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Megatrends: Das sind die Top-Aktien und Fonds der nächsten Jahrzehnte

13.05.21 07:41 Uhr

Megatrends: Das sind die Top-Aktien und Fonds der nächsten Jahrzehnte | finanzen.net

Anlagestrategie: Die Corona-Pandemie hat Routinen in Gesellschaft und Wirtschaft unterbrochen - und in vielen Feldern für einen Neustart gesorgt. Entwickelt haben sich mächtige Trends mit der Aussicht auf große Gewinne.

Werte in diesem Artikel
Fonds

727,26 EUR -12,60 EUR -0,02%

67,65 USD -0,10 USD -0,00%

150,12 EUR -1,29 EUR -0,01%

211,20 EUR -10,22 EUR -0,05%

Aktien

83,63 EUR -5,94 EUR -6,63%

934,02 USD 0,00 USD 0,00%

4,53 EUR -0,06 EUR -1,21%

6,78 EUR 0,02 EUR 0,28%

13,00 EUR 0,05 EUR 0,39%

415,20 EUR -5,90 EUR -1,40%

102,20 EUR -1,00 EUR -0,97%

11,30 EUR 0,00 EUR 0,00%

28,04 EUR -0,32 EUR -1,13%

29,05 EUR -0,52 EUR -1,74%

49,68 EUR -0,19 EUR -0,38%

14,70 USD 0,70 USD 5,00%

12,64 EUR -0,36 EUR -2,78%

17,10 EUR -0,98 EUR -5,42%

0,30 EUR -0,28 EUR -48,54%

410,80 EUR -8,00 EUR -1,91%

91,05 EUR 2,00 EUR 2,25%

ETFs

14,00 USD -0,37 USD -0,03%

16,90 USD -0,05 USD -0,00%

Rohstoffe

2.510,75 USD -21,86 USD -0,86%

8.770,24 USD -139,13 USD -1,56%

2.941,88 USD -45,62 USD -1,53%

Indizes

19.720,6 PKT -249,3 PKT -1,25%

3.684,6 PKT -11,4 PKT -0,31%

von J. Groß und A. Hohenadl, Euro am Sonntag

Vergeude niemals eine Krise." Das soll Winston Churchill einst gesagt haben, ganz gesichert ist das nicht. Nach diesem Wahlspruch gehandelt hat der britische Politiker auf jeden Fall. Und viele erfolgreiche Staats- und Unternehmenslenker nach ihm ebenfalls. Denn eine tiefgreifende Krise - egal ob Zweiter Weltkrieg wie bei Churchill, globale Wirtschafts- und Finanzturbulenzen oder aktuell die Corona-Pandemie - bietet häufig die Gelegenheit, Dinge anzustoßen, deren Umsetzung bis dahin an unüberwindbaren Hindernissen zu scheitern schien.

Die Umstände der vergangenen Monate haben vieles ermöglicht, das zuvor undenkbar war oder zumindest in weiter Ferne lag. Langsame, graduelle Entwicklungen beschleunigten sich von heute auf morgen, als die üblichen Spielregeln durch die weltweite Ausbreitung eines Virus außer Kraft gesetzt wurden.

Überall auf der Welt stellten Unternehmen fest, dass digitales Arbeiten nicht nur in großem Stil funktioniert, sondern auch Vorteile bietet. Dass ein Impfstoff innerhalb eines Jahres marktreif und die Produktionskapazität für Milliarden von Dosen innerhalb weniger Monate bereitgestellt werden kann. Oder dass eine globale Energiewende plötzlich im Bereich des Möglichen erscheint, wenn nur genug Supermächte sie als den Konjunkturmotor identifizieren, der ihre Wirtschaft aus der Corona-Krise in eine prosperierende Zukunft katapultieren soll.

Für Anleger sind das hervorragende Nachrichten. Denn Megatrends wie Digitalisierung, Gesundheitsvorsorge oder der Umbau der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit werden dadurch zusätzlich gestützt und ihr Fortschritt beschleunigt. Die jetzt beschlossenen oder schon erfolgten Investitionen in historischen Größenordnungen, der erklärte politische Wille dahinter und die Zielstrebigkeit von Unternehmen, die große Wachstumschancen wittern, bilden die Grundlage für eine mittel- und langfristige positive Entwicklung. Investoren winken deshalb in diesen Bereichen überproportionale Renditen.

Was Anleger über die Bereiche Digitalisierung, Gesundheit, Energiewende und den damit verbundenen Rohstoffboom wissen müssen, erfahren Sie auf den folgenden Seiten. Zu jedem Bereich empfiehlt die Redaktion geeignete und aussichtsreiche Investments, sowohl Fonds, als auch Einzeltitel.

DIGITALISIERUNG


Schon seit Jahren verändert der Trend zur Digitalisierung unseren Alltag. Die Corona-Krise und in deren Folge die soziale Distanzierung sorgten indes für eine immense Beschleunigung. Innerhalb kürzester Zeit wandelt sich durch digitale Technologien die Art und Weise, wie wir zusammen leben, arbeiten und miteinander kommunizieren.

Laut aktueller Postbank-Digitalstudie hat die Internetnutzung im Corona-Jahr rasant zugenommen. In nur einem Jahr stieg die Online-Zeit der Deutschen um 15 Prozent auf durchschnittlich 65 Stunden pro Woche. Besonders viel Zeit verbringen der repräsentativen Studie zufolge die unter 40-Jährigen im Web. Sie kommen in einer Woche auf durchschnittlich 85,6 Stunden, davon 30,6 Stunden über das Smartphone.

"Ohne Corona wäre ein derart rasanter Anstieg der Internetnutzung nicht vorstellbar", sagt Thomas Brosch, Chief Digital Officer der Postbank. "Unser soziales Leben hat sich zum Teil ins Internet verlagert. Es ist zu erwarten, dass die Verbraucher einige dieser Gewohnheiten auch nach Ende des Lockdowns beibehalten werden."

Davon gehen Experten auch im Fall der Online-Einkäufe aus. Denn in Zeiten der Kontakteinschränkungen stellten viele Menschen fest, dass die neuartigen Dienstleistungen sehr nützlich sind. Es hat etwa 20 Jahre gedauert, von 2.000 bis 2019, bis der Onlinehandel auf einen Anteil von zehn Prozent am gesamten Einzelhandel kam. Allein in den ersten fünf Monaten der Corona-Pandemie ist dieser Anteil auf 20 Prozent gestiegen.

Der Wandel hat auch die Arbeitswelt mit voller Wucht erfasst. Mitarbeiter im Homeoffice, die auf Daten und Dokumente angewiesen sind, verstärken die Hinwendung vieler Unternehmen zu cloudbasierten Lösungen. Satya Nadella, Chef des Techriesen Microsoft, stellt bei der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen entzückt fest: "Mehr als ein Jahr nach Beginn der Pandemie flacht die Nachfrage nach digitalen Produkten nicht ab. Sie wird sogar steiler."

Die voranschreitende Digitalisierung verändert nicht nur die Sphäre der Schreibtisch-Arbeitsplätze gewaltig, sie krempelt auch die gesamte industrielle Wertschöpfungskette um. Diese Entwicklung wird gerne mit dem Stichwort "Industrie 4.0" bezeichnet. Gemeint ist damit, dass in einem Fertigungsprozess Maschinen miteinander vernetzt werden und sich selbst über eine digitale Plattform, auf der zahlreiche Daten zusammenfließen, organisieren.

Auch in puncto digitale Fabrik hat die Corona-Krise für eine Beschleunigung gesorgt. Denn vielfach waren Lieferketten unterbrochen und Produktionsabläufe mussten neu aufgestellt werden. Das nutzten viele Firmen, um die digitale Vernetzung voranzutreiben. Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors, spricht in einer Studie von einem neuen Wachstumszyklus. Dieser sei von einem intelligenten Umgang mit natürlichen Ressourcen geprägt. Eine Schlüsselrolle komme dabei der Digitalisierung zu, in Form einer zunehmenden Durchdringung von Robotern sowie des immer stärkeren Einsatzes von künstlicher Intelligenz in Produktion und Alltag.

Dazu passt, dass Deutschland den Löwenanteil der 26 Milliarden Euro aus dem EU-Wiederaufbaufonds in Klimaschutz und Digitalisierung fließen lassen will, wie Bundesfinanzminister Olaf Scholz diese Woche verkündete.

ROHSTOFFE


Eindeutig zu den Gewinnern der Corona-Krise zählen deshalb auch die Rohstoffmärkte. Die massiven Konjunktur und Infrastrukturprogramme treiben die Nachfrage und dürften über Jahre hinweg für steigende Preise bei Industriemetallen sorgen. Vor allem die Industrieländer wollen mit Ausgabenprogrammen von 16 Billionen US-Dollar die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie antreiben. "Das Geld dürfte vor allem in die weltweite Verkehrsinfrastruktur fließen und die Nachfrage nach Stahl, Kupfer und Aluminium treiben", erwartet Rohstoffexperte Armin Sabeur, Vorstand beim Vermögensverwalter Optinova.

Dazu kommt der politische Wille nach einer grünen Umgestaltung der Wirtschaft. Dabei sind auch die USA unter Präsident Joe Biden wieder mit an Bord. Und auch China kann sich einer nachhaltigeren Ausrichtung seiner Wirtschaft nicht länger verschließen. "Das dürfte insbesondere die Nachfrage nach Kupfer anschieben, das für Elektroautos sowie Solar-, Wind- und Wasserkraftgeneratoren in großen Mengen benötigt wird", sagt Sabeur.

Bereits jetzt machen sich die Aussichten auf eine breite Konjunkturbelebung deutlich beim Kupferpreis bemerkbar. In dieser Woche stiegen die Notierungen für eine Tonne auf den höchsten Stand seit rund zehn Jahren. Einen ähnlichen Auftrieb erfahren derzeit auch die Preise anderer Industriemetalle wie Aluminium oder Zink. "Der politisch gewollte Umbau von Energieerzeugung und Mobilität, begleitet von hohen öffentlichen Investitionen, benötigt gigantische Mengen an Metallen", sagt Portfoliomanager Bernhard Matthes von BKC Asset Management.

Von vielen Seiten wird daher schon von einem neuen Rohstoff-Superzyklus gesprochen. Befeuert wird dieser zusätzlich durch die Entwicklung in den aufstrebenden Volkswirtschaften. "Viele Schwellen- und Entwicklungsländer streben zu mehr Wohlstand und dementsprechend werden sie auch größere Nachfrager am Rohstoffmarkt", ist Marktanalyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Onlinebroker IG überzeugt.

Auch beim Blick auf die Bewertungen von Rohstoffunternehmen lässt sich konstatieren, dass die Voraussetzungen für einen neuen Superzyklus günstig sind. Nachdem die Investitionen 2013 einen Höchststand erreicht hatten, nahm die Bergbauindustrie drastische Kürzungen vor. "Das daraus resultierende geringere Angebot bei Rohstoffen stützt die Preise", so Evy Hambro, Leiter des Rohstoffteams bei BlackRock. "Obwohl die Investitionen seit 2016 wieder steigen, liegen sie noch weit unter der Rekordmarke früherer Jahre."

Schließlich könnten anziehende Inflationsraten und bereits zunehmende Inflationserwartungen den Rohstoffpreisen und Aktien von Rohstoffunternehmen weiteren Auftrieb verschaffen. "In Zeiten mit steigenden Inflationserwartungen haben sich Rohstoffaktien in der Vergangenheit stets absolut und verglichen mit den breiteren Aktienmärkten stark entwickelt", so der BlackRock-Experte Hambro.

GESUNDHEIT


Für den Gesundheitssektor ist die Corona-Krise eine echte Zäsur. Die Pandemie, vor der im internationalen Gesundheitswesen lange gewarnt worden war, ist eingetreten - und kein Industriestaat war richtig darauf vorbereitet. Der Notfall brachte das Beste, was die Industrie leisten kann, hervor: Rekordschnelle Impfstoffentwicklungen, die Zusammenarbeit von Konkurrenten, um Vakzine in riesigen Mengen herstellen zu können, und nicht zuletzt die enorme Leistung vonseiten der Medizintechnik-, Diagnostik- und Life-Science-Konzerne, die Krankenhäuser versorgten, die Produktion für Tests aus dem Boden stampften und wichtige Komponenten für die Impfstoffhersteller liefern.

Das bewirkte nicht nur einen gehörigen Imagegewinn. Der Sektor ist seit Beginn der Pandemie mit Geld geradezu überschüttet worden.

Venture-Capital-Finanzierungen, Börsengänge und Kapitalerhöhungen summierten sich allein für Biotechfirmen im ersten Quartal 2021 auf 28 Milliarden Dollar, ein neuer Höchstwert. Damit dürfte die Grundlage für zukünftiges Wachstum und einen stetigen Fluss an Innovationen gelegt sein.

Dazu kommt die Demografie als altbekannter Performancetreiber: Der Anteil der Älteren an der Bevölkerung wächst, 2050 werden beispielsweise 30 Prozent der Chinesen über 60 Jahre alt sein. Typische Alterserkrankungen nehmen entsprechend zu. Gleichzeitig wächst weltweit die Mittelklasse. Das bedeutet einerseits weitere Erkrankungen aufgrund von Lebensstil-Veränderungen - Stichwort Übergewicht -, andererseits können sich die Menschen eine zunehmend bessere Gesundheitsversorgung leisten.

Das wird bereits jetzt spürbar, zum Beispiel in China: "In den nächsten Jahren ist eine Vervielfachung der Umsätze bei innovativen Medikamenten im Reich der Mitte von 117 Milliarden Yuan in diesem Jahr auf 375 Milliarden Yuan im Jahr 2025 zu erwarten", sagt Oliver Kubli, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Bellevue Asset Management. Neben dem Wachstum schätzen Investoren auch die Stabilität des Gesundheitssektors. So fiel laut dem Analysehaus Scope der maximale Verlust für die Gruppe der weltweit anlegenden Gesundheitsfonds über drei Jahre mit minus zwölf Prozent deutlich geringer aus als für den MSCI World mit minus 19,8 Prozent.

Der Favoritenwechsel an den Börsen hin zu zyklischen Werten hat die Rally der Gesundheitsaktien zuletzt etwas gebremst. Momentan ist auch noch unklar, inwieweit sich die neue US-Regierung zu steigenden Medikamentenpreisen positionieren wird und ob sie eventuelle Restriktionen auch durchsetzen kann. Bislang sind radikale Vorschläge in den USA jedoch immer gescheitert. Eine vorübergehende Schwäche bietet Anlegern daher eine gute Einstiegsgelegenheit.

Wer langfristig investieren will, tut gut daran, den Gesundheitssektor nicht nur auf die Pharmabranche zu reduzieren. Aktuell erwarten Experten beispielsweise, dass Medtech-Aktien, die unter aufgeschobenen Untersuchungen und Eingriffen gelitten haben, Aufholpotenzial bieten. Empfehlenswert sind daher Fonds, die den Fokus ihrer Investments entsprechend flexibel verschieben können.

Klimaschutz: Das große Rad drehen


» Die Weltpolitik demonstriert seltene Einigkeit zur Rettung des Planeten. Viele Billionen müssen in den energetischen Umbau der globalen Wirtschaft investiert werden. Wie Anleger vom Megatrend profitieren

Von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Alle waren beim Treffen dabei, virtuell zumindest: US-Präsident Joe Biden und Chinas Premier Xi, die europäischen Regierungschefs Merkel, Macron und Johnson, selbst die Präsidenten von Russland und Brasilien, die Herren Putin und Bolsonaro. Gerade einmal gut drei Monate nach dem Abgang des Klimawandel-Leugners Donald Trump gibt es neuen Grund zur Hoffnung für den blauen Planeten. Das Who’s who der Weltpolitik übertraf sich auf Einladung Bidens beim Klimagipfel in der Absicht, die Erderwärmung aufzuhalten. Selbst die Antagonisten USA und China wollen kooperieren und die Treibhausgas-Emissionen eindämmen.

Die Europäer geben sich mal wieder als Musterschüler. Die Europäische Union goss ihre Ziele zur Kohlendioxid- Vermeidung soeben in ein Gesetz: 55 Prozent des emittierten CO2, Stand 1990, sollen bis 2030 EU-weit reduziert, bis 2050 soll die Bilanz der EU klimaneutral sein. Auch Japan und Südkorea streben dies an, China hat sich CO2-Abstinenz bis 2060 auf die roten Fahnen geschrieben. US-Präsident Biden, der den Trump’schen Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen revidierte, avanciert zum Super-Öko. Die USA sollen bis 2030 ihre Emissionen zu 2005 um die Hälfte reduzieren, eine deutliche Verschärfung der bisherigen Pläne. Bis 2050 will der weltweit zweitgrößte CO2-Emittent hinter China die grüne Null sehen. "Es ist das entscheidende Jahrzehnt, wenn wir die größten Schäden des Klimawandels vermeiden wollen", mahnte Biden.

Das große Trommeln auf der politischen Weltbühne just am "Earth Day" wurde von zahlreichen privaten Initiativen begleitet. Bei Volkswagen etwa konnten Mitarbeiter eine Arbeitsstunde einem persönlichen Klimaziel widmen, angefeuert von Vorstandschef Herbert Diess, der sich auf Vorschläge freute, die "unsere Aktivitäten zum Klimaschutz nochmals beschleunigen".

Was die Weltpolitik auf großer Bühne beschwört, lässt sich im Alltag bereits beobachten - etwa im Straßenbild. Der Erfolg der Elektroautos auch aus Wolfsburg ist eine Folge des weltweiten Umdenkens in Sachen Klimaschutz. Im laufenden Jahr will VW den Absatz rein stromgetriebener Modelle wie dem ID.3 verdoppeln, bis 2030 sollen in Europa bis zu 60 Prozent des VW-Autoabsatzes rein elektrisch angetrieben sein.

Aber einen weltweiten Siegeszug der Stromer gibt es nur, wenn es auch genug Batterien gibt, weshalb Diess, wie sein Vorbild Elon Musk, Chef des Stromer-Primus Tesla, bis 2030 gleich mehrere Gigafactories zur massenhaften Batterieproduktion hochziehen will.

Sündteure Kettenreaktion

Dieses Prinzip der Kettenreaktion zieht sich durch, denn der für die Lösung des Klimaproblems notwendige Umbau der Weltwirtschaft hat vielfältige Veränderungen zur Folge. Damit etwa die E-Mobilität auch wirklich öko wird, braucht es neben Batterien auch jede Menge grünen Strom. Weitere Wind- und Solarkraftanlagen, Gezeitenkraftwerke und Biogasanlagen müssen her, die dezentrale Erzeugung wiederum erfordert intelligente Stromnetze. Und nicht nur die Erzeugung muss sich ändern, auch der Umgang mit Energie. Allein 15 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland entfallen etwa auf Gebäude. Häuser müssen also besser gedämmt und zudem in der Industrie effizientere Anlagen errichtet werden.

Die Rettungsaktion für den blauen Planeten wird teuer. Allein der Green Deal der EU löse bis 2050 zehn Billionen Euro an öffentlichen und privaten Investitionen aus, weltweit könnten es bis zu 40 Billionen werden, schätzt die US-Investmentbank Goldman Sachs, die ihre Prognosen hier zuletzt um 50 Prozent angehoben hat.

Eine Schlüsselrolle dabei kommt der Versorgerbranche zu. Beispiel RWE: Noch erzeugen die Essener etwa vier Fünftel der Energie aus fossilen Quellen wie Braunkohle oder Gas. Doch der regenerative Anteil steigt, bis 2040 will RWE klimaneutral sein. Schon liefert die grüne Technik mit 2,2 Milliarden Euro operativem Gewinn rund viermal so viel wie die alten Geschäfte Kohle und Kernkraft. Fünf Milliarden Euro wollen die Essener allein bis Ende 2022 in regenerative Quellen investieren.

Die Südeuropäer betreiben den grünen Ausbau besonders vehement. Bis 2025 pumpt Spaniens Iberdrola 35 Milliarden Euro in Ökoquellen, Italiens Enel bis 2030 gar 70 Milliarden. Laut Unternehmensberatung Kearney wollen Europas Versorger bis Ende des Jahrzehnts 650 Milliarden in erneuerbaren Energien investieren. Die grünen Geschäfte sollen sich Experten zufolge auszahlen. "Der Zuwachs des operativen Gewinns beträgt bei den GEMs im Schnitt neun Prozent pro Jahr bis 2030", rechnet Analyst Ajay Patel von Goldman Sachs vor. Unter den GEMs, den "Green Energy Majors", versteht Patel Versorger, die 65 Prozent ihres operativen Gewinns aus grünem Strom oder dem Netzbetrieb ziehen. Versorger, die das nicht schafften, blieben mit zwei Prozent Gewinnplus pro Jahr zurück.

Turbinenboom vor der Küste

Rund 60 Prozent dieser Mittel sollen demnach in Solar- und Windkraft fließen. Die Offshore-Windkraft ist dabei ein Schwerpunkt. Nach Plänen der EU-Kommission soll die vor den Küsten installierte Windenergieleistung von heute zwölf Gigawatt bis 2030 verfünffacht werden, bis 2050 sollen es sogar 300 Gigawatt werden. Das entspricht in etwa der Leistung von 300 großen Kohlekraftwerken. Die notwendigen Mittel für das Programm veranschlagt die Kommission auf 800 Milliarden Euro.

Diese Summen werden von den Plänen Joe Bidens noch getoppt. Mit seinem Infrastrukturprogramm im Umfang von 2,3 Billionen Dollar will Biden nicht nur Verkehrsnetze, sondern auch die Energie-Infrastruktur des Landes erneuern. Der Ausbau der Windkraft an Land und vor den Küsten steht ebenso auf der Agenda wie die Förderung der E-Mobilität oder moderner Energiespeicher.

Zu erwarten ist, dass der Windkraftboom in Texas, zugleich das Epizentrum der US-Öl- und Gasindustrie, einen weiteren Aufschwung erfahren wird. Doch auch vor den Küsten der USA wird massiv in Turbinen investiert. Bis 2030 sollen offshore 30 Gigawatt Ökostrom jährlich erzeugt werden, was tatsächlich in etwa einer Vertausendfachung der Kapazitäten gleichkommt. Oder um es mit den Worten der Nationalen Klimaberaterin des Weißen Hauses, Gina McCarthy, zu sagen: "We’re ready to rock’n’roll".

Neben US-Konzernen wie General Electric dürften Europäer wie Nordex oder Siemens Gamesa, weltweite Nummer 1 bei Offshore-Anlagen, auch künftig von US-Großaufträgen profitieren. Gleiches gilt für grüne Projektierer und Versorger wie die dänische Ørsted oder Spaniens Iberdrola, die mit ihrer Tochter Avangrid in den USA aktiv ist.

Auch Wasserstoff als Energieträger spielt eine immer stärkere Rolle. Die EU will bis 2030 eine Elektrolyseleistung von 40 Gigawatt zur Erzeugung des Gases errichten. Der Energietechnikkonzern Siemens Energy investiert mit Tochter Siemens Gamesa 120 Millionen Euro in das Projekt "H2Mare": Mitte des Jahrzehnts sollen mit Elektrolyseuren bestückte Windturbinen auf hoher See Wasserstoff für die Industrie herstellen.

In den USA kommt der Solarkraft seit jeher eine große Bedeutung zu. In sonnenreichen Staaten wie Kalifornien oder Texas prägen riesige Solarparks das Bild. Doch es geht nicht nur um Großanlagen, auch auf privaten Dächern und auf Gewerbeimmobilien wird ausgebaut. Anbieter von Solartechnik wie Sunpower oder Solaredge, die sowohl Photovoltaik- als auch Speichertechnik zur Verfügung stellen, zählen zu den Profiteuren.

Ölpreis-Schock rüttelt auf

Wichtige Treiber des grünen Wandels sind indes ausgerechnet auch die Feindbilder der Ökobewegung, die globalen Öl- und Gaskonzerne. Riesen wie die britische BP oder die britisch-niederländische Royal Dutch Shell erlebten in der Pandemie eine drastisch sinkende Nachfrage nach fossilem Brennstoff. Der Schock rüttelte die Branche auf. Shell etwa will durch Akquisitionen zu einem der größten Stromerzeuger Europas werden. Der Handel mit grünem Strom soll bis 2035 zur vierten Säule neben Öl, Gas und Chemie werden und 30 Prozent zum Umsatz beisteuern.

Radikaler noch ist der Ansatz bei Frankreichs TOTAL oder bei BP. Die Briten riefen 2020 sogar das Ende des Ölbooms aus. Der neue Chef Bernard Looney erwog offen, dass die historische Spitze der Ölnachfrage, "Peak Oil", bereits erreicht sein könnte. "Könnte das passiert sein? Ja, es könnte", so Looney.

Nach einem Jahr mit fast durchgängig defizitärer Ölförderung sowie einem Rekordverlust von fast sechs Milliarden Dollar setzt BP umso massiver auf den Ausbau erneuerbarer Quellen. Die Investitionen sollen bis 2030 verzehnfacht werden, 50 Gigawatt an Ökoenergien bis dahin parat sein. Die Ölproduktion will Looney um 40 Prozent senken. Die grüne Wende der noch schmutzigen Riesen sollte nicht unterschätzt werden. Ihre Investitionen in regenerative Energien könnten die der Versorger bis 2030 sogar leicht übertreffen, schätzt Goldman Sachs.


INVESTOR-INFO

DIGITALISIERUNG
Effizienz mit Bits und Bytes


Den Megatrend Digitalisierung können Anleger auf unterschiedliche Weise spielen: Eine Möglichkeit bietet der Fonds The Digital Leaders, der global aufgestellt die Chancen des digitalen Wandels nutzt. Vom Unterhaltungsriesen Walt Disney bis zum Chiphersteller Taiwan Semiconductor reicht die Spanne der Unternehmen. Auf die zunehmende Durchdringung der Industrie durch Roboter und die Digitalisierung in den Fabriken setzt dagegen der ETF iShares Automation & Robotics.

ROHSTOFFE
Grundlegender Umbau


Der angestrebte Umbau von Energieerzeugung und Mobilität bietet Chancen für Rohstoffinvestments wie den Fonds Optinova Metals & Materials. Er setzt auf unterbewertete Rohstoffaktien in Kombination mit Edelund Industriemetallen und bietet ein ausgewogenes Rendite-Risiko-Profil. In Firmen der gesamten Wertschöpfungskette der Batterietechnik investiert der ETF L&G Battery ValueChain. Die Spanne reicht vom Lithium-Förderer Pilbara bis zum E-Auto-Bauer Tesla.

GESUNDHEIT
Verlässliches Wachstum


Mit dem BB Adamant Medtech & Services setzen Anleger auf innovative Medizintechnik-Unternehmen und Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen. Dazu zählen auch jüngere, aufstrebende Firmen aus dem Bereich Digital Health. Die Performance lag in der Vergangenheit zwischen 15 und 20 Prozent pro Jahr. Der BGF World Healthscience deckt seit Jahren sehr erfolgreich weite Teile des Gesundheitssektors inklusive Biotechnologie ab. Die Rendite litt im vergangenen Jahr aber unter der Abwertung des Dollars zum Euro.

ALBEMARLE
Vorbereitung auf den Boom


Am Mittwoch liefert der weltweit größte Lithiumlieferant Quartalszahlen. Für 2025 erwartet der US-Spezialchemiekonzern Albemarle mehr als eine Verdreifachung des globalen jährlichen Lithiumbedarfs auf 1,1 Millionen Tonnen im Vergleich zu 300.000 Tonnen heute. Um diesen rasanten Zuwachs zu nutzen wird die Produktion in Chile, Australien und China nun stark ausgebaut. Die dafür benötigten 1,35 Milliarden Dollar lieferte Albemarles Kapitalerhöhung im Februar.

MICROSOFT
Digitaler Versorger


Der Softwarekonzern ist vor allem für sein Betriebsprogramm Windows und die Bürosoftware Office bekannt. Zum Geschäft gehören inzwischen auch Geräte wie die Spielekonsole Xbox und die Surface-Tabletcomputer oder auch das Karrierenetzwerk LinkedIn. Wichtigster Wachstumstreiber ist das Cloud-Geschäft. Dort bietet Microsoft Kunden Serverkapazität und Software als Abos an. Dieser Bereich ist besonders lukrativ, weil die Kunden dort regelmäßig Geld überweisen.

PFIZER
Innovation und Stabilität


Der amerikanische Pharmakonzern ist wegen der Impfstoff-Kooperation mit BioNTech in aller Munde. Im laufenden Jahr wird das COVID-Vakzin den Amerikanern wohl rund 15 Milliarden Dollar in die Kasse spülen. In Zukunft könnte es Auffrischungen geben, die sich Pfizer dann teurer bezahlen lässt. Der Konzern glänzt aber auch bei anderen Impfstoffen und Krebstherapien, die Abspaltung der Generika-Sparte Upjohn wird Pfizer profitabler machen. Zudem kann sich die Dividendenrendite sehen lassen.

Siemens Energy

Offshore und Netze

Die Siemens-Abspaltung profitiert stark von der Energiewende. Siemens Energy hält zwei Drittel der Anteile an Siemens Gamesa, dem Primus in der Offshore-Windkraft, der bereits US-Großaufträge ergattern konnte. Die Netztechnik-Sparte setzt zunehmend auf digitalisierte Produkte, um Netze optimal auf die dezentrale Energieerzeugung einzustellen. Die Aktie konsolidiert seit dem DAX-Aufstieg Anfang März. Im Geschäftsjahr bis September soll die Gewinnschwelle erreicht werden.

Nexans

Kabel für die hohe See

Als einer der drei größten Anbieter verlegt Nexans weltweit rund ein Fünftel der Seekabel, die den Strom von Windparks auf hoher See an Land transportieren. Das Geschäft mit Stromkabel, aktuell 55 Prozent von 5,7 Millionen Euro Umsatz, wird binnen drei Jahren zügig ausgebaut, auch finanziert mit Erlösen aus dem Verkauf von anderen Segmenten. Der Markt für Seekabel in Europa und Amerika soll bis 2035 von 1,5 Milliarden im Jahr 2019 auf 5,9 Milliarden Dollar zulegen.

Steico

Ökologischer Wärmeschutz

Das Unternehmen aus Feldkirchen bei München hat sich auf Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen spezialisiert. Steico bietet etwa innovative Bauelemente aus Holz und Dämmmaterialien aus Holzwolle an. Der Small Cap profitiert vom anhaltenden Bauboom und tendenziell schärferen Auflagen für die Gebäude-Isolierung. Die Bayern haben die Corona-Krise schadlos überstanden. Analysten trauen dem Nebenwert im laufenden Jahr knapp 20 Prozent und 2022 rund 15 Prozent Gewinnwachstum zu.

Iberdrola

Bald noch grüner

Der spanische Versorger erzielt rund drei Viertel seines operativen Gewinns (Ebitda) mit Strom aus regenerativen Energiequellen (46 Prozent), hier vor allem der Windkraft, sowie dem Netzbetrieb (28 Prozent). Allein bis 2025 will Iberdrola weitere 35 Milliarden Euro in den Ausbau des Öko-Portfolios investieren. Die Spanier haben ein starkes Standbein in den USA und Südamerika. Im laufenden Jahr rechnen Analysten mit rund zehn Prozent Plus beim operativen Gewinn.












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DatumRatingAnalyst
10.12.2024Tesla BuyDeutsche Bank AG
04.12.2024Tesla UnderperformBernstein Research
26.11.2024Tesla OutperformRBC Capital Markets
18.11.2024Tesla UnderperformBernstein Research
18.11.2024Tesla OutperformRBC Capital Markets
DatumRatingAnalyst
10.12.2024Tesla BuyDeutsche Bank AG
26.11.2024Tesla OutperformRBC Capital Markets
18.11.2024Tesla OutperformRBC Capital Markets
15.11.2024Tesla OutperformRBC Capital Markets
28.10.2024Tesla BuyDeutsche Bank AG
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14.11.2024Tesla HoldJefferies & Company Inc.
24.10.2024Tesla HoldJefferies & Company Inc.
22.10.2024Tesla HoldJefferies & Company Inc.
11.10.2024Tesla NeutralGoldman Sachs Group Inc.
03.10.2024Tesla NeutralGoldman Sachs Group Inc.
DatumRatingAnalyst
04.12.2024Tesla UnderperformBernstein Research
18.11.2024Tesla UnderperformBernstein Research
24.10.2024Tesla VerkaufenDZ BANK
24.10.2024Tesla UnderweightJP Morgan Chase & Co.
24.10.2024Tesla SellUBS AG

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