Birkenstock kurz vor IPO: Darum warnen Experten vor einem Kauf der Birkenstock-Aktie
Der deutsche Schuhhersteller Birkenstock strebt an die New Yorker Börse: Schon am morgigen Mittwoch dürfte die Birkenstock-Aktie ihren ersten Handelstag haben. Anleger sollten sich mit einem Engagement jedoch zunächst zurückhalten, empfehlen mehrere Marktexperten.
Werte in diesem Artikel
• Birkenstock-IPO an der NYSE für Mittwoch erwartet
• Experten warnen vor zu hoher Bewertung
• Entwicklung anderer IPOs lässt zu wünschen übrig
Das IPO von Birkenstock an der NYSE wird gespannt erwartet - und dürfte wohl recht groß ausfallen. Laut Börsenprospekt will das deutsche Unternehmen im Rahmen seines Börsengangs insgesamt 32.258.064 Stammaktien zu einem Preis zwischen 44 und 49 Dollar bei Investoren platzieren. Es wird erwartet, dass das Unternehmen im Laufe des heutigen Tages den finalen Ausgabepreis veröffentlicht und die Birkenstock-Aktie dann am Mittwoch ihr Börsendebüt in New York feiert. "Reuters" erwartet, dass die Aktien am oberen Ende der Preisspanne ausgegeben werden dürften, was den Börsenwert von Birkenstock in die Region von 10 Milliarden US-Dollar katapultieren würde. Analysten warnen jedoch, dass diese Bewertung viel zu hoch wäre.
Analyst kritisiert: Bewertung und Geschäftsentwicklung passen bei Birkenstock nicht zusammen
Selbst wenn Birkenstock seine Aktien in der Mitte der Ausgabespanne platzieren würde, wäre das Unternehmen zu hoch bewertet, sagte Analyst David Trainer von New Constructs laut "MarketWatch". Die Marktkapitalisierung des Börsenneulings würde in diesem Fall bei rund 8,7 Milliarden US-Dollar liegen - und somit deutlich höher als bei den Konkurrenten CROCS oder Skechers, die auf einen Börsenwert von 5,23 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 7,52 Milliarden US-Dollar kommen. Von den in den USA börsennotierten Schuhherstellen hätten nur Nike und Deckers Outdoor eine noch höhere Marktkapitalisierung, so Trainer. "Obwohl Birkenstock profitabel ist, glauben wir mit Recht sagen zu können, dass die Bewertungsmarke von 8,7 Milliarden US-Dollar zu hoch ist - insbesondere für ein Unternehmen, das Anfang 2021 noch mit nur 4,3 Milliarden US-Dollar bewertet wurde. Seitdem hat sich nicht viel geändert", so der Analyst laut "MarketWatch".
Damit die Bewertung gerechtfertigt wäre, müsste Birkenstock laut Trainer einen Jahresumsatz von mindestens 3,8 Milliarden US-Dollar aufweisen. 2022 waren es jedoch nur 1,24 Milliarden US-Dollar und auch in den neun Monaten bis Juni erlöste das Unternehmen aus Rheinland-Pfalz nur rund 1,12 Milliarden Euro. Der Jahresumsatz dürfte also auch 2023 deutlich unter der von Trainer ausgegebenen Marke liegen - zumal Birkenstock auf wichtige Umsatzkanäle verzichtet. So entfernte das Unternehmen laut "MarketWatch" etwa seine Produkte vom Amazon-Marketplace, da es seine Marke durch Produktfälschungen gefährdet sah. "Während ein solcher Schritt sicherlich die Markenintegrität schützt, begrenzt er auch das Potenzial für das Umsatzwachstum - Wachstum, das [Birkenstock] braucht, um seine IPO-Bewertung zu rechtfertigen", so der New Constructs-Analyst. Er glaube daher nicht, dass der nötige Umsatz in absehbarer Zeit erreicht werden könne - womöglich werde das sogar niemals passieren.
Experten raten von Kauf der Birkenstock-Aktie beim Börsengang ab
Von einem Kauf der Birkenstock-Aktie beim Börsengang oder am ersten Handelstag raten Experten aufgrund der hohen Bewertung dringend ab. "Wir zweifeln nicht daran, dass Birkenstock einen starken Markenwert hat und stilvolle Sandalen herstellt, aber es gibt wirklich keinen Grund für dieses Unternehmen, an die Börse zu gehen", sagte David Trainer laut "MarketWatch". "Wir glauben nicht, dass Anleger damit rechnen sollten, mit dem Kauf dieses Börsengangs Geld zu verdienen". Er verwies dabei auch auf die zwei jüngst erfolgten Börsengänge von Arm und Instacart. Auch von diesen Aktien habe man bei New Constructs abgeraten, da sie zu einer zu hohen Bewertung an die Börse gegangen seien, so der Analyst. Nach einem mehr oder weniger erfolgreichem ersten Handelstag gaben beide Aktien in der Folge nach. Die Instacart-Aktie notiert inzwischen unter ihrem Ausgabepreis, die Arm-Aktie hält sich nur noch knapp darüber.
Auch die Börsengänge anderer Schuhhersteller geben für Birkenstock keinen Grund zur Hoffnung. "Wenn man sich den Trend anderer Schuhunternehmen anschaut, die einen Börsengang gemacht haben, sind die Aussichten für Birkenstock nicht besonders gut", sagte Mamta Valechha, Analystin beim Vermögensverwalter Quilter Cheviot, laut "Reuters". So sind etwa die Anteilsscheine von Allbirds, Dr. Martens und On seit ihrem IPO kräftig gefallen. Die Allbirds-Aktie hat etwa seit ihrem Börsengang im Herbst 2021 rund 96 Prozent verloren und sich laut Trainer zu einer "Zombie-Aktie" entwickelt.
Auch wenn es eher unwahrscheinlich sein dürfte, dass Birkenstock das gleiche Schicksal wie Allbirds erleidet, riet auch "CNBC"-Marktexperte Jim Cramer den Anlegern, mit einem Kauf der Birkenstock-Aktie noch etwas abzuwarten und nicht gleich am Tag des IPOs zuzuschlagen. "Viele Börsengänge hatten einen heißen Start, aber das endet fast immer schlecht für die Leute, die die Aktien auf dem freien Markt mit einer Market-Order kaufen", sagte Cramer in seiner Sendung "Mad Money". Er selbst halte es daher nahezu nie für eine gute Idee, etwas direkt beim Börsengang zu kaufen - und das gelte auch und besonders für Birkenstock. Zwar habe das Unternehmen "ein großartiges Produkt", aber die hohe Bewertung sei ein Signal, zunächst vorsichtig zu sein. "Ich mache mir Sorgen, dass es von Anfang an zu teuer ist und im anfänglichen Fressrausch nur noch teurer wird", so der Börsenexperte. Insgesamt sei er sich auch immer noch nicht sicher, ob die enorme Beliebtheit von Birkenstock nur eine Modeerscheinung oder wirklich nachhaltig sei.
Cramer schränkte jedoch ein, dass seine Warnung womöglich unzutreffend sei, wenn man die Aktie im Rahmen des IPOs zum Ausgabepreis erwerben könne. "Wenn Sie einen Teil des eigentlichen Deals bekommen, ist das natürlich eine andere Geschichte, aber wenn Sie einfach wie alle anderen auf dem freien Markt kaufen, werden Sie meiner Meinung nach absolut enttäuscht sein. Ich sage, dass es für Sie besser ist, am Spielfeldrand zu warten und darauf zu warten, dass sich die Aktie abkühlt, denn das wird wahrscheinlich der Fall sein", so der Börsenkenner.
Redaktion finanzen.net
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