JPMorgans Aktien-Guru: Value-Aktien bleiben auch 2020 noch gefragt
Vor einigen Monaten konnte an Aktienmärkten weltweit beobachtet werden, wie sich die Anleger-Portfolios von Momentum- zu Value-Aktien veränderten. JPMorgan-Stratege Kolanovic sah diese Rotation vorher - und ist sicher, dass sie noch eine Weile anhalten wird.
• Momentum-Aktien von Value-Aktien abgelöst
• Rotation wird sich auch 2020 fortsetzen
• Auch steigende Renditen von Staatsanleihen ohne Auswirkung
Value-Aktien aktuell sehr gefragt
Value-Aktien haben sich in den vergangenen Monaten großer Beliebtheit erfreut. JPMorgan Aktien-Guru Marko Kolanovic erkannte diesen Trend schon im September und sprach damals, wie CNBC berichtete, von einer "Einmal-in-zehn-Jahren-Gelegenheit". Waren zuvor Momentum-Aktien gefragt, die sich durch ein starkes Umsatz- und Ergebniswachstum auszeichnen, fand auf einmal eine Rotation hin zu Value-Aktien statt.
Bei Value-Titeln setzen Anleger bewusst auf Unternehmen, die sie für unterbewertet halten. Ermittelt wird der sogenannte innere oder auch faire Wert der Anlage mithilfe verschiedener Bewertungskriterien. Die Strategie beim Kauf von Value-Aktien beruht darauf, dass sich der Börsenwert des Unternehmens an den fairen Wert annähert, da die Unterbewertung am Aktienmarkt nichts mit den Geschäftszahlen- und Aussichten des Unternehmens zu tun hat, sondern lediglich auf eine eventuell negative Stimmung am Markt zurückzuführen ist. Die Devise lautet in diesem Zusammenhang also "kaufe niedrig, verkaufe hoch", die insbesondere durch Börsen-Legende Warren Buffett an Popularität gewann.
Große Rotation auch noch in 2020
Wie Kolanovic jüngst in einem Bericht an Kunden, der CNBC vorliegt, verlautete, dürfte sich dieser Wechsel auch noch im nächsten Jahr fortsetzen: "Unserer Ansicht nach, sollte diese Rotation noch in Q4 und Q1 weitergehen". Dabei würden verschiedene Faktoren zu diesem Fortgang beitragen: "Seit September wurde die Geldpolitik weltweit weiter gelockert, es gab Fortschritt hin zu einem Handelsabkommen, und am wichtigsten gab es eine Wende in verschiedenen Makroindikatoren", so Kolanovic.
Indizes schieben sich von Hoch zu Hoch
Gerade die lockere Geldpolitik, die beispielsweise in der Eurozone Sparer mit Negativzinsen belastet, hat in diesem Jahr dazu geführt, dass der Kapitalmarkt als Anlage immer beliebter wird, was sich wiederum in sehr hohen Preisen von Aktien niederschlägt. So kam es an den US-Börsen jüngst bei verschiedenen Indizes immer wieder zu neuen Rekordständen. Und auch der deutsche Leitindex DAX nähert sich stetig seinem Allzeithoch bei knapp 13.600 Punkten an und markierte erst am Dienstag ein neues Jahreshoch - und das trotz anhaltender Handelskonflikte, sich eintrübender Wachstumsaussichten und diverser geopolitischer Unsicherheiten. So wird es denn auch für Value-Strategen immer schwieriger überhaupt Unternehmen zu finden, die noch günstig zu haben sind. Dieses Problem ist auch dem Orakel von Omaha nicht neu. Seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway hat mittlerweile einen Cash-Rekord von 128 Milliarden US-Dollar aufgebaut.
Auch steigende Renditen keine Gefahr für den Trend
Nach Meinung JPMorgans ist die Beliebtheit von Value-Aktie dennoch ungebrochen und kann derzeit auch nicht von wieder ansteigenden Renditen bei US-Staatsanleihen gestoppt werden. Zunehmende Renditen würden im Gegenteil die positive Stimmung am Aktienmarkt noch "beschleunigen", da sie "sich verbessernde Wirtschaftsbedingungen" wiederspiegeln würden, wie Kolanovic erklärt. Erst bei einem Anstieg von weiteren "rund 150 Basispunkten", könnten sie sich als problematisch erweisen, meint der Börsen-Experte.
Redaktion finanzen.net
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