Halbleiterindustrie im Kaufrausch: Wer profitiert
Branchengrößen wie Intel stoßen an ihre Wachstumsgrenzen und kaufen Spezialisten. Auch günstige Zinsen befeuern das Übernahmefieber im Chipsektor. Mutige Anleger zocken mit.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Dass Infineon-Chef Reinhard Ploss von Tech-nik fasziniert ist, überrascht nicht. Mit der Vielfalt seiner elektronischen Bausteine ist der Chipkonzern mit Sitz in Neubiberg bei München in etlichen Zukunftsmärkten vorn dabei.
Die Bayern liefern Halbleiter für Elektroautos, entwickeln Radarsysteme für autonomes Fahren, bauen Chips für die Digitalisierung der Produktion - Stichwort Industrie 4.0 - und prägen mit ihren Produkten den Wandel in der Strombranche.
Neu ist, dass Branchenkenner Ploss auch ein Gespür für Kapitalmärkte und Übernahmen zeigt. Wenn er Ende November die Zahlen für das abgeschlossene Geschäftsjahr präsentiert, dürfte er auch einen Beleg dafür liefern, wie reibungslos die Integration des US-Konkurrenten International Rectifier (IR) weitgehend gelaufen ist. Der Kauf mit einem Gesamtwert von drei Milliarden Dollar war der bisher größte Deal der Bayern.
Als der Vorstand im Sommer 2014 den Zukauf präsentierte, trauten nur wenige Ploss und seinem Team solch einen Megadeal zu. Jetzt zeigt sich, dass der Ingenieur die Fusionswelle früh antizipierte und beim Kauf vieles richtig gemacht hat. Als Weltmarktführer für sogenannte Leistungshalbleiter, das sind Chips zum Schalten starker Ströme, schnappten sich die Bayern den angeschlagenen US-Spezialisten IR. Der Konzern soll binnen zwei Jahren auf das Renditeniveau von Infineon gehoben werden. Schon jetzt sind die Münchner mit IR Primus bei Leistungshalbleitern mit über 14 Prozent des Marktes - und doppelt so groß wie die Verfolger Toshiba oder Mitsubishi.
Allzeithoch bei Fusionen
Ploss war mit dem Deal ein Vorreiter. Viele machen es ihm nach. Soeben sickerte durch, dass Texas Instruments (TI), die Nummer 4 im Weltmarkt, den US-Konkurrenten Maxim Integrated schlucken will. An der Börse ist TIs Übernahmeziel aktuell rund elf Milliarden Dollar wert.Inzwischen erreicht die Übernahmewelle in der Branche nie gekannte Ausmaße. Die 290 Fusionen seit Jahresbeginn summieren sich laut Datendienstleister Dealogic auf 103 Milliarden Dollar Volumen, ein neuer Rekord. 2015 könnte der Wert aller Deals locker das Dreifache des Vorjahres erreichen.
Die Voraussetzungen dafür sind günstig. Geld ist durch die Notenbankpolitik billig, der Übernahmedruck groß. Der Grund: Konzerne wie Intel oder Qualcomm stoßen in ihren angestammten Märkten mit PC-Prozessoren und Mobilfunkchips an Wachstumsgrenzen. Potenzial bieten hingegen neue Märkte, auf denen oftmals rasch wachsende Aufsteiger dominieren. Für die Schwergewichte sind dies verlockende Übernahmeziele.
Das Paradebeispiel für einen reifen Massenmarkt ist die PC-Industrie. Im dritten Quartal schrumpfte der globale Umsatz um fast acht Prozent. Auch einst verlässliche Treiber wie Microsofts neues Betriebssystem können da nicht mehr helfen: Windows 10 läuft problemlos auf älteren Rechnern.
Chipprimus Intel, mit über 90 Prozent Marktanteil bei Mikroprozessoren, den zentralen Steuerungschips für PCs, sitzt in der Wachstumsfalle. Zulegen kann der größte Chipkonzern der Welt nur mit Chips für Hochleistungscomputer in Rechenzentren. Getrieben wird das durch den großen Trend zum Cloud-Computing, das Mieten von Rechenleistung via Web.
Noch begehrter sind in diesem Markt allerdings Halbleiter von Altera. Im Juni schnappte sich Intel den Spezialisten für programmierbare Serverchips für knapp 17 Milliarden Dollar.
Cavium ist ebenfalls ein Aufsteiger mit begehrter Serverchiptechnologie und damit auch ein Topziel für eine Übernahme. Ähnlich wie Videochip-Spezialist Ambarella, dessen Halbleiter in Drohnen verbaut werden.
Schließlich können es sich die Großen, die meist über üppige Cashreserven verfügen, nicht leisten, Trends zu verpassen. So arbeitet Intel mit Hochdruck daran endlich Zulieferer für Apples iPhone zu werden. Bisher fahren die Kalifornier mit ihren Smartphonechips nur hohe Verluste ein - vier Milliarden Dollar allein im vergangenen Jahr.
Davon lässt sich Intel-Chef Brian Krzanich nicht ablenken: "Das ist der Preis, den man zahlen muss, um in einem Markt Fuss zu fassen. Wir werden es schaffen." Beobachter erwarten, dass Intel auch Mobilfunkchiphersteller Qualcomm ins Visier nehmen wird. Dass bei dem Konzern aus San Diego derzeit Finanzinvestoren viel Einfluss haben, könnte Intel helfen.
Risiken steigen
Inzwischen gibt es in der Branche Signale für eine Überhitzung. Ermuntert durch Banken und günstige Refinanzierungen gehen einige Firmen bei Fusionen inzwischen sehr große Risiken ein.Beispiel Dialog Semiconductor. Für den Kauf der US-Firma Atmel nahm der TecDAX-Konzern eine hohe Verschuldung und eine große Kapitalerhöhung in Kauf. Bislang war Dialog mit Chips für die effiziente Stromversorgung mobiler Geräte erfolgreich. Atmel als Hersteller von Sensoren und Mikrocontrollern soll Dialog künftig eine gute Position im Zukunftsmarkt Internet der Dinge sichern.
Die Umsätze mit der wachsenden Vielfalt webfähiger Alltagsgeräte soll sich Prognosen zufolge bis 2020 auf 1,7 Billionen Dollar verdreifachen.
Deutlich weniger riskant als Dialog konnte NXP Semiconductors einen Megadeal im März finanzieren. Die Niederländer bezahlten die 10,5 Milliarden Dollar für den US-Autochipentwickler Freescale größtenteils mit eigenen Aktien. Es war ein großer Schritt nach vorn: Als neuer Weltmarktführer im wachstumsstarken Geschäft mit Autochips lassen die Niederländer jetzt sogar Infineon hinter sich.
Investor-Info
Infineon
Erfolg im Silicon Valley
Nach der erfolgreichen Übernahme von IR wird Infineon als Interessent für eine weitere US-Firma gehandelt: Fairchild macht 43 Prozent des Umsatzes mit Chips für Industriekunden, weitere 16 Prozent mit Halbleitern für Autos. In beiden Märkten ist auch Infineon stark. Bis 2017 wird den Bayern ein jährliches Gewinnwachstum von 23 und 13 Prozent zugetraut. Branchenfavorit.
Intel
Aus der Wachstumsfalle
Mit Übernahmen will der weltgrößte Halbleiterkonzern auf Wachstum schalten. Intel baut etwa seine Position bei Speicherchips aus. Bis zu 5,5 Milliarden Dollar wollen die Kalifornier in China investieren, um ihr Werk in Dalian im Nordosten des Landes technologisch auf den neuesten Stand zu bringen. Für 2016 erwarten Analysten aber nur drei Prozent Gewinnwachstum. Daran gemessen ist die Aktie hoch bewertet. Die attraktive Dividendenrendite macht das Papier haltenswert.
Megafusionswelle
Drei mögliche Ziele
Ein spekulativer Tipp unter potenziellen Übernahmezielen ist Cavium. Die Chips der US-Firma werden in Hochleistungscomputern cloudfähiger Rechenzentren eingesetzt und sind heiß begehrt. Für 2016 erwarten Analysten 30 Prozent Gewinnwachstum. Videochipentwickler Ambarella, dessen Halbleiter in GoPro-Kameras eingesetzt werden, ist auch im Drohnenmarkt aktiv. Der Kauf von Qualcomm brächte Intel eine Top-Position bei Mobilfunkchips und im Internet der Dinge.
Konzern ISIN Gewinnplus für 2016 1)
Ambarella KY G03 7AX 1015 17,5 %
Cavium US 149 64U 108 8 30,2 %
Qualcomm US 747 525 103 6 1,1 %
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Bildquellen: Andrew Park / Shutterstock.com, Ken Wolter / Shutterstock.com
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