Euro am Sonntag

Microsoft: Showtime in Manhattan

02.11.15 17:00 Uhr

Microsoft: Showtime in Manhattan | finanzen.net

Der Softwarekonzern Microsoft erfindet sich neu: Aus einem Bürokratenkoloss wird ein Trendsetter der Hightechbranche. Sogar Apple kupfert ab - höchste Zeit für Anleger einzusteigen.

von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Gerade noch rechtzeitig zur Eröffnung des Flagshipstores an der New Yorker Fifth Avenue war es so weit: Microsoft lieferte die ersten Exemplare des Surface Book an Kunden. In dem fünfstöckigen Edelkaufhaus in Manhattan, dem bislang größten des Softwarekonzerns, sind seit Montag die Luxus-Notebooks mit Preisen ab 1.500 Dollar zu haben. Zu teuer für ein Microsoft-Gerät? Offenbar nicht. Der US-Tech-Riese wird seit Wochen mit Bestellungen überschüttet.



Kundenandrang trotz horrender Preise - das klingt nicht nach Microsoft. Es klingt nach Apple, dem Erzrivalen, der dem Softwareriesen aus Redmond lange Jahre die Schau stahl und der mit seinen eleganten und benutzerfreundlichen Produkten astronomische Gewinne einfährt, allein im jüngsten Quartal über elf Milliarden Dollar.
Microsoft wirkte dagegen lange so sexy wie ein Aktenordner neben einem Smartphone. Doch der Konzern lernt. Wohlfühlatmosphäre in Markenshops, Computer aus edlem Material - selbst Windows, das weltweit meistgenutzte, aber einst auch berüchtigte Betriebssystem, wirkt in Version 10 ungeahnt luftig.

Aufräumarbeiten beendet

Unter Chef Satya Nadella hat sich der behördenähnliche Koloss gewandelt - und den Kunden zugewandt. Seit Februar 2014 räumt der gebürtige Inder auf. So hatte Vorgänger Steve Ballmer für viele Milliarden den Handykonzern Nokia übernommen. Eine Abschreibung darauf über rund acht Milliarden Euro brockte dem Konzern im Sommer den größten Quartalsverlust in seiner Historie ein. Den Irrtum bezahlten 25.000 Mitarbeiter mit ihrem Job.

Das ist jetzt abgehakt. Das Verbissene aus Ballmers Zeiten ist weg, das Image bessert sich. Und der Konzern schreibt - trotz des harschen Gegenwinds im klassischen PC-Geschäft - ordentliche Zahlen. Dass die PC-Branche an Boden verliert, spürt der Weltmarktführer zwar bei PC-Software. Um zwölf Prozent auf gut 20 Milliarden Dollar sank das Geschäftsvolumen zwischen Juli und September. Der Gewinn stieg aber leicht auf 4,5 Milliarden. Die Erwartungen der Wall Street wurden übertroffen. Um zehn Prozent sprang die Aktie nach dem Quartalsbericht an.


Was überzeugt, ist der Erfolg der Initiativen Nadellas, etwa in der Cloud. Den Bereich "Azure", der Firmen Speicherplatz, Rechenleistung sowie viele weitere Dienste über das Web anbietet, leitete der Chef einst selbst. Im Quartal stieg der Umsatz hier um mehr als das Doppelte. Insgesamt macht Microsoft im rasch wachsenden Cloud-Geschäft, zu dem auch die Serversoftware zählt, knapp ein Drittel des Umsatzes und ist dran an der globalen Nummer 1, der Amazon-Tochter AWS. Selbst IBM, einst führend bei IT-Dienstleistungen für Unternehmen, hinkt hinterher.

Office im Abo ist der Hit

Auch der alte Kern, das Unternehmensgeschäft mit den Office-Programmen um Word und Excel, erlebt eine neue Dynamik. Seit die Software im Abo-Modell über das Internet vertrieben wird, greifen Kunden erstaunlich beherzt zu. Statt einmalig 279 Euro pro Nutzer zahlen viele Firmenkunden lieber monatlich sieben Euro - und sind immer auf dem neuesten Stand. Der Dienst "Office 365" gewann zuletzt 70 Prozent Umsatz. Analysten trauen dem gesamten Office-Bereich, der für rund zwei Drittel des Konzerngewinns steht, weiter hohe Zuwachsraten zu.

Viele Privatkunden lockt Windows 10. In Tests berichten einstige Windows-­Nutzer, die frustriert zu Apple wechselten, begeistert über Komfort und Geschwindigkeit - viele kehren zurück. Seit dem Start im Sommer breitet sich Windows 10 bislang dreimal so schnell aus wie die davor erfolgreichste Version Windows 7. Dem Rivalen aus dem Silicon Valley ist Microsoft jetzt nicht nur beim Markt­anteil, sondern auch technisch voraus: Windows merkt selbst, wo es benutzt wird - und läuft überall, ob auf Notebooks oder Smartphones. Apple braucht dafür zwei Programme.


Und wer kopiert hier eigentlich wen? Sicher, das Surface Book ähnelt in Anmutung und Preis dem MacBook. Doch inzwischen klauen auch die Kalifornier: Das iPad Pro, ein großes Tablet von Apple, startet jetzt ins Weihnachtsgeschäft. Ein solches Gerät hat Microsoft schon lange im Angebot.

Investor-Info

Microsoft
Rundum erneuert

Rund 90 Prozent Weltmarktanteil bei PC-Betriebssystemen sind die Basis des Konzerns, die Office-Programme liefern das Gros des Gewinns. Das Cloud-Geschäft wächst stark, auch Abo-Dienste über das Web gleichen die Schwäche des PC-Geschäfts aus. Zahlreiche Innovationen bei Tablets und Smartphones. Im Geschäftsjahr zum Ende Juni geschätzt über 50 Prozent operatives Gewinnplus.

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Bildquellen: Anton Watman / Shutterstock.com, Ken Wolter / Shutterstock.com

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