Bei Auslieferungen deutlich aufgeholt: Wird BYD seinem Konkurrenten Tesla jetzt gefährlich?
2022 kämpfte sich der chinesische E-Auto-Hersteller BYD aus dem Schatten des Platzhirschs Tesla heraus. Steht der Branche nun ein Machtwechsel bevor?
Werte in diesem Artikel
• Tesla nimmt in E-Auto-Branche Vorreiterrolle ein
• BYD legt bei Auslieferungen zu
• Warnsignal für Tesla?
Tesla treibt E-Auto-Hype an - und erhält zunehmend Konkurrenz
Lange galt Elon Musks E-Autobauer Tesla als Platzhirsch auf dem Gebiet elektrisch betriebener Fahrzeuge. Bereits 2008 brachte der Konzern, damals noch unter der Leitung von Ze’ev Drori, mit dem Roadster sein erstes E-Auto auf den Markt. Damit löste der Konzern einen Hype um Elektromobilität aus, der auch bei zahlreichen anderen Herstellern fruchtete. Mittlerweile sind sowohl traditionelle Autohersteller wie Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz stärker im E-Bereich aufgestellt, aber auch an Nachwuchsfirmen mangelt es nicht.
BYD steigert Auslieferungszahlen
Konkurrenz erhält Tesla vor allem auch aus China. Neben den E-Auto-Startups NIO und Geely könnte vor allem der Mischkonzern BYD dem US-Unternehmen gefährlich werden. Konnte die chinesische Aktiengesellschaft, deren Namen das Akronym für "Build Your Dreams" ist, 2021 etwa noch 320.810 Elektro-Autos ausliefern, betrugen die Verkäufe 2022 bis November 807.541 Stück - Hybrid-Fahrzeuge nicht mit eingerechnet.
Tesla steuert auf neuen Jahresrekord zu
Zwar lagen die Auslieferungen von BYD im September mit denen des Konkurrenten Tesla, der seine Zahlen nur quartalsweise und nicht monatlich veröffentlicht, noch auf einem ähnlichen Niveau, allerdings lag der Musk-Konzern zum Ende des dritten Quartals 2022 auf Jahressicht bereits bei 908.573 Auslieferungen und kam im Gesamtjahr auf rund 1,31 Millionen verkaufte Fahrzeuge. Damit hat das Unternehmen einen neuen Jahresrekord erreicht, nachdem 2021 bereits erstmals 936.172 Fahrzeuge von den Bändern rollten.
Teslas Mitbewerberproblematik spitzt sich zu
Und auch wenn der E-Auto-Pionier das Jahr 2022 vermutlich stärker abschließen konnte als sein chinesischer Konkurrent, ist der Anstieg von BYDs Auslieferungszahlen doch als deutliches Signal dafür zu verstehen, dass sich die Mitbewerbersituation bei Tesla zuspitzt. Erst im Oktober senkte der US-Konzern in China die Preise für seine Fahrzeuge, um sich gegen die Rivalen vor Ort durchsetzen zu können. Darüber hinaus wird immer wieder über Produktionskürzungen in der Gigafactory Shanghai berichtet.
Die Volksrepublik gilt als ausschlaggebend für den Status der Branche, handelt es sich dabei doch um den weltweit größten Markt für E-Autos.
BYD bald an Spitze der E-Auto-Branche?
E-Auto-Experte Michael Dunne analysiert die Branche mit seinem Analyseunternehmen ZoZoGo, das sich auf Elektro-Mobilität in China, Europa und in den USA spezialisiert hat. Gegenüber "Business Insider" erklärte der Stratege, dass BYD das Zeug dazu habe, Tesla vom Thron zu stoßen und selbst Marktführer für E-Autos zu werden. Dabei helfe dem Unternehmen sein Engagement im Bereich der Batterieherstellung.
Das Unternehmen blickt auf eine mehr als 20-jährige Geschichte zurück und stellt seit der Gründung im Jahr 1995 neben Autos auch zahlreiche andere Produkte her, darunter auch Elektrobusse, Lastwagen und Gabelstapler. 2003 nahm man auch mit Benzin betriebene Autos ins Portfolios auf, der Verkauf von Verbrennern wurde aber 2022 eingestellt. Gleichzeitig stockte BYD sein Geschäft mit E-Autos stark auf.
Vergleich zwischen BYD und Tesla gestaltet sich schwierig
Trotz Dunnes optimistischer Einschätzung, was BYDs Marktstellung betrifft, sei es schwierig, den aufstrebenden China-Konkurrenten mit Tesla zu vergleichen, so der Analyst. "Das ist so, als würde man fragen: 'Wird Toyota Mercedes bei den Gesamtverkäufen überholen?' Ja, denn Toyota hat ein ganzes Spektrum von Fahrzeugen, die von 20.000 bis 80.000 US-Dollar reichen", fuhr Dunne fort. "Und je niedriger der Preispunkt ist, desto größer ist natürlich der Markt."
BYD punktet mit breitem Produktsortiment
Dunne zufolge verfüge BYD über einen entscheidenden Vorteil gegenüber Tesla: das breite Produktsortiment. Während Tesla nach wie vor als Luxusmarke gilt, obwohl Unternehmenschef Elon Musk seit Jahren ein günstiges Einstiegsmodell verspricht, hat sich BYD in verschiedenen Preissegmenten aufgestellt. Erst im November 2022 kündigte der chinesische Mischkonzern an, die neue Marke Yangwang im High-End-Bereich forcieren zu wollen. Damit könnte BYD Teslas Zielgruppe ansprechen. Auch wolle man damit das Image eines Herstellers von eher günstigen Fahrzeugen ablegen, so Dunne.
BYD gilt als eine der Lieblingspositionen von Berkshire Hathaway-Chef Warren Buffett und dessen langjährigem Vertrauten Charlie Munger. 2022 trennte sich Buffett aber erstmals seit seinem Einstieg 2008 von einigen Papieren der chinesischen E-Auto-Hoffnung.
Redaktion finanzen.net
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