Bauindustrie: Frischer Glanz nach dunklen Wolken
Die Befürchtungen einer neuen Asienkrise schwinden. In Schwellenländern bringt das zahlreiche Bau- und Infrastrukturprojekte in Schwung. In den USA schieben Häusermarkt und Reindustrialisierung an.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Es war eine böse Überraschung für Hochtief-Chef Marcelino Fernández Verdes. Presseberichte über die Verstrickung ehemaliger Vorstände der australischen Konzerntochter Leighton in eine Schmiergeldaffäre schickten vergangene Woche die Hochtief-Aktie auf Talfahrt. Der Konzern büßte in der Spitze fast acht Prozent des Börsenwerts ein.
Zwar wurde der grobe Verstoß gegen die Prinzipien guter Unternehmensführung auf Leightons Betreiben hin entdeckt. Die Australier hatten die Behörden auf Unstimmigkeiten beim Ausbau einer Öl- und Gasverladestation im Irak aufmerksam gemacht. Gleichwohl tauchen die Enthüllungen Leightons jüngste Erfolgsserie in ein neues Licht. Innerhalb weniger Wochen hatte die Hochtief-Tochter zuletzt Aufträge im Wert von sechs Milliarden Dollar an Land gezogen.
Darunter ist auch der bisher größte Einzelauftrag in der Firmengeschichte: Für 2,8 Milliarden US-Dollar sollen die Australier im Glücksspielparadies Macao auf 450.000 Quadratmetern Fläche — mehr als 40 Fußballfelder — ein Hotel einschließlich Kasino, Restaurants und Boutiquen hochziehen.
Erst vor Kurzem hatte Hochtief den Anteil an Leighton auf 56 Prozent erhöht. Konzernchef Verdes, den der spanische Bauriese ACS und Hochtief-Großaktionär als Sanierer in die Zentrale nach Essen geschickt hatte, wollte die Australier ohnehin schon an die kurze Leine nehmen. Jetzt dürften in der Führungsetage Köpfe rollen. Zumal es auch in Indonesien hakt: Dort werden die Infrastrukturspezialisten bei zwei Großprojekten zunehmend in die finanziellen Schwierigkeiten ihrer lokalen Auftraggeber hineingezogen.
Aufstieg aus einem tiefen Tal
Hochtiefs jüngster Korruptionsfall kommt zur Unzeit. Denn immer noch arbeiten die Unternehmen aus der Bau- und Infrastrukturbranche die Langzeitfolgen der weltweiten Wirtschaftskrise vor fünf Jahren ab. Viele Konzerne müssen hohe Schuldenberge abbauen und sparen. Beim Ertrag ist die Branche noch meilenweit vom Niveau vor der Wirtschaftskrise entfernt.
Doch es gibt auch Lichtblicke. Der Inselstaat Indonesien etwa ist mit 240 Millionen Einwohnern in Sachen Bevölkerung das viertgrößte Land der Welt und bietet einen gewaltigen Binnenmarkt. Seit 2007 steigt die Wirtschaftsleistung jährlich um sechs Prozent. Das ist fast doppelt so viel wie in Brasilien oder in der Türkei.
Zuletzt wuchs jedoch auch hier die Angst vor einer neuen Asienkrise. Auslöser war die starke Abwertung asiatischer Währungen nach dem massiven Abzug ausländischen Kapitals. Vor allem US-Investoren zogen in großem Stil Geld ab und legten es in Dollarinvestments an, nachdem die US-Notenbank die Zinswende angekündigt hatte. Nachdem diese aufgeschoben wurde, beruhigten sich die Devisenmärkte wieder.
Investments in Schwellenländern wie Indonesien, wo Faktoren wie gut ausgebildete Facharbeiter und die zunehmende Möglichkeit des sozialen Aufstiegs den Aufschwung stützen, sind bei Anlegern also in Maßen wieder gefragt.
Dabei stehen Firmen wie HeidelbergCement in der ersten Reihe. Der Konzern liefert Grundstoffe wie Beton und Zement für den anziehenden privaten Häuserbau sowie für große Infrastrukturprojekte wie Straßen, Schienen, Häfen oder Kraftwerke.
Der drittgrößte Zement- und Betonlieferant der Welt erwirtschaftet in Asien ein Viertel seines Umsatzes und die Hälfte des Gewinns. Indonesien ist der größte Einzelmarkt des Konzerns in Asien. Die Deutschen sind der Konkurrenz, anders als in Indien oder China, überlegen. Der DAX-Wert fährt hier hohe Gewinnmargen ein.
Große Projekte für Infrastrukturfirmen werden die Baustoffnachfrage laut HeidelbergCement-Chef Bernd Scheifele zehn bis 15 Jahre lang beflügeln. Er erwartet für 2013, dass das Volumen an verkauftem Zement mindestens um fünf Prozent zulegen wird.
Aktuell verteuern die Spritpreise den Transport. Bei der Konzerntochter Indocement macht der Transport etwa 15 Prozent der Kosten aus. Doch Scheifele gibt sich zuversichtlich: „Man muss lokal auf der Preisseite nachsteuern, um die Marge zu halten.“
Rückenwind aus Amerika
Zuversicht bringt auch die Erholung auf dem US-Häusermarkt. Für das laufende Jahr wird der Neubau von einer Million Häusern erwartet. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt des US-Immobilienbooms im Jahr 2005 waren es gut doppelt so viele. Nach dem Platzen der Spekulationsblase, dem Tiefpunkt der Krise 2009, wurden aber gerade mal eine halbe Million Neubauten begonnen.
Es hat lang gedauert, bis die Baustoffbranche diesen Schock verdaut hatte. Die globale Nummer 1 bei Zement, Mexikos Cemex, ist in den USA der Platzhirsch. Allerdings sind auch die Heidelberger, die in Amerika ein Viertel ihres operativen Gewinns einfahren, gut im Geschäft. Für 2014 rechnet Vorstandsvorsitzender Scheifele im US-Häusermarkt mit einem Sprung von einer auf 1,3 bis 1,4 Millionen Neubauten.
Während Cemex oder HeidelbergCement sich auf den Betongrundstoff oder sogenannte Zuschlagstoffe wie Kies oder Schotter konzentrieren, liegt der Schwerpunkt von Wienerberger auf Ziegelsteinen. General Shale, US-Tochter des österreichischen Weltmarktführers, hat sich in den vergangenen Jahren schon für einen Aufschwung fit gemacht. Dank Werksschließungen und automatisierter Fertigung zählen die Österreicher inzwischen zu den Kostenführern auf dem amerikanischen Markt.
Die deutsche Bilfinger will in Amerika wiederum Marktanteile als Dienstleister erobern. Das globale Baugeschäft hat der Konzern inzwischen weitgehend verkauft. Chef Roland Koch sieht derzeit vor allem im Bau und Betrieb von Schiefergasdruckstationen und Reinigungsanlagen Chancen.
Als konkurrenzlos billige Energiequelle schiebt Schiefergas die Reindustrialisieriung der USA zunehmend an — und damit auch die Investitionen in Infrastrukturprojekte. Im September legte die Industrie so stark zu wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren.
Auch in Europa gibt es zarte Zeichen der Erholung der Baukonjunktur, außerhalb Deutschlands etwa in Großbritannien oder im kaufkräftigen Skandinavien. In Südeuropa hingegen sieht es trist aus — schlecht etwa für lokale Größen wie die weltweite Nummer 2, Holcim. Am Bau bleibt es eben hart. Auch Hochtief-Chef Verdes muss weiter mit Hiobsbotschaften umgehen können. Die aus Australien dürfte nicht die letzte gewesen sein.
Investor-Info
ZementVerbrauch
Fundament des Wachstums
Der Zementverbrauch in den Märkten von HeidelbergCement ist zwar verhältnismäßig gering, dennoch ist der Konzern in vielen Märkten Asiens und Afrikas gut aufgestellt. Die Wachstumsaussichten sind deshalb im Vergleich zur Konkurrenz groß.
HeidelbergCement
Starkes Gewinnwachstum
Vorteil gegenüber der Nummer 1 Cemex und der Schweizer Holcim: die Stärke in dynamischen Märkten wie Indonesien und den USA. Zudem hat sich der DAX-Wert aus Südeuropa weitgehend zurückgezogen. Der Gewinn soll bis 2016 jährlich um mehr als 20 Prozent zulegen. Top-Favorit im DAX.
Hochtief
Ärger in Down Under
Konzernchef Verdes will Hochtief auf Rendite trimmen. Das Infrastrukturgeschäft der Australien-
Tochter Leighton gehört dazu. Korruptionsvorwürfe belasten jedoch den Sanierungserfolg. Gemessen am Gewinnwachstum ist die Aktie nicht günstig. Zurzeit gibt es bessere Investments im Sektor.
Wienerberger
Schwarze Zahlen in Sicht
Die Umsätze in der Ziegelbranche liegen 40 Prozent unter Vorkrisenniveau, die operativen Gewinne 70 Prozent. Auch deshalb scheint die Aktie des Weltmarktführers teuer. 2014 soll Wienerberger wieder Gewinne schreiben. Positive Überraschungen aus Amerika und Europa wahrscheinlich. Spekulativ.
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10.01.2025 | Heidelberg Materials Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
07.01.2025 | Heidelberg Materials Buy | Jefferies & Company Inc. | |
02.01.2025 | Heidelberg Materials Buy | Jefferies & Company Inc. | |
13.12.2024 | Heidelberg Materials Neutral | UBS AG | |
11.12.2024 | Heidelberg Materials Outperform | RBC Capital Markets |
Datum | Rating | Analyst | |
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10.01.2025 | Heidelberg Materials Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
07.01.2025 | Heidelberg Materials Buy | Jefferies & Company Inc. | |
02.01.2025 | Heidelberg Materials Buy | Jefferies & Company Inc. | |
11.12.2024 | Heidelberg Materials Outperform | RBC Capital Markets | |
05.12.2024 | Heidelberg Materials Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
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13.12.2024 | Heidelberg Materials Neutral | UBS AG | |
28.11.2024 | Heidelberg Materials Neutral | UBS AG | |
20.11.2024 | Heidelberg Materials Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
20.11.2024 | Heidelberg Materials Neutral | UBS AG | |
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