Vermögensverwalter-Kolumne

Von wegen langsam - Internet in Asien

28.12.15 11:54 Uhr

Von wegen langsam - Internet in Asien | finanzen.net

Dass zur wettbewerbsfähigen Infrastruktur eines Industrielandes das Vorhandensein leistungsfähiger Internet- Datenleitungen ebenso gehört wie Autobahnen, Airports und Häfen, dürfte jedem klar sein.

Von Dr. Ekkehard J. Wiek, Vermögensverwalter und Asien-Fondsmanager, Straits Invest Pte Ltd in Singapur

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Das hatte auch die Bundesregierung bereits 2008 erkannt. Vor dem Beginn der CeBit in Hannover versprach Angela Merkel den zügigen Ausbau der Breitbandverbindungen. Jeder Haushalt sollte bis 2010 damit versorgt sein. Dort, wo noch 384 Kbit/s oder 1024 Kbit/s durch die Leitungen rieselten, sollten binnen zwei Jahren 50-Megabit-Ströme rauschen. "Mindestens", so die Kanzlerin.

Jeder Leser in der Eifel, im Bayerischen Wald, in Mecklenburg-Vorpommern aber auch in so mancher Großstadt mag für sich beantworten, ob das geklappt hat. Vor Arroganz sollte man sich also hüten, wenn man über die Internetstruktur in den Schwellenländern Asiens spricht. Denn die kann sich in vielen Ländern mehr als sehen lassen. Im Durchschnitt liegt die globale Breitbandgeschwindigkeit bei 23,4 Megabit, in Asien sind es 28,1 Megabit.

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Bei der mobilen Geschwindigkeit hinkt Asien im Durchschnitt aller Länder noch etwas hinterher, auch wenn man keinesfalls von Welten sprechen kann. Global werden hier durchschnittlich 12,4 Megabit erreicht, in Asien sind es 10,9 Megabit (Techinasia.com). Das mobile Internet ist in Asien von besonderer Bedeutung. Denn bei der tatsächlichen Versorgung der Bevölkerung mit Breitbandanschlüssen gibt es erhebliche Unterschiede. Während es in Japan (29,3 Prozent), Süd-Korea (38,8 Prozent) oder Singapur (27,8 Prozent) eine ähnliche Anschlussrate gibt wie in Europa (zum Vergleich Deutschland: 35,8 Prozent), hinken Riesenländer wie Indonesien oder Indien mit 1,2 Prozent in diesem Punkt weit hinterher (Statistisches Bundesamt).

Dafür ist die Zahl der öffentlichen WLAN-Zugänge in Asien sehr viel weiterverbreitet als hierzulande. Wer einmal in Thailand, Sri Lanka oder Indonesien unterwegs war, wird in den Städten kaum ein Problem gehabt haben, einen mobilen Internetzugang zu finden, auch wenn er vielleicht nicht der allerschnellste war. Nahezu jeder, der ein Breitband-WLAN besitzt, ob Privatmann, Geschäft oder Restaurant, stellt einen öffentlichen Zugangspunkt dar. Verschlüsselungen sind nur selten anzutreffen.

Die mobile Versorgung ist daher weit größer, als die nackten Anschlusszahlen es vermuten lassen. Die Zahl der freien Hotspots, hier ist Südkorea mit 37,4 Zugangspunkten je 10.000 Einwohner weltweit führend, zum Vergleich Deutschland: 1,9 Zugangspunkte je 10.000 Einwohner (ECO) beschäftigte Anfang November auch Angela Merkel und Sigmar Gabriel, die sich mit Präsident Hollande zum deutsch-französischen Digitalgipfel trafen. Vor allem Deutschland sei eine WLAN-Wüste, gab Wirtschaftsminister Gabriel selbstkritisch zu Protokoll und Angela Merkel argwöhnte, dass Europa bei der Digitalisierung von Asien und den USA abgehängt werden könnte.

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Bei den WLAN-Hotspots ist es in Deutschland vor allem die sogenannte "Störerhaftung" nach der derjenige, der einen Hotspot zu Verfügung stellt, für alles haftet, was Nutzer in diesem WLAN-Netz so treiben, die einen Ausbau verhindert. Auch in Asien sind es häufig nationale Gesetze, die die störungsfreie Internetnutzung behindern.

So ist das Netz beispielsweise in China mit einer durchschnittlichen Breitbandgeschwindigkeit von 31 Megabit durchaus schneller als im globalen Schnitt. Auch die mobile Geschwindigkeit ist mit 27,6 Megabit im Vergleich rasend schnell. Wenn da nicht die staatliche Zensur wäre. Alle Internetinhalte, die den Parteioberen nicht in den Kram passen, werden observiert und im Zweifel blockiert. Diese "Great Firewall" macht das Netz künstlich langsam, sodass die offiziellen Zahlen praktisch nur für das chinesische "Intranet" gelten, also die chinesischen Inhalte, die die Abteilung "Horch und Guck" für unbedenklich hält.

Ähnliches gilt für Malaysia mit seinen strengen Religionswächtern. Die Internetversorgung in weiten Teilen Asiens ist durchaus vergleichbar mit der Entwicklung in Europa. Es gibt die "Leuchtturm-Länder" wie Südkorea oder Singapur, die sich hinter dem europäischen Internetvorzeigeland Finnland nicht zu verstecken brauchen. Und es gibt die Länder mit technisch oder administrativ begründeter Unterversorgung. Aber dort weiß man sich - typisch Asien - zu helfen.

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Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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