Aufräumen nach Cyber-Attacke

Microsoft hat möglicherweise einen entscheidenden Fehler gemacht

17.05.17 16:06 Uhr

Microsoft hat möglicherweise einen entscheidenden Fehler gemacht | finanzen.net

Nach der massiven Cyber-Attacke auf insgesamt 200.000 Computer mit Windows-Betriebssystem sind die Schuldzuweisungen in vollem Gange. Einen bedeutenden Fehler könnte dabei Microsoft selbst gemacht haben.

Die am 12. Mai bekannt gewordene Cyberattacke "WannaCry" hatte verheerende Auswirkungen: 200.000 mit Windows betriebene Computersysteme in 150 Ländern wurden Opfer der sogenannten Ransomware. Diese hatte gezielt eine Sicherheitslücke ausgenutzt, die von der NSA zuvor zur Überwachung genutzt worden war. Diese Schwachstelle war schon lange bekannt - auch bei Microsoft. Bereits Anfang des Jahres hatte Microsoft daher ein Update veröffentlicht, das die Sicherheitslücke wieder schloss. Dass dennoch eine so große Zahl an Rechnern von der Schadsoftware betroffen war, scheint in diesem Zusammenhang daher zunächst verwunderlich. Bei näherem Hinsehen ist Microsoft selbst jedoch nicht ganz unschuldig an der Misere.

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"Lehren aus der Cyberattacke" - Was lief falsch?

Wenige Tage nach der Attacke zieht Microsoft-Rechtsvorstand Brad Smith im Unternehmensblog Bilanz. In seinem Post mit der Überschrift "Die Lehren aus der Cyberattacke" nimmt er Privatpersonen und Regierungen gleichermaßen in die Pflicht: "Wir brauchen Regierungen, die sich des Schadens für Zivilpersonen bewusst sind, der aus dem Anhäufen und Ausnutzen solcher Software-Sicherheitsprobleme entsteht", schrieb Smith. Aber auch an Microsoft-Kunden appelliert Smith. Sie müssten sich der Wichtigkeit bereitgestellter Updates bewusst sein, da sie sonst mit veralteten Tools gegen Cyberattacken kämpften. Um jedoch in den Genuss neuer Updates zu kommen, ist Voraussetzung, dass mit einer Windows-Version gearbeitet wird, die Microsoft mit Updates unterstützt. Dadurch waren die noch immer zahlreichen Windows-XP-Nutzer gegenüber der Cyberattacke nahezu chancenlos.

Windows XP - Die tickende Zeitbombe

Das 2001 eingeführte System Windows XP war - leider - erfolgreicher, als es Microsoft im Nachhinein wohl lieb gewesen wäre. Noch Anfang 2013 war Windows XP auf vier von zehn Rechnern installiert. Und sogar heute - obwohl Windows XP längst nicht mehr von Microsoft unterstützt wird - laufen noch immer sieben Prozent aller stationären Computer mit diesem Betriebssystem, schreibt die "Zeit". Zwar hatte Microsoft vor mehr als vier Jahren bereits alle Windows-XP-Nutzer dazu aufgerufen, auf eine neuere Windows-Version umzusteigen. Dennoch hielten viele Unternehmen und Privatnutzer weiter an Windows XP fest. Das kann mehrere Gründe haben. Vor allem jedoch stand der XP-Nachfolger Windows Vista in keinem guten Ruf und galt als unausgereift. Letztendlich entwickelte sich Vista auch fast schon erwartungsgemäß zum Flop.

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Microsoft reicht XP-Nutzern die Hand - nur zu spät

Im erklärenden Blogpost von Microsoft kurz nach der Attacke heißt es, es sei "schmerzhaft" gewesen, von so vielen betroffenen Unternehmen und Einzelpersonen zu erfahren. Daher ergreife Microsoft nun eine "höchst ungewöhnliche Maßnahme": Es spendierte auch den Windows XP-Nutzern ein sogenanntes Notfall-Update. Damit ist den jeweiligen Nutzern zwar fürs erste dahingehend geholfen, dass die Gefahr einer solchen Ransomware zunächst gebannt ist. Doch auf den bestehenden Netzwerken kann es nach dem Update zu Ausfällen kommen - besonders für Unternehmen ebenfalls ein Risiko, das einkalkuliert werden muss.
Die Frage nach einem Schuldigen an der Misere ist im Nachhinein müßig. Die Microsoft-Aktie wurde dennoch zunächst abgestraft. Um über zwei Prozent verlor das Papier nach dem Wochenende in der Spitze.

Redaktion finanzen.net

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