Sind Sie wirklich Erich Sixt?

von W. Ehrensberger, Euro am Sonntag

Auf dem Flughafen von Orlando im US-Bundesstaat Florida ist Firmenchef Erich Sixt kürzlich vom Bekanntheitsgrad seiner eigenen Marke überrascht worden. "Are you really Erich Sixt?" - "Sind Sie wirklich Erich Sixt?", fragte ihn ein Zollbeamter fast ungläubig beim Blick auf seinen Ausweis. Und als Sixt antwortete, er sei es - Firmenchef und Hauptaktionär -, hat der Beamte von einem Audi zu schwärmen begonnen, den er bei Sixt gemietet hatte, "zu absolut fairen Konditionen", wie er hinzufügte.

Das US-Geschäft ist derzeit tatsächlich der am stärksten wachsende Markt für den Autovermieter aus Pullach bei München. Im ersten Halbjahr stieg die Zahl der Vermietstationen um elf auf 61. Bis Anfang 2016 sollen weitere 20 bis 30 hinzukommen. "Und das ist erst der Anfang", sagt Sixt. "Die USA könnten 1.000 Sixt-Stationen vertragen. Sixt wird hervorragend angenommen, weil wir unser deutsches Erfolgsmodell dort eins zu eins übertragen." So könnten die USA schon in diesem Jahr zum wichtigsten und größten Auslandsmarkt für den deutschen Autovermieter werden.

Sixt steckt viel Geld in den Ausbau des Markts, der es mit deutlich über 20 Milliarden Dollar Volumen auf ein Vielfaches des europäischen bringt. Sixt setzt bei der Expansion vor allem auf Zukäufe kleinerer, regionaler Vermieter. Viele wollen mit dem deutschen Konzern zusammenarbeiten, weil sie gegen das Oligopol der Großen in den USA keine andere Chance sehen. Geld dafür haben die Bayern, allein der Börsengang der Leasingtochter Sixt Leasing spülte im Frühjahr 130 Millionen Euro in die Kasse.

Schöne Beschleunigung

Sixt fährt jetzt schon ein hohes Tempo. Der Umsatz beschleunigte im ersten Halbjahr um 18 Prozent auf 483 Millionen Euro. Das Auslandsgeschäft legte um 36 Prozent zu, im Inland lag das Plus bei zehn Prozent. "Damit haben wir unseren Marktanteil weiter ausgebaut", sagt Sixt. Der Gewinn vor Steuern erreichte 47 Millionen Euro, ein ­Zuwachs von 14 Prozent. "Wir sind positiv überrascht und liegen über unseren eigenen Erwartungen." Der Sixt-Motor laufe rund. "Wir sind auf gutem Weg zu einem neuen Rekordjahr", sagte der Chef.

Der Autovermieter hob seine Jahresprognose an. Statt eines gleichbleibenden Gewinns sei nun ein Plus zu erwarten - trotz der ­hohen Kosten für die Expansion in den USA. Der Konzernumsatz soll deutlich zulegen. Mehr Details gab es nicht - allerdings wächst Sixt ja schneller als der Markt. Einen Anhaltspunkt für das Marktwachstum, so der Chef, lieferten die Passagierzahlen an den Flughäfen, die im ersten Halbjahr um vier Prozent über dem Vorjahr lagen.

Die inzwischen börsennotierte Tochter Sixt Leasing soll künftig noch unabhängiger vom Mutterkonzern werden, vor allem, was die Finanzierung angeht. Bis spätestens 2018 soll die Tochter dann nicht mehr voll konsolidiert werden wie bisher, sondern nur noch entsprechend der Anteile.