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Apple: Mr. Cook, es steht viel auf dem Spiel!

11.01.17 10:17 Uhr

Apple: Mr. Cook, es steht viel auf dem Spiel! | finanzen.net

Zehn Jahre nach dem iPhone-Debüt sammelt der wertvollste Konzern der Welt den Löwenanteil der Branchen-Gewinne ein. Dennoch braucht Apple neues Wachstum.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Pro Person höchstens zwei. Apples erstes Handy sollte in Amerika erst am 29. Juni 2007 ab 18 Uhr lokaler Zeit auf den Markt kommen. Dennoch limitierte Firmenchef Steve Jobs den Verkauf von Apples erstem Mobiltelefon schon gut sechs Monate vorher - bei der Vorstellung des iPhone am 9. Januar.



Die Chefetage des Konzerns aus Cupertino in Kalifornien hatte sogar darüber nachgedacht, ein eigenes Mobilfunknetz aufzuziehen. Allerdings gelang es Apple-Mitgründer Jobs, Amerikas mächtigen Telekomkonzern AT & T für einen exklusiven Vertrieb des iPhone in den USA zu gewinnen.

Im eigenen Interesse warb der Riese damit für das erste Handy des Branchenneulings, genauso wie später die Deutsche Telekom hierzulande. Im stark wachsenden Mobilfunkgeschäft war das revolutionär und düpierte die Konkurrenz. Jobs genoss das:"Auf diesen Tag habe ich zweieinhalb Jahre gewartet. Ab und zu gibt es Produkte, die alles verändern", trommelte der Verkaufsprofi bei der Vorstellung des iPhone in San Francisco, um den Jubel der Apple-Fans anzuheizen.


Wie schnell Apple unter seiner Führung Märkte verändern konnte, hatte Jobs, der 1997 in seine Firma zurückgekehrt war, zuvor mit dem Musikspieler iPod und dem Online-Musikdienst iTunes bewiesen.

Mit der Präsentation des iPhone hatte Apple die Etablierten im Handygeschäft ins Abseits gestellt. Der Novize zeigte das erste Mobiltelefon mit computerähnlichem Betriebssystem - einer eigenen Software für die zentrale Steuerung des Handys, sodass Nutzer nicht nur telefonieren, sondern auch kinderleicht im Web surfen und E-Mails verschicken konnten. Die Tastatur wurde nur bei Bedarf eingeblendet, so gab es auf dem Bildschirm mehr Platz für Bilder. Zudem wurde erstmals ein Telefon über ein berührungsempfindliches Display bedient.


Zehn Jahre später sind die einstigen Marktführer Geschichte, eigene Handybetriebssysteme und berührungsempfindliche Bildschirme Standard. Auch die mit dem iPhone eingeführten Miniprogramme, die Apps, sind alltäglich und ermöglichen etwa sozialen Netzwerken wie Facebook oder Snapchat rasantes Wachstum.

Allerdings herrscht im globalen Verkauf von Smartphones nahezu Stillstand. Bei den mehr als 200 Millionen Geräten, die 2016 ausgeliefert wurden, lag das Plus gegenüber dem Vorjahr nach Schätzungen der Marktforscher von IDC bei mageren 1,6 Prozent. Und neue Impulse sind nicht in Sicht.

Zwischen 2010 und 2015 hatte der Markt im Schnitt noch jährlich um gut 36 Prozent zugelegt. Apple ist nach Weltmarktführer Samsung bei Smartphones heute die hochprofitable Nummer 2. Mit dem großflächigen 6-Plus-Modell konnten die Kalifornier ihre iPhone-Verkäufe im Jahr 2015 noch mal um 30 Prozent steigern.

Apple und Samsung dominieren

Seit dem Debüt seines ersten Mobiltelefons hat Apple inzwischen mehr als eine Milliarde Geräte verkauft und streicht nach Schätzungen der Marktforscher von Strategy Analytics schon seit Jahren mehr als 90 Prozent der Branchengewinne ein.

Den Rest der Erträge sammelt Samsung ein. Dem Elektronikriesen aus Korea ist es nach dem Debüt von Googles Handybetriebssystem Android im Jahr 2009 als einzigem der vielen Apple-Konkurrenten gelungen, mit Smartphones nachhaltig Geld zu verdienen. Als Auftragsfertiger von Chips liefert Samsung die zentralen Steuerungschips für iPhones, Displays und weitere Komponenten. Trotz der teuren und heftig geführten Streits um gegenseitige Patentverletzungen bleiben die Koreaner einer der größten Apple-Zulieferer und profitieren so auch vom Erfolg des Konkurrenten.

Andere wie Sony, LG und voraussichtlich auch der mächtige Microsoft-Konzern, der sein eigenes Handy-Betriebssystem gegenüber Apple und Googles Android nicht durchsetzen konnte, nehmen zum Teil hohe Verluste in Kauf, um im Markt dabei zu sein.

Weiter stark abhängig vom iPhone

Währenddessen fährt Apple nach Berechnung der UBS fast 70 Prozent des Umsatzes und einen noch höheren Anteil des Gewinns mit dem iPhone ein. Kein anderes Produkt hat das Umsatz- und Gewinnwachstum des Konzerns so stark vorangetrieben. Der gesättigte Markt für Smartphones bremst Apple deshalb aus.

Mit aktuell rund 588 Milliarden Euro Börsenwert ist Apple das wertvollste Unternehmen der Welt. Märkte durch revolutionäre Produkte mit Wachstum zu beflügeln und neu zu ordnen, ist Jobs’ Nachfolger Tim Cook, seit 2011 an der Spitze, bisher nicht gelungen. Die unter seiner Regie entwickelte Apple Watch, deren neue Generation mit einem GPS-Sensor ausgerüstet wird, hat daran wenig geändert.

Mit zuletzt mehr als 150 Milliarden Dollar Cashreserven ist der Konzern für die Suche nach Wachstum abseits von Smartphones gut ausgestattet. Seit Umsatz und Gewinn 2016 - erstmals seit 16 Jahren - leicht geschrumpft sind, wachsen bei Investoren jedoch die Zweifel, ob der Konzern jemals wieder mit hohem Wachstum beeindrucken kann.

Das Servicegeschäft, einschließlich der Umsätze über den Onlinestore iTunes, legt zwar zweistellig zu, bringt aber weniger als ein Fünftel des Umsatzes. Zu wenig, um konzernweit etwas zu bewegen. Apples Wachstum wird also weiter vom Erfolg des iPhone bestimmt.

Das Modell zum Jubiläum, das voraussichtlich im September vorgestellt wird, soll mit Innovationen begeistern: Ein Mobiltelefon mit einem Gehäuse aus bruchfestem Glas, das drahtlos geladen wird. Und für das Topmodell liefert Samsung hochwertige OLED-Bildschirme, heißt es. Dass es auch ein Verkaufsschlager wie das iPhone 6 wird, erwartet bisher aber kaum jemand.

Investor-Info

Der Konzern
Viel Cash, kaum Wachstum

Computer, Laptops, Tablets, Handys, Computeruhren: Apple ist in allen Kategorien hochprofitabel und verfügt damit über hohe Mittelzuflüsse. Dazu kommen über 150 Milliarden Dollar Cashreserven. Was Anleger beim früheren Innovationstreiber schmerzlich vermissen, sind Nachfolger von Rennern wie iPad oder iPhone. Neue Produkte, die Märkte verändern können, sind nicht in Sicht. Im Geschäftsjahr 2015/16 (bis Ende September) gab es den ersten Rückgang bei Umsatz und Gewinn seit mehr als zehn Jahren. Ein möglicher Grund für Apples zuletzt fehlende Ideen: Das Entwicklungsbudget entspricht bloß fünf Prozent des Umsatzes. Das überrascht, denn die meisten US-Techs investieren ein Vielfaches: Bei Microsoft sind es 14 Prozent, bei Amazon zwölf, bei Googles Mutterkonzern Alphabet sogar 16 Prozent des Umsatzes.

Die Aktie
Schwache Impulse

Nach dem Knick im Vorjahr sollte Apple wieder auf Wachstum schalten. Mit knapp 229 Milliarden Dollar Umsatz erwarten Analysten im Schnitt im laufenden Geschäftsjahr ein Plus von sechs Prozent und einen ähnlichen Zuwachs im folgenden Jahr. Das erwartete Plus beim Nettogewinn ist mit drei und sieben Prozent moderat. Haltenswert.

Der Rivale
Stärker als gedacht

Ende Januar veröffentlicht Samsung die Zahlen für 2016. Wie am Freitag bekannt wurde, ist es dem Konzern gelungen, trotz des Debakels mit dem Pannenhandy Galaxy Note 7 den operativen Gewinn im Weihnachtsquartal stark zu steigern. Samsung verdiente 7,3 Milliarden Euro, 50 Prozent mehr als vor einem Jahr. Gewinntreiber waren Speicherchips und Displays. Im April soll Samsungs neues Top-Handy präsentiert werden. Aussichtsreich.

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Bildquellen: Kevork Djansezian/Getty Images, Apple

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