Amazon-Aktie im Fokus: Internet-Krake wird immer größer und mächtiger
In der Corona-Krise erscheint Amazon präsenter denn je.
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Der US-Internetkonzern profitiert zum einen vom Boom der Online-Bestellungen, zum anderen verdient Amazon mit seiner weniger bekannten Cloud-Sparte AWS viele Geld am stetig steigenden Datenvolumen im Zuge der Corona-Pandemie. Aber das ist Konzernchef Jeff Bezos nicht genug - so will er jetzt etwa hierzulande unter anderem auch die Rechte an den Live-Übertragungen der Fußball-Bundesliga. Bezos' Kurs zahlt sich am Kapitalmarkt aus - für die Investoren und ihn. Was beim Unternehmen los ist, was Analysten sagen und wie sich die Aktie entwickelt.
DAS IST LOS BEI AMAZON:
Amazon kann schon lange mehr als Bücher. Der Online-Riese konkurriert mit Netflix um Streaming-Kunden, produziert Serien und entwickelt Elektronikgeräte wie den E-Book-Reader Kindle oder den Sprachassistenten Alexa. Zudem sucht Bezos immer nach neuen Geschäftsfeldern. So berichteten US-Medien Ende Mai vom Interesse an einem Kauf des Start-ups Zoox, das Technik und Software für selbstfahrende Autos entwickelt. Das Geld für solche Übernahmen kommt aus den gut laufenden klassischen Geschäften.
Die Internet-Krake breitet sich also aus. Ein Kritiker und Konkurrent des Konzerns ist Tesla-Chef Elon Musk, der Anfang Juni via Twitter die Zerschlagung des weltgrößten Onlinehändlers gefordert hat. Musk empörte sich darüber, dass Amazon angeblich den Verkauf eines Buchs ablehnte, das sich kritisch mit Lockdown-Strategien in der Corona-Pandemie befasst. Die Tech-Milliardäre Musk und Bezos sind in einigen Geschäftsbereichen Rivalen, sie konkurrieren vor allem mit ihren Weltraumfirmen SpaceX und Blue Origin.
In den ersten drei Monaten des Jahres profitierte Amazon bereits von der Corona-Krise und das obwohl sich die Pandemie erst im März stark in Europa und dann anschließend in den USA ausbreitete. Im ersten Quartal stieg der Umsatz verglichen mit dem Vorjahreswert um rund ein Viertel auf fast 76 Milliarden Dollar (68,9 Mrd Euro). Allerdings verursacht die Pandemie auch hohe Ausgaben - etwa aufgrund einer Einstellungsoffensive angesichts des großen Kundenansturms auf Amazons Lieferdienste.
Bezos scherte das wie gewohnt nicht - schon in den vergangenen Jahren hatte er immer wieder auf Kosten der Marge und des Gewinns den Ausbau des Geschäfts forciert. In der Telefonkonferenz zu den Zahlen für das erste Quartal drückte er das so aus: "Wenn Sie Amazon-Aktien besitzen, sollten Sie sich jetzt lieber hinsetzen, denn wir denken nicht klein". Die Krise bringt dem Konzern aber nicht nur Vorteile. Amazon profitiere zwar in vielen Bereichen von der Krise, doch es seien zugleich "die härtesten Zeiten, mit denen wir jemals konfrontiert waren".
Amazon will viel Geld ausgeben, um seine Mitarbeiter besser zu schützen und eigene Covid-19-Tests zu entwickeln. Gerade hier hagelte es in der Krise auch sehr viel Kritik. Der Konzern wird beschuldigt, nicht genug für den Schutz seiner Beschäftigten zu tun und ist immer wieder mit Protesten konfrontiert. Amazon weist die Vorwürfe zurück, will aber auch mehr investieren. Neben den höheren Kosten für den Mitarbeiterschutz und den Ausgaben für neue Angestellte will der Konzern viel Geld in die Logistik stecken.
Aus diesem Grund könnte es in diesem Quartal auch mal wieder einen Verlust geben, hatte Bezos Anfang Mai gesagt. Aber das war für ihn früher auch nie ein Grund, sich mit den Ausgaben zurückzuhalten. Doch die Zeiten des unrentablen Wachstums sind längst vorbei. 2019 verdiente Amazon bei einem Umsatz von 280 Milliarden Dollar operativ 15 Milliarden Dollar und unter dem Strich zwölf Milliarden Dollar - den größten Beitrag zum Gewinn steuert dabei die Cloud-Sparte AWS bei.
2020 gehen die von Bloomberg erfassten Analysten wegen der coronabedingten Kosten und Investitionen von einem Rückgang des Gewinns auf etwa acht Milliarden Dollar aus, während der Umsatz auf 350 Milliarden Dollar anziehen soll. Für die kommenden Jahre sagen die Experten allerdings dann auch wieder anziehende Gewinne vorher. So liegt der Schnitt der bisher für 2022 abgegebenen Schätzungen beim Umsatz bei 490 Milliarden Dollar und beim Gewinn bei 25 Milliarden Dollar.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Amazon ist auch in der Corona-Krise einer der großen Gewinner an der Börse. Nach einem kurzen Rücksetzer im März bis auf etwas über der Marke von 1600 Dollar ging es schnell wieder nach oben. Anfang Juni beschleunigte sich die Rally und das Papier kletterte Mitte dieser Woche auf das Rekordhoch von 2722 Dollar, bevor der Kurs im Zuge einer scharfen Marktkorrektur wieder auf 2558 Dollar zurückfiel.
Damit liegt der Kurs aber immer noch um fast 40 Prozent über dem Stand von Ende 2019. Das Papier setzte damit den rasanten Höhenflug der vergangenen Jahre fort. Auf die zurückliegenden fünf Jahre gesehen summieren sich die Kursgewinne auf fast 500 Prozent und seit Juni 2010 beläuft sich das Plus auf mehr als 2000 Prozent.
Noch imposanter lesen sich die Zahlen, wenn man auf die Zeit seit dem Börsengang im Jahr 1997 blickt. Seitdem verteuerte sich der Wert Amazons um zirka 170 000 Prozent. Damit reicht Amazon bei dieser Wertung fast an den Softwarekonzern Microsoft heran, der für eine ähnliche Entwicklung allerdings mehr Zeit hatte. Der Kurs der Microsoft-Aktie legte seit dem Börsengang im Jahr 1986 um etwas mehr als 190 000 Prozent zu.
Der Kursanstieg der Amazon-Aktie hat Unternehmensgründer und Konzernchef Jeff Bezos zum reichsten Mann der Welt gemacht und das obwohl er nach seiner Scheidung ein großes Aktienpaket abgeben musste. Sein Vermögen beläuft sich nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg derzeit auf etwas mehr als 150 Milliarden Dollar.
Damit konnte der Amazon-Chef in der Corona-Krise den Vorsprung auf seine Verfolger in dieser Rangliste deutlich ausbauen. Auf Rang zwei liegt derzeit Mircosoft-Mitgründe Bill Gates (111 Mrd), gefolgt vom Großaktionär des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH (LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton), Bernard Arnault (89 Mrd).
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Trotz der Rally ist das Gros der Aktienanalysten mit Blick auf die weitere Kursentwicklung optimistisch. 50 der 55 von Bloomberg erfassten Experten empfehlen das Papier weiter zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit etwas über 2700 Dollar allerdings nur leicht über dem Niveau, das die Aktie aktuell innehat. Viele Experten kamen zuletzt einfach nicht mehr beim Anheben der Kursziele hinterher.
Amazon könne derzeit alle Stärken ausspielen, schrieb DZ-Bank-Experte Ingo Wermann in einer aktuellen Studie. Er geht davon aus, dass der Internetkonzern während der strengen Einschränkungen in der Corona-Pandemie zahlreiche Konsumenten, die sich bislang beharrlich dem Onlinehandel "verweigert" und nun dessen Vorzüge erstmals erlebt haben, als dauerhafte Kunden gewonnen hat. "Dies sollte sich auch positiv auf die Mitgliederzahl des Kundenbindungsprogramms 'Prime' auswirken."
Sollte der Konzern bei der bevorstehenden Auktion für die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga zum Zuge kommen, was als wahrscheinliche gelte, werde dies die Attraktivität des "Prime"-Angebots in Deutschland spürbar erhöhen. "Doch auch außerhalb des Onlinehandels bieten sich dem Unternehmen große Wachstumschancen. Zum einen dürfte die Cloud-Sparte AWS von den Trends zu mehr Homeoffice, Online-Lernen und -Gaming profitieren."
Zudem dürfte auch das Geschäft mit der Onlinewerbung stark zulegen. Wermann erhöhte den fairen Wert für die Aktie von 2650 Dollar auf 3050 Dollar. Das höchste Kursziel kommt derzeit von RBC-Analyst Mark Mahaney, der es jüngst um 600 Dollar auf 3300 Dollar erhöhte. Amazon sei gut dafür gerüstet, ein Gewinner der Corona-Krise zu sein. In der Virus-Krise beschleunige sich die Akzeptanz für den Einkauf im Internet.
So sieht es auch Jefferies-Experte Brent Thill. Eine Flut kürzlich veröffentlichter Daten untermauerten seine Einschätzung, dass der durch die Coronavirus-Pandemie gestiegene Online-Konsum langfristig Rückenwind bekommen habe. Sein Ausblick sei daher nun positiver.
Der hohe Kundenzustrom könnte aber nach Einschätzung des RBC-Experten Mahaney auch für Probleme sorgen - denn die Zufriedenheit der Kunden sei zuletzt gesunken.
Sollte Amazon das von Mahaney in Aussicht gestellte Kursniveau erreichen, würde der Börsenwert von derzeit knapp 1,3 Billionen Dollar auf mehr als 1,6 Billionen Dollar steigen. Zum Vergleich: Alle 30 DAX-Werte kommen derzeit auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet rund 1,3 Billionen Dollar.
/knd/zb/ajx/mis
SEATTLE (dpa-AFX)
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04.02.2009 | Amazon.com sell | Stanford Financial Group, Inc. | |
26.11.2008 | Amazon.com Ersteinschätzung | Stanford Financial Group, Inc. |
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