Börsengang im Fokus

Delivery Hero-Aktie: Lohnt es sich, beim IPO dabei zu sein? - Einen Tag vor dem Start stehen die Zeichen auf Erfolg

29.06.17 13:24 Uhr

Delivery Hero-Aktie: Lohnt es sich, beim IPO dabei zu sein? - Einen Tag vor dem Start stehen die Zeichen auf Erfolg | finanzen.net

Es soll der größte Börsengang nach Rocket Internet und Zalando werden. Doch wie gut sind die Erfolgsaussichten für Delivery Hero wirklich? Ist das Geschäftsmodell tragfähig oder droht der Rocket-Internet-Effekt?

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Seit geraumer Zeit wird über den Börsengang von Delivery Hero spekuliert. Nun ist es so weit: Am Freitag soll die Erstnotiz erfolgen. Und die ambitionierten Pläne von Vorstandschef Niklas Östberg gehen auf - es wird es der größte Börsengang hierzulande seit dem IPO von Rocket Internet im Jahr 2014.

Milliarden-IPO angestrebt

39 Millionen Aktien bringt Delivery Hero unters Anlegervolk - für einen Preis von 25,50 Euro je Anteil. Damit gehen die Papiere am oberen Ende der anvisierten Preisspanne über den Ladentisch. Der Börsengang hat somit ein Volumen von 996 Millionen Euro. Insgesamt wird Delivery Hero beim Börsengang mit 4,4 Milliarden Euro bewertet.

20,1 Millionen Aktien kommen aus dem Bestand von Altaktionären kommen, weitere 18,95 Millionen Anteilsscheine stammen aus einer Kapitalerhöhung. Größter Nutznießer des IPO ist zunächst Großaktionär Rocket Internet: Die Startup-Schmiede hält 35 Prozent an dem Börsenneuling. Zunächst gibt das Unternehmen rund um Chef Oliver Samwer 5,28 Millionen Delivery Hero-Aktien ab. Auch die Mehrzuteilungsoption stammt aus dem Rocket-Bestand: 5,09 Millionen zusätzliche Anteilsscheine hält das Unternehmen bereit. Wird die Mehrzuteilungsoption ausgereizt, könnte Rocket Internet beim Börsengang seines wichtigsten Startups bis zu 264 Millionen Euro einnehmen.

Wachstum statt Gewinn

Wäre es nach dem Chef des Großaktionärs Rocket, Oliver Samwer, gegangen, hätte der Essens-Lieferdienst den Gang aufs Parkett schon deutlich früher gewagt. Doch es war Delivery Hero-Chef Niklas Östberg, der das IPO hinausgezögert hat - aus gutem Grund. Denn das Geschäftsmodell seines Unternehmens ist zwar simpel, aber auch risikoreich. Die Konkurrenz ist groß, und Geld verdienen wird wohl nur, wer Marktführer ist - in so vielen internationalen Märkten, wie nur möglich. Wachstum und Expansion kosten aber zunächst Geld - kein Wunder, dass Delivery Hero die 483 Millionen Euro, die beim Börsengang im besten Fall eingenommen werden, folgerichtig auch in den Ausbau des Geschäftes investieren will.

Aktuell ist Delivery Hero bereits in mehr als 40 Ländern aktiv. Geld verdient das Unternehmen allerdings nur in einem kleinen Bruchteil seiner Märkte. Im weitaus größten Teil seines Verbreitungsgebietes hat der Wachstumshunger des Lieferdienstes, der in vielen Ländern vorrangig durch die Übernahme lokaler Konkurrenten einen Fuß in die Tür bekommen hat, rote Zahlen produziert. Auf Konzernebene fiel 2016 ein Verlust von 195 Millionen Euro an. Das ist zwar eine leichte Verbesserung im Vorjahresvergleich, vom Break Even ist der Bringdienst aber noch weit entfernt. Auf Umsatzseite sehen die Zahlen unterdessen besser aus: Dank der aggressiven Expansionsstrategie konnten die Erlöse 2016 von 166 auf 297 Millionen Euro nahezu verdoppelt werden.

Delivery Hero: Funktioniert das Geschäftsmodell?

Dabei ist das Geschäftsmodell recht simpel: Delivery Hero verdient Geld mit der Vermittlung von Essensbestellungen an Restaurants. In Deutschland können Kunden etwa über die Marken Lieferheld und Pizza.de Essen bestellen. Dafür zahlen die Gastronomen eine Provision. Die Zubereitung und Auslieferung übernehmen die Restaurants selbst.

Das Geschäftsmodell funktioniert - mit Einschränkungen. Denn zwar ist die Nachfrage nach Essens-Bringdiensten unverändert hoch und der Markt wächst insgesamt, doch Delivery Hero muss sich diesen mit Konkurrenten teilen. Hierzulande etwa kämpft das Unternehmen mit dem niederländischen Konzern Takeaway um Marktanteile, der seine Marke "Lieferando" auf dem deutschen Markt etabliert hat. In anderen Märkten etwa sind die US-Amerikaner GrubHub oder die Briten JUST EAT dominierend. Geld verdienen lässt sich in diesem Geschäft allerdings wohl nur für den jeweiligen Marktführer - was auch erklärt, wieso sich die Konkurrenten mit Marketingmaßnahmen überbieten und etwa zahlreiche Gutscheine unters Volk bringen, um Kunden langfristig an sich zu binden. Gewinnen wird das Rennen wohl der, der den längeren Atem - und die tieferen Taschen - hat.
In 35 seiner 40 Märkte will Delivery Hero eigenen Angaben zufolge bereits der Platzhirsch sein - im lukrativen englischen Markt hatte der Konzern gegen JUST EAT hingegen keine Chance und hat dort die Segel gestrichen.

Bringdienste an der Börse - Eine Chance für Anleger?

Um zu entscheiden, ob Anleger an die Wachstumsstory glauben und sich bereits zum Börsenstart von Delivery Hero um Aktien bemühen sollten, lohnt sich ein Blick auf die Konkurrenz. Denn der Konzern von Niklas Östberg ist nicht der erste Lieferdienst, der den Sprung aufs Börsenparkett gewagt hat.

Seit April 2014 ist das US-amerikanische Unternehmen GrubHub an der Börse. 26 Dollar hat eine Aktie zum IPO gekostet, inzwischen werden die Titel um 45 Dollar gehandelt - ein Plus von 73 Prozent in nur 3 Jahren. Auch die Performance der Lieferando-Mutter Takeway an der Börse kann sich sehen lassen. Seit September sind die Aktien an der Börse gelistet - und seitdem von 23 Euro auf rund 36 Euro gestiegen. Für Aktien des britischen Marktführers JUST EAT ging es seit dem IPO 2014 von 260 Pence auf 663 Pence nach oben - ebenfalls ein sattes Plus.

In Deutschland lauern die Probleme

Doch ob die Tatsache, dass die Börsengänge der direkten Konkurrenten ein Erfolg waren darauf schließen lässt, dass der IPO von Delivery Hero ein Selbstläufer wird, ist fraglich. Denn das Unternehmen kämpft mit einer Reihe von Problemen, die viele Mitbewerber nicht haben. Hierzulande könnte dem baldigen Börsenneuling ausgerechnet Foodora auf die Füße fallen - ein Startup, das der Konzern erst vor rund zwei Jahren von Großaktionär Rocket Internet übernommen hatte. Anders als bei seinen anderen Marken hat Delivery Hero mit Foodora nicht nur die Bestellvermittlung sondern auch die Auslieferung des Essens in seinen Händen. Dafür beschäftigt das Unternehmen 3.000 eigene Fahrradkuriere, die die Bestellung in den Restaurants abholen und direkt zum Kunden bringen. Zwar ist die Provision für Foodora bei der reinen Auftragsvermittlung höher, aber eine eigene Lieferflotte zu unterhalten kostet Geld. Das drückt auf die Margen. Auch wenn das Wachstum von Foodora beeindruckt: Ob und wann der Premium-Lieferdienst Geld abwirft, ist noch mehr als ungewiss.

Neben Foodora hat Delivery Hero hierzulande noch ein weiteres Problem: Aktuell ist das Unternehmen im Bereich Bestellvermittlung für Gastroniemiebetriebe mit zwei Marken parallel aktiv: Pizza.de und Lieferheld. Beide Marken werden eigenständig vermarktet - Delivery Hero investiert hier also doppelt in Marketingmaßnahmen. Der größte Wettbewerber in Deutschland, Takeaways Marke Lieferando, hat hierzulande hingegen keine Konkurrenz aus dem eigenen Haus und ist damit im Vorteil.

Auch in anderen Märkten sieht sich Delivery Hero starker Konkurrenz gegenüber. Nicht nur Unternehmen mit ähnlichem Geschäftsmodell kämpfen mit dem Östberg-Konzern um Marktanteile, auch aus ganz anderer Ecke droht Ungemach. So hat der Fahrdienstvermittler UBER kürzlich seinen Dienst UberEats an den Start gebracht und will einen Teil vom lukrativen Markt für Essen-Lieferdienst für sich beanspruchen.

Droht der Rocket Internet-Effekt?

Die kommenden Monate werden für Delivery Hero also sowohl strukturell als auch organisatorisch und finanziell zur Herausforderung. Schafft es das Unternehmen, Kunden langfristig an sich zu binden und die Konkurrenz in Schach zu halten, kann das Unternehmen an der Börse zu einer Erfolgsstory werden und - anders als der Großaktionär Rocket Internet - mit seiner Wachstumsgeschichte langfristig überzeugen. Im anderen Fall droht der "Rocket Internet"-Effekt: Dort ist das Ziel "Wachstum vor Gewinn" nicht aufgegangen - die Aktie hat seit Börsenstart rund die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Delivery Hero

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