Bilanzvorlage

Meta-Aktie knickt ein: Facebook-Mutter verdient weniger - Behörden schauen auf VR-Geschäft

28.07.22 22:04 Uhr

Meta-Aktie knickt ein: Facebook-Mutter verdient weniger - Behörden schauen auf VR-Geschäft | finanzen.net

Die mit Spannung erwartete Quartalsbilanz der Facebook-Mutter Meta wurde am Mittwoch nachbörslich veröffentlicht.

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Der Facebook-Konzern Meta hat seinen ersten Umsatzrückgang erlitten und macht dafür Konjunkturängste verantwortlich. Auch für die nächsten Monate rechnet Meta nicht mit einer Besserung. Die Entwicklung kommt dem Ende einer Ära gleich: Seit dem Börsengang 2012 ging es nur rasant aufwärts. Gründer und Chef Mark Zuckerberg kündigte an, der Konzern wolle sich nun auf langfristige Investitionen fokussieren.

Der Meta-Umsatz sank im zweiten Quartal im Jahresvergleich um rund ein Prozent auf 28,8 Milliarden Dollar. Unterm Strich schrumpfte der Gewinn um 27 Prozent auf knapp 6,7 Milliarden Dollar (rund 6,6 Mrd Euro). Top-Managerin Sheryl Sandberg verwies auch auf den starken Dollar, der zu einer ungünstigen Umrechnung von Auslandseinnahmen in der Bilanz führte. Ohne den Anstieg des Dollar-Kurses hätte es ein Umsatzplus von drei Prozent gegeben, betonte sie in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Die Umsatzprognose für das laufende Vierteljahr fiel mit einer Spanne von 26 bis 28,5 Milliarden Dollar niedriger aus als von Analysten erwartet. Finanzchef Dave Wehner verwies zur Begründung auf eine schon im zweiten Quartal spürbare Abschwächung des Online-Werbemarkts angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit. Auch Zuckerberg verwies auf den Abschwung der Wirtschaft: "Ich würde sagen, die Situation wirkt schlimmer als ein Quartal zuvor."

Bisher zeigten sich Facebook und Meta widerstandsfähig gegen alle wirtschaftlichen Schwächephasen. Denn mit dem Wissen über Interessen und soziale Verbindungen von Milliarden Nutzern bot die Plattform Werbekunden die Möglichkeit, ihre Anzeigen gezielt an die gewünschten Zielgruppen zu adressieren.

Doch erste Risse in dem System zeigten sich bereits im vergangenen Jahr, nachdem Apple neue Regeln zum Schutz der Privatsphäre eingeführt hatte. Entwickler wie Facebook müssen iPhone-Nutzer nun um Erlaubnis fragen, wenn sie ihr Verhalten quer über verschiedene Apps und Dienste nachverfolgen wollen. Viele Nutzer lehnten das ab - und torpedierten damit Anzeigen-Modelle unter anderem bei Facebook.

Trotzdem ist Facebook immer noch gewaltig. Die Zahl der Nutzer, die täglich auf mindestens eine App des Konzerns zugreifen, stieg binnen drei Monaten von 2,87 auf 2,88 Milliarden. Bei Facebook gab es einen Zuwachs von 1,96 auf 1,97 Milliarden tägliche Nutzer. Zum Konzern gehören unter anderem auch Instagram und WhatsApp.

Zu Zuckerbergs langfristigen Initiativen gehört die Ausrichtung des Konzerns auf das "Metaverse" - eine virtuelle Welt, in die sich nach seinen Vorstellungen das geschäftliche und soziale Leben verstärkt verlagern wird. Facebook ist ein Vorreiter der Bewegung mit seinen Aktivitäten bei virtueller Realität (VR), bei der Nutzer mit Spezialbrillen in digitale Welten eintauchen. Die Sparte Reality Labs, in der die "Metaverse"-Entwicklung und das VR-Geschäft gebündelt sind, verbuchte allein im vergangenen Quartal einen operativen Verlust von 2,8 Milliarden Dollar. Meta hatte vor wenigen Tagen eine Preiserhöhung bei seinen VR-Brillen angekündigt.

Aus Washington kam am Mittwoch auch ein klares Signal, dass die US-Wettbewerbshüter die "Metaverse"-Aktivitäten des Konzerns im Blick haben. Die Handelsbehörde FTC zog vor Gericht, um Meta die Übernahme der Firma Within Unlimited zu verbieten, von der die VR-Fitness-App "Supernatural" stammt. Meta wolle das ganze "Metaverse" beherrschen, heißt es in der Klage unter anderem.

Im heutigen Kerngeschäft bekommt Meta die Konkurrenz der chinesischen App Tiktok zu spüren, die mit ihrem endlosen Fluss an kurzen Videos vor allem junge Nutzer anlockt. Die Clips werden von einem Software-Algorithmus vorgeschlagen, der sich an die Interessen der Nutzer anpasst. Metas Kurzvideo-Kopie mit dem Namen "Reels" wird inzwischen in großem Stil bei Facebook und Instagram eingebettet.

Für die Plattform bedeutet das eine grundlegende Abkehr von ihren Wurzeln: Die ursprüngliche Idee ist schließlich, dass man sich als Nutzer mit Freunden, Familie und Bekannten sowie Organisationen oder Unternehmen vernetzt und dann ihre Beiträge sieht. Doch nun kämen 15 Prozent der Inhalte in den Facebook-Feeds der Nutzer - und noch etwas mehr bei Instagram - von jemandem, dem sie nicht folgen, sagte Zuckerberg. Bis Ende 2023 solle sich der Anteil verdoppeln.

Damit ist auch klar, dass die Kritik von Instagram-Nutzern inklusive Prominenter wie Kim Kardashian, der Foto-Dienst werde zu einem zweiten Tiktok, folgenlos bleiben dürfte. Dabei ist der Vormarsch der "Reels" zunächst nicht einmal gut für das Geschäft. Denn Meta verdient an Anzeigen im Umfeld der Clips schlechter als mit Werbung im Feed oder den täglich wechselnden sogenannten Stories der Nutzer. Die Folge: Je mehr sich die Kurzvideos ausbreiten, desto mehr verdrängen sie für Meta lukrativere Formate, räumte Zuckerberg ein. Metas durchschnittlicher Erlös pro Werbeanzeige fiel um 14 Prozent. Im Vorjahresquartal war er um 47 Prozent hochgesprungen.

Meta werde dennoch auf "Reels" setzen, weil sie die Aktivität der Nutzer auf der Plattform erhöhten und mit der Zeit auch ähnlich viel Geld wie andere Formate einbringen würden, sagte Zuckerberg. Meta gibt jedoch zu, dass bis dahin Jahre vergehen könnten. Aktuell ist "Reels"-Werbung auf Kurs, eine Milliarde Dollar jährlich zu erlösen.

Meta gab am Mittwoch auch einen Umbau der Führungsriege bekannt. Der bisherige Finanzchef Wehner soll im November die neu geschaffene Position des Strategiechefs übernehmen. Neue Finanzchefin wird Susan Li. In der Chefetage hatte sich eine Lücke aufgetan, weil Sandberg ihren Rückzug angekündigte. Sie galt als rechte Hand Zuckerbergs und eine Architektin von Facebooks Geschäftsmodell.

US-Kartellwächter wollen Meta Kauf von VR-Spezialisten verbieten

US-Wettbewerbshüter nehmen erstmals die starke Marktposition des Facebook-Konzerns Meta im Geschäft mit virtueller Realität ins Visier. Die Handelsbehörde FTC zog vor Gericht, um den Kauf einer Entwicklerfirma durch Meta zu verhindern.

Bei Virtueller Realität können Nutzer mit Spezialbrillen auf dem Kopf in digitale Welten eintauchen. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg setzte früh auf das Geschäft mit dem Kauf des VR-Brillen-Pioniers Oculus im Jahr 2014. Der Konzern ist nun ein führender Player in dem Markt mit Brillen und einer Plattform für VR-Inhalte. Zuckerberg gab auch das Ziel aus, eine virtuelle Welt - das "Metaverse" - als zukünftige Computer-Plattform zu etablieren. Damit hat auch die Änderung des Konzernnamens von Facebook zu Meta zu tun.

Die Firma Within Unlimited, die Meta kaufen will, steht hinter einer VR-Fitness-App mit dem Namen "Supernatural". Die FTC argumentiert, Meta mit seinem "VR-Imperium" wolle diesen Markt durch den Aufkauf besetzen, statt mit einem eigenen Angebot um ihn zu konkurrieren.

Die Übernahme könne zu weniger Wettbewerb und potenziell höheren Preisen führen, heißt es in der am Mittwoch eingereichten Klage. "Und Meta wäre einen Schritt näher am ultimativen Ziel, das gesamte "Metaverse" zu besitzen." Meta gehört bereits die ebenfalls auf Bewegung ausgelegte VR-App "Beat Saber". Der Konzern kaufte in den vergangenen Jahren mehrere VR-Spezialisten. Laut einem Medienbericht will Meta sich den im vergangenen Herbst angekündigten Kauf von Within über 400 Millionen Dollar kosten lassen.

Meta konterte, die FTC-Klage stütze sich auf "Ideologie und Spekulationen" statt Fakten. Der Vorwurf, dass die Übernahme wettbewerbsfeindlich wäre, sei "unglaubwürdig", hieß es in einem Blogeintrag. Unter anderem seien "Beat Saber" und "Supernatural" grundlegend unterschiedlich, argumentierte Meta.

Die FTC fährt unter ihrer neuen Chefin Lina Khan einen härteren Kurs gegenüber den großen Tech-Konzernen, die in den USA lange von einer eher laschen Wettbewerbsaufsicht profitiert hatten.

Anleger strafen Umsatzrückgang von Meta ab

Der erste Umsatzrückgang der Facebook-, Instagram- und Whatsapp-Mutter Meta Platforms hat am Donnerstag an der Börse für Ernüchterung gesorgt. Die ohnehin seit Monaten unter Abwärtsdruck stehenden Aktien büßten 5,22 Prozent auf 160,72 US-Dollar ein und waren nicht mehr weit entfernt von einem weiteren Tiefststand seit April 2020. Der umfassende Tech-Index NASDAQ Composite lag derweil nur leicht im Minus.

Die Geschäftszahlen des zweiten Quartals seien besser, der Ausblick auf das dritte Quartal aber schwächer ausgefallen, schrieb Analyst Douglas Anmuth von der Bank JPMorgan. Die allgemeine Konjunktur spiele dabei die größte Rolle, aber nicht die alleinige. Der Experte nennt als weiteren Grund die Konkurrenz durch den Videoportalanbieter TikTok als Bremse für Meta.

Analyst Thomas Hofmann von der Landesbank Baden-Württemberg führte gleich eine ganze Reihe von Risiken für die Geschäfte der sozialen Medien von Meta auf: Datenschutzrichtlinien von Apple, die Sensibilität von Nutzerdaten, mögliche regulatorische Auflagen, die Besteuerung sowie eine enttäuschende Entwicklung der Nutzerzahlen könnten dem Konzern das Leben zunehmend schwerer machen.

Diese Risiken könnten zumindest teilweise im Aktienkurs von Meta bereits eingepreist sein. Denn immerhin haben die Papiere seit dem Rekordhoch vom September vergangenen Jahres bei gut 384 Dollar mittlerweile fast 60 Prozent eingebüßt. Bis zum historischen Tief der Aktie bei unter 18 Dollar nach dem Börsengang im Jahr 2012 ist es allerdings auch noch ein weiter Weg.

Redaktion finanzen.net / dpa-AFX

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31.10.2024Meta Platforms (ex Facebook) BuyGoldman Sachs Group Inc.
31.10.2024Meta Platforms (ex Facebook) BuyUBS AG
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31.10.2024Meta Platforms (ex Facebook) OverweightJP Morgan Chase & Co.
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21.07.2022Meta Platforms (ex Facebook) NeutralJP Morgan Chase & Co.
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31.10.2018Facebook SellPivotal Research Group
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