Drillisch: Die bessere Geschichte
Während Konkurrent Freenet mit seiner neuen Strategie noch nicht überzeugen kann, greifen Anleger bei Drillisch zu. Die Firmenkasse ist gut gefüllt, die Margen steigen.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Anfang Oktober gab Mobildienstleister Drillisch bekannt, dass man die Beteiligung am Konkurrenten Freenet auf 0,39 Prozent reduziert habe. Seit dann wird im Markt über eine Sonderausschüttung und/oder höhere Aktienrückkäufe spekuliert.
Auf Nachfrage von „€uro am Sonntag“ erklärte das Unternehmen dass man „nie ein Freund von Sonderdividenden gewesen sei und nachhaltig steigenden Dividenden bevorzuge. Drillisch Investor Relations Chef Christoph Keil bestätigte, dass man für 2013 „mindestens“ 1,30 pro Aktie zahlen werde. Dabei ließ er durchblicken, dass es voraussichtlich mehr sein werde. Mit Bezug auf Aktienrückkaufprogramme sagte Keil, Drillisch habe 9,8 Prozent eigener Aktien in der Bilanz. Zudem gebe des die Genehmigung der Hauptversammlung weitere zehn Prozent der Anteilscheine zu erwerben.
Bankhaus Lampe Analyst Wolfgang Specht hatte prognostiziert, dass Drillisch dank seiner hohen Reserven – 21 Millionen Euro zur Jahresmitte – für das laufende Jahr mehr als Geld an seine Aktionäre ausschütten werde, als über die freien Mittel aus dem Tagesgeschäft, den sogenannten free cashflow, zur Verfügung stünde. Diese Vermutung sei richtig, teilte Drillisch mit. Lampe Analyst Specht schätzt die Ausschüttung für 2013 auf 63 Millionen Euro, bei voraussichtlich 45 Millionen Cashflow. Das könne sich Drillisch „ohne größeres Risiko leisten“, so Specht in seiner Studie.
Grund dafür sei das starke Gewinnwachstum während der nächsten Jahre. Drillisch könne sich damit sogar eine Verschuldung bis zu einer Höhe des doppelten operativen Gewinns (Ebitda) leisten. Dazu sagte Drillisch-Mann Keil, es sei dem Unternehmen bewusst, „dass der Kapitalmarkt eine gewisse Verschuldung(leverage) gerne sieht". Eine Entscheidung diesbezüglich sei im Vorstand aber noch nicht getroffen worden.
Im Frühjahr hatte Drillisch-Chef Paschalis Choulidis die erste Hälfte der Beteiligung an Freenet am Stück verkauft und erntete dafür selbst von der Konkurrenz Lob. Freenets Börsenwert war in den Monaten zuvor um mehr als 50 Prozentgestiegen. Choulidis verkaufte 10,4 Prozent der Anteile für 139 Millionen Euro an die Bank of America und beglich damit auch Drillisch-Schulden bei der US-Bank. Über eine Steuergutschrift von voraussichtlich elf Millionen Euro wird die Firma aus Maintal bei Frankfurt nach Einschätzung des Managements auch in den kommenden Quartalen von dem Deal profitieren.
Bei Freenet, wo Drillisch mit Hartmut Schenk den Aufsichtsratschefstellt, hatten sich die Maintaler lange Zeit um eine Fusion bemüht, diese Strategie mit dem Teilverkauf jedoch aufgegeben. Dass sich Freenet gegenüber Investoren als solider Dividendenzahler präsentiert und bis zu 75 Prozent der frei verfügbaren Mittel, des sogenannten Free Cashflow, ausschüttet, kann Drillisch nur recht sein. Choulidis kann es sich leisten mit einer noch höheren Dividendenrendite zu werben. Auch deshalb legen die Papiere seit Mitte August stärker zu als Freenet.
Als preisaggressiver Anbieter profitiert Drillisch nach der Fusion von EPlus mit dem Telefónica-Deutschland- Anbieter O2 von einem entspannten Wettbewerb. Zudem zahlt sich der 2010 eingeleitete Wandel vom Weiterverkäufer von Mobilfunkdienstleistungen zum virtuellen mobilen Netzwerkbetreiber jetzt aus. Der Gewinn wird deutlich steigen. Der wesentliche Treiber des profitablen Wandels ist nach Einschätzung von Bankhaus-Lampe-Analyst Specht die „Migration von Volumen- Verträgen zu Budget-Verträgen“. Was heißt das? Budget-Verträge sind für Drillisch um das 2,5_Fache profitabler als die Volumen-Vereinbarungen. Während Kunden bei diesen feste Preise je Gesprächsminute oder SMS zahlen, enthalten Budget-Tarife eine bestimmte Anzahl von Gesprächsminuten, SMS und Datenvolumen. Aktuell steige die Anzahl der Budget-Verträge „um 50000 bis 60000 Kunden pro Quartal“, schätzt Specht. Etwa 80 Prozent der Neukunden schließen Budget-Verträge ab. Dennoch dürfte der Anteil der Volumen-Verträge am Kundenbestand mit 45 Prozent der Gesamtkunden bis Ende 2016 relativ hoch bleiben.
Dennoch: Der Trend zu immer mehr Budget-Verträgen reicht aus, dass dieses Jahr der operative Gewinn (Ebitda) wohl am oberen Ende der Prognose landen wird und 2014 die in Aussicht gestellten 77 bis 80 Millionen Euro wahrscheinlich übertreffen wird.
Diese Story kommt an der Börse derzeit besser an als Freenets Botschaft. Firmenchef Christoph Vilanek will nach dem Kauf des Apple-Händlers Gravis, der künftig auch Produkte von Samsung und Sony verkaufen soll, ein zweites Standbein schaffen. Die Hamburger wollen künftig auch andere Produkte wie zum Beispiel automatische Heizungssteuerungen verkaufen und ihr Filialnetz erweitern. Die neue Spartekönne „jährlich um zehn bis 20 Prozent“ zulegen, sagt Freenet-Chef Vilanek.
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