Warum Amerikas Börsen vor einem Comeback stehen
Die größte Volkswirtschaft der Welt ist zurück. Warum sich die USA gerade zu einem der attraktivsten Märkte für Aktienanleger entwickeln.
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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Die Europäer bekommen in diesem Jahr ihre Schuldenkrise in den Griff. Japan wird nicht in die Rezession zurückfallen. Und die USA mutieren zum Liebling der Anleger. So prophezeit es zumindest Byron Wien. Seiner Ansicht nach bietet der amerikanische Markt die Investmentstory 2011. Der 77-jährige Ökonom orakelt jedes Jahr im Januar, was an den Märkten in den kommenden zwölf Monaten passieren wird. Seine Liste der „Zehn Überraschungen“ hat seit 1986 Tradition – und verblüffend oft lag er richtig.
Sollten seine Prognosen auch 2011 zutreffen, wird es ein starkes Jahr für die USA. Der Handel zieht an, die Investitionen fließen, und die Amerikaner sind in Konsumlaune. All das treibt das Wirtschaftswachstum in die Nähe der Fünf-Prozent-Marke. Der breite Aktienmarktindex S & P 500 nähert sich seinem Allzeithoch bei 1500 Punkten. Und die Anleger kehren an die Börsen zurück. Dieser Trend zeichnete sich bereits im vierten Quartal 2010 ab. Die Brokerfirma Charles Schwab etwa meldet einen um 79 Prozent höheren Mittelzufluss von Oktober bis Dezember im Vergleich zum Vorquartal.
Weit weg scheint die Sorge vor einem Rückfall in die Rezession, wie sie noch vor einem halben Jahr die Diskussionen beherrschte. Das wirtschaftliche Klima in den USA hat sich spürbar verbessert. Das zeigen nicht nur Konjunkturindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex oder die zuletzt wieder erfreulicheren Arbeitsmarktzahlen. Generell scheinen die Amerikaner ihren Optimismus wiedergefunden zu haben. Das liegt nicht zuletzt an der Schlappe, die die Demokraten bei den Kongresswahlen im November einstecken mussten. Sie führte dazu, dass Präsident Obama zu Kompromissen mit den Republikanern bereit war. Er segnete die Verlängerung der Steuererleichterungen für Superreiche ab, im Gegenzug stimmten die Republikaner einer Verlängerung der Arbeitslosenunterstützung zu. Allein aus dem Steuerpaket entsteht nach Berechnungen der Commerzbank ein zusätzlicher Wachstumsschub von 0,75 Prozentpunkten.
Die Kehrseite der Medaille ist, dass sich das Defizit der US-Regierung in den Jahren 2011 und 2012 um weitere 800 Milliarden Dollar vergrößern wird, wie der amerikanische Rechnungshof erwartet. Auch in diesem Jahr wird es den USA nicht gelingen, ihre Staatsverschuldung zurückzufahren. Sie ist in zwei Jahren Obama-Regierung von 9,2 Billionen Dollar auf rund 14 Billionen Dollar angestiegen. Das sind etwa 95 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.
Finanzminister Timothy Geithner warnte bereits vor einer Staatspleite in diesem Jahr, sollte die Schuldengrenze von 14,3 Billionen Dollar nicht angehoben werden. Dass der Kongress sich diesem Ansinnen letzten Endes widersetzt, halten Experten für ausgeschlossen. Der Schuldenberg bleibt also hoch. Doch damit hat die US-Politik umzugehen gelernt. Für sie kommt Wachstum ganz klar vor Konsolidierung.
Und für dieses Wachstum könnte 2011 wieder verstärkt der US-Konsument sorgen. In den vergangenen Monaten hat der private Verbrauch stärker zugelegt als erwartet. „Der amerikanische Konsument wird unterschätzt“, sagt Herbert Perus, Leiter des globalen Aktienhandels bei Raiffeisen Capital Management in Wien. „In einer so schlechten Stimmung, wie uns die Medien suggerieren, ist der US-Verbraucher nicht.“
Vor allem die USA könnten profitieren, da sich dort zum einen die Wachstumsaussichten verbessert haben und zum anderen wenig Gefahr besteht, dass Notenbankchef Bernanke den sich stabilisierenden Aufschwung durch Zinserhöhungen gefährdet. Die Inflationsentwicklung wird Bernanke wohl kaum unter Handlungsdruck setzen. Denn die hohe Arbeitslosenquote dürfte nur langsam sinken und der Druck auf die Löhne deshalb hoch bleiben.
Immerhin: „Ein Wachstum über drei Prozent würde ausreichen, um den Arbeitsmarkt wieder in die Gänge zu bekommen“, sagt Ulrich Kater, Chefökonom der DekaBank. Und damit würde eine weitere von Byron Wiens Prognosen eintreffen: dass die Arbeitslosigkeit unter neun Prozent zurückgeht.
Investor-Info:
S & P-Bonuszertifikate
Begrenztes Angebot
Bei einem Wirtschaftsaufschwung auf breiter Front bieten sich Papiere auf den S & P 500 an, der den Gesamtmarkt besser widerspiegelt als der Dow Jones. Indexzertifikate haben nahezu alle Emittenten im Programm, wegen des Dollarrisikos empfehlen sich währungsgesicherte Produkte. Wer das Risiko zusätzlich mit Bonuszertifikaten minimieren will, findet nur ein sehr begrenztes Angebot vor. Währungssicherung, anständige Renditen und ausreichende Risikopuffer gibt es fast nur in Verbindung mit einer Performance-Obergrenze (Cap). Eine Ausnahme ist das Bonuszertifikat der Société Générale mit einer Barriere deutlich unter dem Jahrestief bei 925 Punkten und etwas mehr als zehn Prozent Bonusrendite pro Jahr. Es ist trotz des hohen Aufgeldes ein guter Kompromiss.
Nasdaq-Bonuszertifikate
Fast nur mit Cap möglich
Noch trauriger sieht das Angebot bei währungsgesicherten Bonuszertifikaten auf den Nasdaq-100-Index aus, der wegen Aktien wie Apple und IBM besonders interessant ist. Auch hier ist die Société Générale mit Papieren ohne Cap fast allein auf weiter Flur. Acht Prozent Rendite pro Jahr und 25 Prozent Puffer werden ebenfalls mit hohem Aufgeld erkauft.
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Bildquellen: Julian Mezger
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