Buchbesprechung

Schattenboxen gegen den Börsenfrust

16.12.09 13:41 Uhr

Auf den ersten Blick sind die chinesische Kampfkunst T’ai Chi Ch’uan und das Auf und Ab der Aktienkurse zwei verschiedene Welten. Doch wer das eine beherrscht, kommt mit dem anderen besser zurecht, meint Bernd Hildebrandt, Chef des Aufsichtsrats bei LPKF Laser. Sein Buch „Mit T’ai Chi an die Börse“ soll Managern und Anlegern zu mehr Gelassenheit verhelfen.

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Aktien

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19.432,6 PKT 218,2 PKT 1,14%

17.382,9 PKT 216,9 PKT 1,26%

8.594,7 PKT 72,9 PKT 0,86%

2.679,8 PKT 29,0 PKT 1,10%

5.525,2 PKT 40,4 PKT 0,74%

3.949,5 PKT -4,8 PKT -0,12%

Von Jens Castner, Euro am Sonntag

Deutschlands gewichtigster Börsenkommentator Hermann Kutzer brachte es bei einer Veranstaltung im Vorfeld der Frankfurter Anlegermesse 2010 kürzlich auf den Punkt: Ein Problem der Deutschen sei, so bekomme er im Ausland immer wieder zu hören, dass sie in Sachen Geldanlage nur zwei Extreme kennen: Entweder sie kümmern sich um gar nichts oder sie sind hyperaktiv und betrachten das Verwalten des eigenen Vermögens – und sei es noch so bescheiden – als bierernste Angelegenheit. Das Tollhaus Börse allerdings ist ohne ein gewisses Maß an (Galgen-)Humor bisweilen kaum zu ertragen.

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Bernd Hildebrandt, früher Vorstands-Chef, heute Aufsichtsratsvorsitzender von LPKF Laser, hat einen gesunden Mittelweg gefunden. Möglich gemacht hat’s T’ai Chi Ch’uan, eine fernöstliche Selbstverteidigungssportart, hierzulande auch als chinesisches Schattenboxen bekannt und ob der im Vergleich zu Judo oder Karate eher langsamen Bewegungsabläufe oft unterschätzt. Seine Erfahrungen hat er, ausgerechnet im Krisenjahr 2009, in einem Buch weitergegeben. Titel: Mit T’ai Chi an die Börse.

Dass alles nicht ganz bierernst ist, wird schon am Cover deutlich, auf dem ein etwas in die Jahre gekommener Meister der Kampfkunst den Lesern freundlich entgegenlächelt. Doch mit Klamauk wiederum hat das Buch nicht das Geringste zu tun, wie an den durchweg positiven Kundenrezensionen bei Amazon deutlich wird. Meist wurden sie von Lesern verfasst, die selbst T’ai Chi praktizieren.

Mehr oder weniger durch Zufall sei er im Jahr 1991 („auch damals hatten wir eine Krise“) auf T’ai Chi gekommen, erklärt Autor Hildebrandt. Das habe ihm damals geholfen, sich zu entspannen und loszulassen. Das Thema hat ihn indes nicht mehr losgelassen, seit 1996 gibt Hildebrandt selbst T’ai-Chi-Kurse. Das Faszinierende für ihn ist, dass Menschen jeden Alters diese Sportart erlernen können. Es handle sich um eine sehr defensive Variante der Selbstverteidigung, deren Ziel es sei, die Kraft des Angreifers in den Boden abzuleiten. „Sie müssen ihn dann nur noch antippen und er fällt um“.

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Den Kontrahenten zur Mitte bringen heißt das in der Fachsprache, denn T’ai Chi ist eigentlich das Prinzip der Polarität in der chinesischen Philosophie, die sich in der Balance von Yin und Yang offenbart. Die Kampfkunst T’ai Chi Ch’uan ist daher eine Mischung aus Sport und Meditation, ein wenig vergleichbar mit autogenem Training. In der Praxis, etwa in Verhandlungen mit Banken im Vorfeld des LPKF-Börsengangs habe ihm die durch T’ai Chi erworbene innere Balance mehrfach weitergeholfen, resümiert Hildebrandt. Auch was die Mitarbeiterführung angeht, profitierte er. „Druck erstickt Kreativität“, lautet sein Leitmotiv. Vor allem aber kann er heute mit Stresssituationen besser umgehen und den Wandel akzeptieren, was in der aktuellen Krise einigen seiner Manager-Kollegen augenscheinlich nicht gelingt. Den goldenen Zeiten hinterherzujammern, gilt nicht. Man könne auch erstmal über sich selbst nachdenken und überlegen, warum die Aufträge wegbleiben, sagt Hildebrandt.

Auch wenn es in dem Buch hauptsächlich um seine Managertätigkeit geht, bei der ihm T’ai Chi geholfen hat, Verhandlungen zu lenken und Enttäuschungen besser zu verarbeiten, lässt sich für Anleger einiges an Nutzwert aus der Lektüre ziehen, sogar für solche, die danach keine T’ai-Chi-Kurse buchen. Ein wenig mehr Gelassenheit und die notwendige Portion Humor können bisweilen helfen, die Rückschläge besser wegzustecken, die der Markt nahezu täglich für Aktionäre bereithält. Wie irrational die Börse ist, zeigt sich für Hildebrandt am besten am Beispiel der eigenen Aktie. Knapp zwei Jahre nach dem Börsengang im November 1998 waren mit über 60 Euro Mondpreise für das LPKF-Papier bezahlt worden. Wiederum acht Jahre später rutschte der Kurs trotz guter Geschäftsaussichten zeitweise unter die Hälfte des Buchwerts von 3,25 Euro je Aktie ab.

Seine persönlichen Konsequenzen hat Hildebrandt daraus gezogen. Dem eigenen Unternehmen hält er weiter die Treue, seine Familie besitzt noch knapp 17 Prozent der LPKF-Aktien und ist zuversichtlich, dass eines Tages auch wieder höhere Kurse aufgerufen werden, da das Unternehmen auf einem guten Weg sei. Alle anderen Aktien – er hielt zu Zeiten des Technologie-Hypes auch mal andere vermeintliche Wachstumsstars wie Cisco oder Intel – hat er verkauft und sich ein Spitzweg-Gemälde zugelegt. Eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut hat.

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Das Buch ist in jedem Fall eine lohnenswerte Lektüre für gestresste Manager und frustrierte Börsianer. Als Weihnachtsgeschenk für diese Klientel erfüllt es obendrein noch einen guten Zweck. Die Hälfte des Autorenhonorars spendet Hildebrandt an die Organisation Ärzte ohne Grenzen.

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