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Amazons Mega-Expansion: Die weißen Flecken des Jeff Bezos

28.01.18 17:25 Uhr

Amazons Mega-Expansion: Die weißen Flecken des Jeff Bezos | finanzen.net
Amazon-Chef Jeff Bezos

Amazon erobert weiter Marktanteile. Einige Firmen haben aber wirksame Abwehrstrategien entwickelt. Wer erfolgreich ist.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Entwarnung gibt es nicht: "Deine Marge ist meine Chance" - diese frühe Kampfansage von Amazon-Gründer Jeff Bezos an Handelskonzerne und andere Konkurrenten des Onlineriesen gilt bis heute. Denn das Ende der ­Expansion des weltgrößten Onlinehändlers ist noch lange nicht in Sicht.



So wird der Riese aus Seattle im US-Bundesstaat Washington nach Schätzungen der US-Bank Needham den Marktanteil im US-Einzelhandel im laufenden Jahr auf 41 Prozent steigern. Zum Vergleich: 2016 waren es 34 Prozent. Und bis zum Jahr 2021 soll die wachsende Krake gar 50 Prozent des Handelsvolumens umklammern.

Dennoch gelingt es einigen Unternehmen aus dem klassischen stationären Handel, ihre Anteile zu verteidigen. Dazu gehören Supermarktbetreiber wie die globale Nummer 1, Walmart, Costco Wholesale oder Target sowie Amerikas größte Baumarktkette Home Depot. Während der umsatzstärksten Wochen zwischen Thanksgiving und Weihnachten haben die Konzerne zudem mehr Umsatz in ihren Filialen gebucht.


Investoren an der Wall Street, die früh auf diese Unternehmen setzten, haben seit September zweistellige Wertzuwächse verbucht. Das Erfolgskonzept: Walmart und Co bündeln ihre traditionellen Stärken mit Innovationen im Onlinevertrieb.

Walmart geht voran

In die Offensive geht vor allem Walmart. Der weltweite Primus holte sich mit Marc Lore einen hochtalentierten Firmengründer ins Haus. Lores E-Commerce-Start-ups steckten gleich reihenweise Amazons Attacken locker weg.



Zum Beispiel Diapers. Die ­Onlinefirma, deren Name zugleich das englische Wort für Windeln ist, fand heraus, wie der begehrte Nässeschutz für Babys trotz hoher Transportkosten gewinnbringend verkauft werden kann: Diapers bietet auch Zubehör und Spielzeug für Babys und Kleinkinder an. Schnell wurde der US-Shop damit eine starke Marke für Eltern im Web - bis sich Amazon den lästigen Aufsteiger 2011 für 500 Millionen Dollar schnappte.

Vier Jahre später ging Lore mit einer neuen Idee und seiner nächsten Firma online. Der Gründer hatte erkannt, dass Kunden auch längere Versandzeiten in Kauf nehmen, wenn sie dabei Geld sparen können. Zudem gewährte Lores Onlineshop Jet.com Rabatte, wenn mehrere Artikel aus einem Lager bestellt wurden.

Jet.com passt damit ebenfalls gut zu Walmart. Überdies wird das Geschäftsmodell durch die Warenhausinfrastruktur des Riesen verstärkt. Das Ergebnis: Walmart-Chef Doug McMillon bot Lore zusätzlich zu den sechs Milliarden Dollar für seine Firma an, neuer E-Commerce- Chef des Supermarktriesen zu werden.

McMillon warb 2016 persönlich um Lore: "Wir holen dich und dein Team an Bord. Nimm das Beste aus beiden Welten und schieb das Ding an." Nach sechs Monaten hatte Lore Jet.com integriert und kaufte weitere Spezialisten wie Diapers mit starken Onlinemarken hinzu.

Auch Walmarts stationärer Handel soll effizienter werden. Jüngst wurden deshalb 63 unrentable Filialen von Sam’s Club geschlossen. In den übrigen erhalten Kunden mit einer zahlungspflichtigen Mitgliedskarte erhebliche Rabatte. Auch das ist eine wirksame Abwehr gegen Amazon & Co.

Wie man die eigenen Stärken besser einsetzen kann, weiß inzwischen auch der Supermarktkonzern Target. Das Unternehmen aus Minneapolis wurde wegen seiner Kursschwäche bereits als Übernahmeziel für Amazon gehandelt. Die Wende zum Besseren kam, als Target begann, online bestellte Ware aus Lagern für Supermärkte zu verschicken, die in der Nähe der Besteller lagen.

Nach und nach wurden bestehende Lager für die 1.800 Supermärkte umgebaut. Target spart sich damit Logistikzentren für sein Onlinegeschäft. Das zahlt sich jetzt aus. Während der Feiertagswochen wurden 70 Prozent der Online-Orders im neuen System bearbeitet. "Beeindruckend", lobt Charlie O’Shea, Experte für Einzelhandel bei der US-Ratingagentur Moody’s.

Im Kampf der Handelskonzerne gegen Amazon verschafft auch die von der US-Regierung beschlossene Senkung der Unternehmensteuern den Firmen finanziellen Spielraum, um Abwehrstrategien umzusetzen. Walmart etwa lockt nun neue Arbeitskräfte mit höheren Löhnen an.

Weiße Flecken für Bezos

Es gibt sie, die Nischen, die auch der aggressive Unternehmer Bezos bisher nicht erobert hat. Das Geschäft von Home Depot gehört dazu. Die weltweit größte Baumarktkette betreibt über 2.200 Filialen in den USA, Kanada und Mexiko. Mit Diensten wie dem Verlegen von Teppichböden und Parkett oder dem Umbau von Küchen und ­Bädern gelingt es den Amerikanern, Kunden an sich zu binden.

Die holen 45 Prozent der Bestellungen aus dem Onlineshop selbst ab. Auch 85 Prozent der Rücksendungen werden persönlich abgegeben. Ein Vorteil für Home Depot: Denn wer schon im Baumarkt ist, legt oft mehr in seinen Korb als auf seiner Einkaufsliste steht.

Trotz Amazons Ambitionen, auch bei Auktionen von Kunstwerken Fuß zu fassen, hat Premium-Auktionator Sotheby’s sein Geschäft bislang erfolgreich verteidigt. Der Grund: Das Auktionshaus besitzt über Jahrzehnte gepflegte, vertrauliche Kontakte zu über 200 hoch­rangigen Künstlern. Erfolgreich nutzen die New Yorker ihre Marke für Online-Aktionen und sind in sozialen Netzwerken präsent. Sotheby’s Online-Umsatz erreichte 2017 über 180 Millionen Dollar und steigt weiter.

Vor Bezos sicher fühlen sich bislang auch große Ticket- und Konzertvermarkter wie die deutsche CTS Eventim. Amazon wertet jedoch sein lukratives Prime-Geschäft teils mit dem Verkauf von Konzertkarten auf. In Großbritannien etwa bietet der Konzern seit 2015 Tickets für West-End-Shows an.

Ein groß angelegter Angriff in Europa sei jedoch schwierig, sagen Experten. Ticketvermarkter schließen hier Verträge mit Tournee-Organisatoren ab und nicht, wie in den USA, mit Veranstaltungsstätten. Einen Weg gibt es aber immer. Einfacher für Amazon wäre eine Übernahme, sagt Sonia Rabussier, Analystin bei der Commerzbank. Wenn sich das rechnet, dürfte Bezos kaum zögern.

Investor-Info

Home Depot
Schöner heimwerken

Für den weltweit größten Betreiber von Baumärkten läuft es weiterhin gut. Home Depot erzielt über 90 Prozent des Umsatzes in den USA. Für Dezember meldete die US-Steuerbehörde einen Anstieg der Verkäufe von Baumaterial und Gartenzubehör um mehr als sechs Prozent. Der Markt ist damit 17 Monate in Folge gewachsen. Gut für Home Depot. Für 2017 sollte der Konzern deshalb positiv überraschen. Analysten erwarten 13 Prozent mehr Gewinn, für 2018 zehn Prozent plus. Aussichtsreich.

WalMart
Digitaler Impuls

Die Verteidigung gegen Amazon läuft auf Hochtouren. Für 2017 erwartet Walmart 11,5 Milliarden Dollar Online-Umsatz in den USA - knapp vier Prozent des Volumens. Für das Geschäftsjahr ab Februar rechnet der weltgrößte Supermarktbetreiber im US-Online­geschäft mit 40 Prozent Wachstum. Die Infrastruktur wird um 1000 Logistik-Lager für den Onlineversand erweitert. Der Konzernumsatz soll um mehr als drei Prozent zulegen. Die Strategie kommt an der Börse gut an.

Sotheby’s
Schmuckes Geschäft

Mit versteigertem Schmuck im Gesamtwert von über 550 Millionen Dollar ist Sotheby’s die Nummer 1 in diesem Geschäft. Der von Analysten geschätzte Gesamtumsatz liegt bei 984 Millionen Dollar, davon stammen bereits 180 Millionen aus Online-Auktionen. Für das laufende Geschäftsjahr wird ein Gewinnplus von rund 20 Prozent erwartet. Langfristig aussichtsreiche Aktie.









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Bildquellen: David Ryder/Getty Images

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11.04.2017Whole Foods Market SellStandpoint Research
23.03.2017Whole Foods Market SellUBS AG
14.08.2015Whole Foods Market SellPivotal Research Group
04.02.2009Amazon.com sellStanford Financial Group, Inc.
26.11.2008Amazon.com ErsteinschätzungStanford Financial Group, Inc.

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