Misstrauen: Twitter-Mitarbeiter skeptisch gegenüber Übernahme durch Elon Musk
Elon Musk kommt bei der angestrebten 44 Milliarden Dollar teuren Twitter-Übernahme voran. Doch bei den Mitarbeitern ist anscheinend noch viel Überzeugungsarbeit erforderlich.
Werte in diesem Artikel
• Mögliche Übernahme sorgt für Unruhe bei Twitter
• Musk will Meinungsfreiheit verbessern
• Twitter-Beschäftigte sind besorgt
Tesla-Chef Elon Musk konnte sich im April nach einem tagelangen Hickhack mit dem Twitter-Verwaltungsrat auf eine Übernahme einigen. Auch seine Suche nach Investoren, die ihn bei diesem Deal unterstützen, verläuft erfolgreich. Allerdings ist er immer noch darauf angewiesen, dass ihm genug Aktionäre ihre Anteile abtreten.
Unter den Angestellten herrscht inzwischen jedoch anscheinend große Sorge, schließlich ist Musk, der selbst zu den prominentesten Nutzern zählt, für seine Eskapaden bekannt. Zu gut erinnern sie sich wohl noch daran, dass Musk im vergangenen Jahr, nachdem Twitter-Mitgründer Jack Dorsey den Chefposten an Parag Agrawal übergab, ein bearbeitetes historisches Foto twitterte, auf dem Agrawals Gesicht auf die Figur des Sowjet-Diktators Josef Stalin montiert wurde, während Dorsey als Stalins Geheimdienstchef Nikolai Jeschow dargestellt wurde.
Mehr Redefreiheit
Musk hat sein Interesse an Twitter damit erklärt, dass auf der Plattform die Redefreiheit eingeschränkt sei und er das ändern wolle. Im Rahmen der Gesetze sollten alle Meinungen erlaubt sein. Twitter mit Redefreiheit sei wichtig für die Demokratie, so der Tesla-Chef. Die von ihm angestrebte weitestmögliche Redefreiheit sei allerdings nur zu erreichen, wenn der Kurznachrichtendienst die Börse verlasse, behauptet Musk.
Das Thema "Moderation von Inhalten" bei Twitter wird in der Öffentlichkeit viel diskutiert. Insbesondere Menschen, gegen deren Beiträge wegen falscher oder irreführender Informationen zum Coronavirus vorgegangen wurde, sowie Anhänger des von Twitter verbannten Ex-Präsident Donald Trump beklagen die "Zensur" bei der Online-Plattform. Auf der anderen Seite kritisieren Fürsprecher von sinnvollen Grenzen für Meinungsäußerungen bereits jetzt, dass Twitter immer noch zu wenig gegen Falschinformationen oder Hassrede unternehme. Den geplanten Musk-Deal halten sie sogar für gefährlich für die Demokratie, da sie in diesem Zusammenhang ein Zurückdrehen des Moderationsreglers befürchten.
Angesichts dieses Streits in der Bevölkerung herrscht nun unter den Beschäftigten große Unsicherheit bezüglich möglicher Änderungen, die der exzentrische Visionär wohl für Twitter plant. So wurde laut "The Street" bei einer kürzlich abgehaltenen Betriebsversammlung an Parag Agrawal die Frage gerichtet, vor wem sich Elon Musk künftig rechtfertigen muss, wenn das Board of Directors wie angekündigt aufgelöst wird. Der CEO verwies in seiner Antwort auf den geltenden gesetzlichen Rahmen, weshalb ein neuer Boss nicht einfach tun und lassen könne, was er will: "Privatunternehmen operieren zwar anders als börsennotierte Konzerne, doch sind auch sie vielen der gleichen Regularien unterworfen, die auch für ein Börsenunternehmen wie uns gelten, in den Rechtsräumen in denen wir tätig sind", so Agrawal. Auch wenn es eine neue Struktur bei Twitter geben werde, inklusive einer neuen Governance-Struktur, so ändere dies nichts an der breiten regulatorischen Struktur, an die Twitter sich zu halten habe, erklärte er weiter.
Misstrauen
Teilweise wurde von Twitter-Angestellten auch unverhohlen Misstrauen gegenüber Elon Musk gezeigt. So wurde Agrawal unter anderem auch gefragt, weshalb er denn Musk überhaupt vertraue, dass dieser das Beste für Twitters Zukunft wolle. Der CEO bat daraufhin die Angestellten, aufgeschlossen gegenüber Musk zu sein, und abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln werden. "Er will ebenso wie wir, dass Twitter zu einer kraftvollen, positiven Macht wird", sagte Agrawal über den Tesla-Chef. Außerdem habe er bei seinen Treffen mit Musk den Eindruck gewonnen, dass dieser genau wie alle Mitarbeiter der Meinung sei, das Twitter von großer Bedeutung ist.
"Wir können mit Menschen zusammenarbeiten, wenn man einige grundlegende Fundamente teilt" so Agrawal. Er betonte, dass er an das Potenzial von Twitter glaube, und wenn jemand anderes dies auch tue, selbst wenn dieser bei vielen anderen Themen womöglich eine andere Meinung als er vertrete, dann gebe es letztlich eine Gemeinsamkeit.
Redaktion finanzen.net
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