt, braucht sie die neuen Frequenzen. Auch deshalb spendierte Höttges den Amerikanern jüngst eine Finanzspritze über zwei Milliarden Dollar. Um diesen Kredit zu finanzieren, begab der deutsche Ex-Monopolist Anleihen im Volumen von 4,5 Milliarden Euro, die bei Investoren auf rege Nachfrage stießen. Mit den Anleihen nutzt Höttges geschickt das gegenwärtige Zins­tief aus.

Die Preispolitik der Mutter in ihrem Heimatmarkt ist inzwischen völlig anders als die von Legere in den USA. Denn erstmals seit Jahren setzt die Telekom wieder auf Preiserhöhungen. Für Neukunden steigen die Tarife vom 19. April an um bis zu 17 Prozent.


Um die Kundschaft nicht zu vergraulen, verpackte der Telekom-Lenker die Preiserhöhung in magentafarbenes Geschenkpapier. Telekom-Kunden zahlen in Zukunft zwar mehr - erhalten im Gegenzug dafür aber höhere Datenvolumen. Kostenloses Surfen, Telefonieren und Simsen im europäischen Ausland sowie den freien Zugang zu einer Million Hot­spots, also zu drahtlosen Netzwerken, gibt es obendrein. Geht das Konzept auf, dürfte das nur ein erster Schritt gewesen sein.

Preiserhöhung nutzt allen

Nach Jahren der Flaute auf dem Heimatmarkt wird die Telekom zu Hause wieder mehr Geld verdienen. Die Preiserhöhung des Marktführers nutzt aber auch der Konkurrenz. In der Branche seien wieder Umsatzzuwächse möglich, schließen die Analysten der UBS.

Andere Anbieter müssen mitunter nicht einmal hohe Investitionen in das Mobilfunknetz stemmen. Der Mobilfunkanbieter Freenet etwa, dem auch die Computerhandelskette Gravis gehört, kauft Telefonminuten und Datenpakete bei den drei großen Netzbetreibern Telekom, Vodafone und Telefónica ein. Diese Pakete vermarkten die Hanseaten dann unter eigenem Namen.

Für Konzernchef Christoph Vilanek ist das ein lukratives Geschäft. Im vergangenen Jahr steigerten die Norddeutschen ihre Erlöse um drei Prozent auf 3,1 Milliarden Euro. Der operative Gewinn kletterte leicht auf 370 Millionen Euro. 2016 will Vilanek hier noch eine Schippe drauflegen und 410 Millionen Euro einfahren. Der Chef des TecDAX-Konzerns hatte die Prognose zuletzt zweimal angehoben. Deshalb und wegen der attraktiven Dividendenrendite ist Freenet bei Anlegern beliebt. In den vergangenen fünf Jahren legte die Aktie über 200 Prozent zu.

Um seine Ziele zu erreichen, legte der Freenet-Chef jüngst 714 Millionen Euro für knapp ein Viertel der Anteile am Schweizer Telekomkonzern Sunrise auf den Tisch. Sunrise ist mit mehr als drei Millionen Kunden der größte Tele­kom­anbieter der Schweiz. Kritiker bemängeln allerdings, dass der Einstieg beim Schweizer Branchenprimus keine Synergien bringe. Zudem wird Vilanek womöglich den Kapitalmarkt anzapfen und eine Kapitalerhöhung durchführen müssen. Das wären keine guten Nachrichten für Aktionäre: Den Kurs dürfte das belasten.

Drillisch auf Kurs

Ein weiterer Konzern, der von den anziehenden Preisen auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt profitieren dürfte, ist Drillisch. Auch die Hessen betreiben kein eigenes Netz und kaufen Kapazitäten ein. Der Konzern kann allerdings bis zu 30 Prozent der Netzkapazität von Telefónica nutzen. Drillisch kann so wie ein Betreiber agieren, ohne jedoch in Infrastruktur investieren zu müssen. Zudem machen seit Monaten Übernahmespekulationen die Runde - mit der Folge, dass sich die Drillisch-Aktie in den vergangenen drei Monaten deutlich besser entwickelte als die des Konkurrenten Freenet.

Im vergangenen Jahr stieg der Internet- und Telekomkonzern United Internet bei Drillisch ein. Das von Ralph Dommermuth geleitete Unternehmen hält gut ein Fünftel der Anteile. Eine Komplettübernahme schloss der Milliardär damals zwar aus. Analysten raten dem Gründer von United Internet inzwischen aber dennoch dazu.

Angeheizt werden die Spekulationen von Dommermuths jüngstem Schachzug, sich mit gut 25 Prozent bei Deutschlands drittgrößtem Kabelanbieter, Tele Columbus, einzukaufen. Auch wenn Dommermuth dementiert: Einige Marktteilnehmer halten eine Dreierfusion zwischen United Internet, Drillisch und Tele Columbus durchaus für denkbar, um der Dominanz der Telekom in den Bereichen Telefon, Kabelfernsehen und Internet entgegenzutreten.

Drillisch-Chef und Großaktionär Paschalis Choulidis sieht den Trubel gelassen - und freut sich über die Kurssteigerungen. Choulidis konzentrierte sich bislang darauf, mit Drillisch aus eigener Kraft voranzukommen. Das Geschäft läuft prima: 2015 stieg der Umsatz um 117 Prozent auf 630 Millionen Euro. Das operative Ergebnis legte um 29 Prozent auf 106 Millionen Euro zu. Der Sohn griechischer Einwanderer gibt seinen Chefposten im Sommer allerdings aus privaten Gründen ab. Nachfolger wird sein Bruder Vlasios Choulidis, der als Vertriebsvorstand bestens vertraut ist mit dem Geschäft und an die bisherigen Erfolge anknüpfen dürfte.

Investor-Info

Deutsche Telekom
Primus mit Anschluss
Der deutsche Marktführer lockt Anleger mit einer Dividendenrendite von mehr als drei Prozent. Analysten rechnen damit, dass der Bonner Riese die Ausschüttung für das laufende Jahr um fünf Cent auf 60 Cent je Aktie anheben wird. 2016 dürften die Umsätze leicht auf 71 Milliarden Euro steigen. Beim Nettogewinn rechnen Marktbeobachter mit einem Zuwachs von acht Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Fundamental befindet sich der DAX-Konzern im Aufwind. Konservative Anleger greifen auf dem aktuellen Kursniveau zu.

Drillisch
Chefwechsel angekündigt
Für einen Telekomwert ist die Aktie schon hoch bewertet. 2017 rechnen Analysten allerdings mit einem Gewinnsprung um 50 Prozent auf 95 Millionen Euro - das KGV würde auf 24 sinken. Der angekündigte Rücktritt von Chef Paschalis Choulidis setzte der Aktie zu. Sein Bruder und Nachfolger Vlasios Choulidis dürfte für Kontinuität stehen. Anhaltende Übernahmespekulationen, attraktive Dividendenrendite - weiter aussichtsreich.

Freenet
Hohe Dividende
Die Freenet-Aktie bietet fast sechs Prozent Dividendenrendite und ist mit einem KGV von 13 für das laufende Jahr moderat bewertet. Angesichts der schon sehr hohen Ausschüttungsquote - für 2015 zahlt Freenet 70 Prozent seines Cashflows als Dividende aus - dürften es die Hanseaten aber schwer haben, die Dividenden weiter zu steigern. Ein Neu­engagement drängt sich nicht auf, investierte Anleger bleiben aber dabei.

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Bildquellen: Deutsche Telekom, Bocman1973 / Shutterstock.com

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