Bundesärztekammer für neue Organspenderegeln

29.01.25 06:08 Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Im Ringen um mehr Organspenden in Deutschland unterstützt die Bundesärztekammer Vorstöße zur Änderung der Spenderegeln. Die Einführung einer Widerspruchslösung könne "zu einem echten Mentalitätswandel in der Bevölkerung beitragen", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme für eine Anhörung am Mittwoch im Bundestag. Dies könne die Diskrepanz zwischen einer hohen grundsätzlichen Spendebereitschaft und niedrigen Spenderzahlen verringern. Dabei bleibe die individuelle Entscheidungsfreiheit gewahrt.

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Eine fraktionsübergreifende Abgeordnetengruppe hatte im Dezember einen Gesetzentwurf in den Bundestag eingebracht, um die Widerspruchsregelung einzuführen. Damit würden alle als Spender gelten - außer, man widerspricht. Derzeit sind Organentnahmen nur mit ausdrücklicher Zustimmung zulässig. Ob es noch vor der Neuwahl am 23. Februar zu einer Abstimmung kommt, ist ungewiss. Auch der Bundesrat macht sich für eine Widerspruchslösung stark.

Die Bundesvereinigung Lebenshilfe spricht sich in ihrer Stellungnahme für die Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestags dagegen aus. Man setze damit nicht auf eine positive Entscheidung für eine Spende, sondern nehme fehlende Aktivität oder Nichtwissen von Menschen in Kauf. Es stehe zu befürchten, "dass das Vertrauen in die Transplantationsmedizin weiter beschädigt wird und die Spendebereitschaft sinkt, statt zu steigen".

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Patientenschützer warnen vor "ethischem Ausverkauf"

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte einen Verzicht auf eine Neuregelung der Organspende vor der Bundestagswahl zu verzichten. "Am Ende der Legislaturperiode darf es keinen ethischen Ausverkauf geben", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Es sei ein Irrglaube, dass allein die Widerspruchslösung zu signifikant mehr Organspenden führe. Die Einführung der Widerspruchslösung wäre zudem ein erheblicher Eingriff in die körperliche Unversehrtheit, warnte Brysch.

Leichter Rückgang bei Organspenden 2024

Organe wie Nieren, Lebern oder Herzen für schwer kranke Patienten werden seit Jahren dringend benötigt. Im vergangenen Jahr gaben 953 Menschen nach dem Tod ein Organ oder mehrere Organe für andere frei - nach 965 im Jahr 2023, wie die koordinierende Deutsche Stiftung Organtransplantation ermittelte. Zugleich standen Ende 2024 knapp 8.300 Menschen auf Wartelisten./sam/DP/zb