Wie Familienfirmen Aktionäre glücklich machen
Erfolgreiche Inhaber planen für Generationen. Das macht ihre Betriebe krisenfest - zum Vorteil aller Aktionäre.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Erfahrung als Konzernvorstand hat Henkel-Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah nicht. Die promovierte Biologin im obersten Kontrollgremium des Unternehmens, das ihr Urgroßvater Friedrich Karl Henkel 1876 gründete, sieht das jedoch keineswegs als Handicap: "Dafür bin ich durch meine intensive Arbeit und sehr gute Vorbereitung in den Jahren vor der Amtsübernahme mit dem Unternehmen sowie mit den Details der wichtigsten Projekte vertraut", sagt die 45-Jährige. Die mehr als 100 Henkel-Erben haben Bagel-Trah vor sechs Jahren an die Spitze des Aufsichtsrats gewählt. Seither soll sich das Vermögen der Erben auf 15 Milliarden Euro fast vervierfacht haben.
Die Firma ist die Familie
Ende des vergangenen Jahres hatte die Sippe ihren Anteil bei den stimmberechtigten Scheinen des DAX-Konzerns auf fast 60 Prozent erhöht. Und wenige Monate später den Vertrag bis 2033 verlängert, der die Erbengemeinschaft verpflichtet, bei Henkel die bestimmende Aktionärsgruppe zu bleiben. Erfolgreiche Firmeninhaber planen und denken eben in Generationen.
Die langfristige Unternehmensentwicklung ist wichtiger als die Gewinnmaximierung von Quartal zu Quartal. Dafür müssen allerdings auch kurzfristige finanzielle Interessen der Familie den Zielen des Unternehmens untergeordnet werden.
Beispiel Swatch: Die Schweizer Hayek-Familie investiert den größten Teil der Gewinne in den Aufbau des Nobeluhrenkonzerns. Damit ist die Dividendenrendite des Unternehmens bescheiden, gegenwärtig liegt sie unter zwei Prozent. Im Gegenzug ist die Bilanz der Eidgenossen so sicher wie die Bunker in den Schweizer Bergen. Die Eigenkapitalquote liegt mit 82 Prozent branchenübergreifend auf Rekordniveau.
Dem größten Uhrenhersteller der Welt beschert dies eine hohe Kreditwürdigkeit. Im Vergleich zu manchem Konkurrenten kann sich Swatch deshalb günstiger Geld leihen. Und das wiederum sichert die Investitionsfähigkeit und damit das Wachstum - sowohl in Krisenzeiten als auch im Aufschwung. Mit jährlichen Umsatzzuwächsen von gut 15 Prozent seit 2009 gehört der Uhrenkonzern zu den zehn dynamischsten Familienunternehmen Europas.
"Die Einheit von Eigentum und Führung zeichnet Familienunternehmen aus", sagt Winfried Becker, Aktienstratege der BHF-Bank. Es ist die Grundlage für den großen unternehmerischen Erfolg vieler Familienclans.
Im Rekordtempo aus der Krise
Aus den über 1.100 deutschen und europäischen Unternehmen aus den führenden Indizes hat die Frankfurter BHF-Bank eine Liste von 79 Konzernen mit hohem Familieneinfluss gefiltert und deren Entwicklung seit 2009 analysiert. Besonders auffällig: "Nach der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 hatten die Unternehmen bei der Profitabilität im Durchschnitt schon zwei Jahre später ihr Vorkrisenniveau erreicht", sagt BHF-Analyst Becker.
Die schnelle Erholung der Profitabilität gelang dem Banker zufolge auch deshalb, weil die Unternehmen dank solider Bilanzen im Vergleich zur Konkurrenz deutlich weniger abhängig von Banken sind.
Mit geringer Schuldenlast lässt sich eben befreit vorwärts denken. Die Nettoverschuldung der inhabergeführten Unternehmen in Bezug auf ihr Eigenkapital, das sogenannte Gearing, liegt demnach im Schnitt bei 20 Prozent. Bilanzen mit Werten unter 100 Prozent gelten als solide. Auch beim Eigenkapital bezogen auf die Bilanzsumme, der Eigenkapitalquote, liegen die Sippenkonzerne über dem Schnitt: Mit 42 Prozent sind deutlich mehr eigene Mittel in den Büchern als beim bundesdeutschen Durchschnitt, der laut Bundesbank bei knapp 28 Prozent liegt.
Familienunternehmen wie Krones, Weltmarktführer für Getränkeanlagen, sind deshalb auch im konjunkturellen Abschwung in der Lage, ohne Abstriche in die Weiterentwicklung ihrer Produkte zu investieren. Wenn die Konjunktur schließlich wieder anzieht, legen Gewinnwachstum und Profitabilität oft stärker zu als erwartet.
Beim Persil-Hersteller Henkel war die Ausgangssituation kurz vor Ausbruch der globalen Finanzkrise besonders schwierig: Die Düsseldorfer hatten gerade den Industriekleberspezialisten National Starch übernommen, es war der größte Zukauf in der Firmengeschichte.
Doch der Drahtseilakt gelang. Der Konsumgüterriese wandelte sich noch während der Finanzkrise zum Weltmarktführer für Industrieklebstoffe. Die operative Marge stieg seit 2009 so deutlich wie bei keinem anderen Konkurrenten, von zehn auf über 15 Prozent. Ein Rekordniveau, das den Düsseldorfern damals nur wenige zugetraut hatten.
Auswege aus Wachstumsfallen
Das generationenübergreifende Denken mag ein Grund sein, weshalb Lenker von Familienunternehmen es auch immer wieder schaffen, Auswege aus potenziellen Sackgassen zu finden. Beispiel Dürr: Der Weltmarktführer für Autolackieranlagen im Besitz der Familie von Ex-Bahnchef Heinz Dürr kontrolliert heute die Hälfte des globalen Markts. Nach einer starken Phase mit jährlichen Umsatzzuwächsen von fast 16 Prozent seit 2009 ist ein solch hohes Wachstum im Kerngeschäft künftig kaum noch möglich. Deshalb denken die Schwaben um.
Mit der Erfahrung aus dem Kerngeschäft will Dürr-Lenker Ralf Dieter das Familienunternehmen in einem weiteren Segment zur globalen Nummer 1 machen. Im Juli erwarb Dürr die Mehrheit am Hersteller von Holzverarbeitungsmaschinen Homag. Über einen Pool-Vertrag mit der Inhaberfamilie Schuler-Klessmann kontrollieren die Stuttgarter 75 Prozent der Stimmrechte. Dieter will Homags Weltmarktanteil von 28 auf 50 Prozent erhöhen.
Größtes Risiko Nachfolge
Die Weltmarktführerschaft muss es ja nicht immer sein. Nachhaltiges, regionales Wachstum reicht durchaus, um es in einer Branche bis an die Spitze zu bringen. Fielmann etwa ist mit Abstand Deutschlands größte Optikerkette. Obwohl das Unternehmen, das Günther Fielmann (75) in den 70er-Jahren gründete, inzwischen europaweit präsent ist, wird der Gewinn überwiegend in Deutschland eingefahren.
Hierzulande kontrolliert Fielmann 51 Prozent des Markts. Dank der starken Marke dürfte das Familienunternehmen weiter vom wachsenden Bedarf der alternden Bevölkerung an Sehhilfen profitieren.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen hierfür allerdings ist, dass die Nachfolgefrage überzeugend geklärt wird. Seit Jahren bereitet Patriarch Fielmann deshalb seinen Sohn Marc auf seine Rolle als Nachfolger vor. Sowohl der 25-Jährige als auch Tochter Sophie Luise (20) sind inzwischen direkt am Unternehmen beteiligt.
Schließlich gilt es Streitigkeiten zu vermeiden und auch künftig eine schlagkräftige Spitze zu haben - schwebende Nachfolgefragen sind vor allem bei kleineren Unternehmen ein großes Risiko. Was bei Fielmann gut angelaufen ist, scheiterte 2012 beim Dübelhersteller Fischer. Sohn Jörg Klaus Fischer (38) verließ die Unternehmensspitze nach nur 15 Monaten. Vater Klaus Fischer (63), der die Firma in zweiter Generation führt, musste wieder ran.
Investor-Info
BB Entrepreneur Europe
Fokus auf Nachfolge
Der Fonds kauft Aktien von Unternehmen, die von Familien mit mindestens 20 Prozent der Anteile
gesteuert werden. Von den 600 Firmen in Europa wählt Fondsmanagerin Brigitte Olsen 30 bis 40 aus. Ein wichtiges Kriterium für sie ist bei inhaberkontrollierten Firmen die Regelung der Nachfolge.
Axa Framlington Talents
US-Konzerne im Paket
Der Fonds legt weltweit in Firmen an, deren Manager einen Großteil ihres Vermögens in Anteile des jeweiligen Unternehmens investiert haben - eine angelsächsische Erweiterung des Begriffs inhabergeführt. Mehr als 49 Prozent der Mittel sind in US-Konzernen wie Anheuser oder Wells Fargo investiert.
Glossar
Solide Kennziffern
Der Verschuldungsgrad oder das Gearing bezeichnet das Verhältnis der Nettoverbindlichkeiten zum Eigenkapital eines Unternehmens. Die Kennziffer liefert Hinweise über das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital. Als Faustregel gilt: Ein Verschuldungsgrad unter 100 Prozent ist solide. Die Eigenkapitalquote bezeichnet das Verhältnis von Eigenkapital zum Gesamtkapital, also der Bilanzsumme eines Unternehmens. Firmen mit hohem Eigenkapitalanteil genießen meist eine hohe Kreditwürdigkeit bei Banken und können sich günstiger finanzieren.
Umsatzwachstum
Die dynamischen Zehn
Diese Firmen wachsen mehr als doppelt so stark wie die Masse inhabergeführter europäischer Unternehmen. Der Schnitt liegt bei sieben Prozent Plus.
Unternehmen Branche Umsatzw. in % 1) EK-Q. in % 2)
Grifols S.A. Pharma 25,5 33,4
RIB Software Software 20,0 85,0
Dufry Duty-free-Läden 19,8 36,5
Xing Karriereportal 16,1 46,0
Dürr Autozulieferer 15,8 28,6
ElringKlinger Autozulieferer 15,6 53,4
Hermes Intern. Luxusgüter 15,5 82,9
Swatch Group Luxusgüter 15,1 83,3
Wacker Neuson Bautechnik 14,8 71,5
Iliad Telekom 14,7 47,6
1 ) kumuliertes jährliches Wachstum zwischen 2009 und 2015
2 ) geschätzte Eigenkapitalquote für 2014. Quelle: FactSet, BHF-Bank
Henkel
20-Milliarden-Versprechen
Ohne eine große Übernahme dürfte es schwierig werden, bis 2016 die in Aussicht gestellten 20 Milliarden Euro Umsatz zu schaffen. Bei Gewinnwachstum und Profitabilität ist Henkel auf Kurs. Charttechnische Unterstützungen zwischen 76 und 78 Euro haben die jüngste Korrektur gestoppt. Einstiegschance für langfristig orientierte Anleger.
Swatch
Unter Druck
Ein schwächeres Luxusgeschäft in China und Apples Smartwatch-Offensive sorgen seit Jahresbeginn
für Druck auf der Aktie. Swatch nutzt das für einen Aktienrückkauf. Mit der breiten charttechnischen Unterstützung zwischen 300 und 350 Euro ist eine Trendwende in der Kursentwicklung möglich. Anleger sollten abwarten. Halten.
Krones
Mehr Dividende
Krones-Chef Volker Kronseder (61) und seine Brüder halten 52 Prozent der Firmenanteile. Das Geschäft läuft gut, das Effizienzprogramm greift und verbessert die Profitabilität. Ein Teil des Gewinns aus dem Verkauf eigener Aktien zahlte Krones 2014 als Sonderdividende aus. 2015 könnte die Dividende um ein Viertel auf 1,25 Euro pro Aktie steigen.
Fielmann
Defensiver Favorit
Das Unternehmen setzt weiter auf Expansion, die größte Optikerkette Europas erhöht beständig die Zahl der Filialen. Am Kapitalmarkt hat sich Fielmann großes Vertrauen erarbeitet, auch deshalb wird
der Aktie eine hohe Bewertung zugestanden. Defensiver Favorit mit solider Dividendenrendite.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: AR Pictures / Shutterstock.com, Yuri Arcurs / Shutterstock.com
Nachrichten zu Merck KGaA
Analysen zu Merck KGaA
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20.01.2025 | Merck Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
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09.01.2025 | Merck Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
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11.12.2024 | Merck Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
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17.01.2025 | Merck Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
09.01.2025 | Merck Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
11.12.2024 | Merck Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
03.12.2024 | Merck Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
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18.10.2024 | Merck Market-Perform | Bernstein Research | |
29.07.2024 | Merck Market-Perform | Bernstein Research | |
25.06.2024 | Merck Market-Perform | Bernstein Research | |
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Datum | Rating | Analyst | |
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06.03.2023 | Merck Verkaufen | DZ BANK | |
02.03.2023 | Merck Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
07.02.2023 | Merck Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
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15.11.2022 | Merck Sell | Goldman Sachs Group Inc. |
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