Heiße Getränke-Aktien: Alles außer kaltem Kaffee
Die Etablierten der Brausebranche stehen unter Druck. Sogar Coca-Cola zweifelt an seinem Erfolgsrezept und setzt auf ein neues.
Werte in diesem Artikel
von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Coca-Cola-Boss James Quincey spürt den Druck: Erst kürzlich kündigte der Chef des weltweit größten Brausekonzerns große Veränderungen an: "Was uns 130 Jahre lang Erfolg beschert hat, wird uns das während der nächsten 130 Jahre nicht garantieren." Kommenden Freitag legt der Branchenprimus seine Bilanz für das Geschäftsjahr vor. Zahlen, die mit großer Spannung erwartet werden.
Im Coca-Cola-Land Amerika wird das Geschäft mit der populären braunen Brause zunehmend schwieriger. Im Herbst hatte der Primus aus Atlanta für das Quartal ein Drittel weniger Gewinn und beim Gesamtumsatz einen Einbruch um 15 Prozent gemeldet. Den einzigen Lichtblick in der Bilanz lieferte Coke Zero Sugar. Die Umsätze mit der zuckerfreien Brause, für die Coca-Cola eine neue Geschmacksformel entwickelt hatte, legten im hart umkämpften US-Markt doppelt so stark zu wie im Vorjahr. Im neuen Geschäftsjahr will der Konzern deshalb die Rezepturen von mehr als hundert Produkten an den Trend zu Gesundheit, Fitness und null Zucker anpassen.
"Wir haben erkannt, dass zu viel Zucker nicht gut für jeden ist", räumt Vorstandschef Quincey ein. Diese Einsicht hat Coca-Cola nicht allein. Bis 2025 wollen alle nordamerikanischen Hersteller ihre Getränke mit einem Fünftel weniger Kalorien anbieten. Nach Einschätzung der Marktforscher von Euromonitor wird das nicht ausreichen, um in dem großen Markt den Abwärtstrend beim Umsatz mit kohlensäurehaltigen Getränken zu stoppen. Bis 2022 werden die Umsätze weiter schrumpfen, jährlich um 0,8 Prozent, sagen Experten.
Rivale aus Texas prescht vor
Weltweit soll das Geschäft mit kohlensäurehaltigen Getränken dank einer starken Nachfrage in den Schwellenländern Asiens und Europas indes deutlicher anziehen als bisher - jährlich um 1,1 Prozent, mehr als dreimal so stark wie in den vergangenen Jahren. Darüber hinaus liegen auch Energydrinks wie Gatorade, Monster oder Red Bull, dazu Säfte mit hohem Fruchtanteil, Mineralwässer, Tee und hochwertiger Kaffee weltweit im Trend.
Wenn Coca-Cola am Freitag die Bilanz fürs Gesamtjahr vorlegt, sollte James Quincey daher auch eine Antwort auf den jüngsten Coup des kleineren Konkurrenten Dr Pepper Snapple liefern. Bekannt ist das Unternehmen mit Sitz in Plano (Texas) für Dr Pepper, eine Brause, die der Apotheker Charles Alderton erstmals 1885 verkaufte - ein Jahr früher als Coca-Cola seine in Atlanta. Künftig gehört die Marke zum Portfolio des größeren Keurig-Dr-Pepper-Konzerns. Der in den USA populäre Kaffeeröster Keurig Green Mountain, dessen K-Cup-Kaffeeautomaten in Amerika inzwischen ein Fünftel der Haushalte nutzt, ist neuer Großaktionär des texanischen Getränkekonzerns.
Im Portfolio des Unternehmens waren bisher neben Dr Pepper auch Sunkist-Limos und die bei Amerikanern populären Mott’s-Fruchtsäfte. Mit Keurig kommt Green Mountain Coffee dazu. Das Geschäft mit Heißgetränken sollte das Wachstum deutlich ankurbeln. Marktforscher erwarten bei Kaffee und Tee jährliche Zuwächse von mindestens drei Prozent. Finanziert wird der Deal vom Keurig-Eigentümer JAB Holding, der im Besitz der Hamburger Milliardärsfamilie Reimann ist.
Bob Gamgort, designierter Chef der neuen Firma, kündigt Keurig Dr. Pepper als "Herausforderer in der Getränkeindustrie" an. Anders als bisher trinken Menschen zu jeder Zeit alle Heiß- und Kaltgetränke, sagt Gamgort. Dafür habe sein Konzern als Einziger das komplette Sortiment: Brause, Energydrinks, Mineralwasser, Kaffee, Fruchtsäfte und Tee. Und man werde weiter zukaufen, so der Manager. Vorerst ist er allerdings mit der Integration und dem Abbau von Schulden beschäftigt.
Um Zukäufe günstiger refinanzieren zu können, will die Firma ihr Investment-Grade-Rating behalten. Mit dem Kauf des Herstellers kalorienarmer Softdrinks Bai Brands schraubte Dr Pepper Snapple seine Nettoschulden auf das 2,8-Fache des operativen Gewinns, deutlich über dem Fünfjahresdurchschnitt. Bei Coca-Cola und PepsiCo liegt die Verschuldung beim Zweifachen und 1,6-Fachen des Gewinns.
Mehr Spielraum für Zukäufe hat sich Primus Coca-Cola inzwischen durch die Abgabe des US-Geschäfts für Vertrieb und Getränkeabfüllung verschafft. Künftig betreiben die regionalen Partner des Konzerns die 350 Logistikcenter und 50 Getränkefabriken und übernehmen 55.000 Mitarbeiter. Mit dem Geld aus dem Verkauf sollen Aufsteigerfirmen übernommen werden. Coca-Colas Abhängigkeit vom Brausegeschäft, das für mehr als 70 Prozent der verkauften Getränke im Konzern steht, soll deutlich verringert werden.
Monster Beverage als Option
Große Deals wie jene von Keurig will Coca-Cola-Boss Quincey noch nicht wagen. Naheliegend wäre die Übernahme des Energydrink-Herstellers Monster Beverage. Auf dem Parkett ist die Firma, an der Coca-Cola bereits gut 18 Prozent der Anteile hält, rund 30 Milliarden Euro schwer. Eine Nummer zu groß für den Primus aus Atlanta, sagen einige Analysten. Die Konzernspitze schweigt zu diesem Thema. 2015 hatte Coca-Cola seine Energydrink-Marken dem Partner Monster Beverage überlassen, der das weltweite Vertriebsnetz des Primus nutzen darf. So konnte Monster den Abstand auf Red Bull stark verkürzen. Mit 22 Prozent des Marktes ist der in Kalifornien ansässige Konzern der Nummer 1 mit 27,3 Prozent auf den Fersen.
Deutlich weniger unter Druck, auf die Offensive von Keurig Green Mountain Coffee zu reagieren, ist indes Amerikas zweitgrößter Brausekonzern PepsiCo. Die New Yorker erwirtschaften mehr als die Hälfte des Umsatzes und über 60 Prozent des operativen Gewinns mit Snacks und Knabbergebäck.
Allerdings rückt die Nummer 2 im globalen Brausegeschäft nach Einschätzung von Analysten damit ins Visier des Brauriesen Anheuser-Busch InBev und von Ketchup-Primus Kraft Heinz, der mit seiner Offerte für den britisch-niederländischen Nahrungsmittelkonzern Unilever gescheitert war. Der Markt prickelt ganz offensichtlich.
Investor-Info
Pepsico
Im Visier der Großen
Die Nummer 2 im globalen Geschäft mit Brause kontrolliert etwas mehr als ein Fünftel des Marktes. Getränke machen aber nur ein Drittel von gut 63 Milliarden Dollar Umsatz aus. Den Löwenanteil und rund 60 Prozent des operativen Gewinns liefert die sehr profitable Snacksparte, etwa mit Chips der Marke Frito-Lay. Mit fast 40 Prozent Marktanteil ist PepsiCo hier im US-Markt führend. Brause und Snacks machen den Konzern bei Riesen wie AB InBev und Kraft Heinz begehrt.
Coca-Cola
Gigant mit Problemen
Mit fast 50 Prozent Marktanteil bei Brause, die rund 73 Prozent der von Coca-Cola verkauften Getränke ausmacht, ist der Konzern mit 35 Milliarden Dollar Umsatz für 2017 global die Nummer 1. Doch die Diversifizierung dauert und ist schwierig. Ab diesem Jahr soll das Gewinnwachstum mit einem Plus von mehr als fünf Prozent wieder anziehen. Für 2019 und 2020 erwarten Analysten jeweils gut sieben und zehn Prozent mehr Ertrag pro Aktie.
Monster Beverage
Teurer Tempomacher
Die Nummer 2 bei Energydrinks nutzt Coca-Colas globales Vertriebsnetz und liefert bei Umsatz und Gewinn jährlich zweistellige Zuwächse. Für 2018 erwarten Analysten von dem Konzern mit 3,4 Milliarden Dollar Umsatz ein Plus von über elf Prozent bei den Erlösen. Beim Gewinn pro Aktie sollen es 25 Prozent mehr sein. Doch das Unternehmen ist an der Börse mit dem Zehnfachen seines Umsatzes und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 30 bewertet. Die Aktie ist teuer. Abwarten.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: OlegDoroshin / Shutterstock.com, oneinchpunch / Shutterstock.com
Nachrichten zu Coca-Cola Co.
Analysen zu Coca-Cola Co.
Datum | Rating | Analyst | |
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24.10.2024 | Coca-Cola Outperform | RBC Capital Markets | |
24.10.2024 | Coca-Cola Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
23.10.2024 | Coca-Cola Buy | UBS AG | |
23.10.2024 | Coca-Cola Outperform | RBC Capital Markets | |
23.10.2024 | Coca-Cola Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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24.10.2024 | Coca-Cola Outperform | RBC Capital Markets | |
24.10.2024 | Coca-Cola Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
23.10.2024 | Coca-Cola Buy | UBS AG | |
23.10.2024 | Coca-Cola Outperform | RBC Capital Markets | |
23.10.2024 | Coca-Cola Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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24.07.2024 | Coca-Cola Halten | DZ BANK | |
31.05.2024 | Coca-Cola Hold | Jefferies & Company Inc. | |
07.05.2024 | Coca-Cola Halten | DZ BANK | |
25.04.2023 | Coca-Cola Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
24.04.2023 | Coca-Cola Neutral | Goldman Sachs Group Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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16.02.2018 | Coca-Cola Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
10.01.2018 | Coca-Cola Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
17.11.2017 | Coca-Cola Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
16.11.2017 | Coca-Cola Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
26.10.2017 | Coca-Cola Sell | Goldman Sachs Group Inc. |
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